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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
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verschwinden.«
    »Sie tun… was?«
    »Sie verschwinden, Sir. Lösen sich in Luft auf. Direkt vor unseren Augen.«
    »Das meinen Sie doch nicht im Ernst?«
    »Doch, Sir. Sie sitzen auf einem Bett oder stehen irgendwo herum. In einem Augenblick sieht man sie noch, im nächsten schon nicht mehr. Manchmal halten sich alle vierundzwanzig in der Station auf, manchmal überhaupt keiner. Sie verschwinden und kommen ohne Grund und ohne festes Schema wieder zurück. Deshalb halten wir die Station verschlossen. General Carpenter, in der gesamten Geschichte von Krieg und Kriegsverletzungen hat es noch nie einen solchen Fall gegeben. Wir wissen nicht, wie wir damit fertig werden sollen.«
    »Bringen Sie mir drei von diesen Leuten«, sagte General Carpenter.
    Nathan aß Eier Benediktine auf Toast, trank zwei Gläser Ale und rauchte eine John Drew, rülpste genußvoll und erhob sich vom Frühstückstisch. Er nickte Gentleman Jim Corbett zu, der daraufhin sein Gespräch mit Diamond Jim Brady unterbrach und ihn auf dem Weg zur Kasse begleitete.
    »Wem würdest du in diesem Jahr den Wimpel gönnen?« erkundigte sich Gentleman Jim.
    »Den Dodgers«, gab Nathan Riley zurück. »Sie haben kein Niveau.«
    »Sie haben Snider und Furillo und Campanella. Sie werden dieses Jahr die Meisterschaft erringen, Jim. Ich wette darauf, daß sie es schneller schaffen als jedes andere Team zuvor. Bis zum dreizehnten September. Schreib dir das Datum auf und sieh dann nach, ob ich recht behalten habe.«
    »Du hast immer recht, Nat«, sagte Corbett.
    Riley lächelte, unterzeichnete den Scheck, schlenderte auf die Straße und nahm eine Kutsche zum Madison Square Garden. An der Ecke Fünfzehnte und Achte Straße stieg er aus und ging die Treppen zu einem Buchmacherbüro hinauf, das über einer Radiowerkstatt lag. Der Buchmacher blickte ihn an, nahm einen Umschlag hervor und zählte fünfzehntausend Dollar ab.
    »Rocky Marciano siegt mit K. o. über Roland La Starza in der elften Runde«, sagte er. »Wie zum Teufel kannst du so etwas derart genau vorausahnen, Nat?«
    »Davon hängt mein Lebensunterhalt ab«, lächelte Riley. »Nimmst du auch Wetten auf die Wahl entgegen?«
    »Eisenhower steht zwölf zu fünf. Stevenson…«
    »Adlai kannst du vergessen.« Riley legte zwanzigtausend Dollar auf den Tisch. »Ich tippe auf Ike. Erledige das bitte für mich.« Er verließ das Wettbüro und ging zu seiner Suite im Waldorf, wo schon ein großer, schmächtiger junger Mann nervös auf ihn wartete. »Ah, ja«, sagte Nathan Riley, »Sie sind doch Ford, nicht wahr? Harold Ford?«
    »Henry Ford, Mr. Riley.«
    »Und Sie brauchen Kapital, um diese Maschine in Ihrem Fahrradladen zu finanzieren. Wie heißt sie doch noch?«
    »Ich nenne sie ein Ipsimobil, Mr. Riley.«
    »Hm. Ich kann nicht sagen, daß dieser Name mir besonders gut gefällt. Warum nennen Sie das Ding nicht Automobil?«
    »Das ist ein wunderbarer Vorschlag, Mr. Riley. Das werde ich tun.«
    »Ich mag Sie, Henry. Sie sind jung, fleißig, anpassungsfähig. Ich glaube an Ihre Zukunft und auch an Ihr Automobil. Ich werde zweihunderttausend Dollar in Ihre Firma investieren.«
    Riley unterzeichnete den Scheck und führte Henry Ford hinaus. Er schaute auf die Uhr und fühlte plötzlich den Drang, zurückzukehren und sich dort einen Moment umzuschauen. Er ging ins Schlafzimmer, entkleidete sich und zog ein graues Hemd und graue Hosen an. Auf der Tasche des Hemdes befand sich ein Schild mit großen blauen Buchstaben: U. S. A. H.
    Er schloß die Schlafzimmertür und verschwand. Er tauchte in der Station T des U. S.-Armeehospitals in St. Albans wieder auf und stand neben seinem Bett, das eines von vierundzwanzig war, die an der langen, hellen, stahlverkleideten Wand standen. Bevor er einen Atemzug machen konnte, wurde er von sechs kräftigen Händen ergriffen, und bevor er gegen sie ankämpfen konnte, fühlte er den Einstich einer pneumatischen Spritze und sank, betäubt von anderthalb Kubikzentimeter Sodiumthiomorphat, zu Boden. »Einen haben wir«, sagte jemand.
    »Bleibt dort«, antwortete eine andere Stimme. »General Carpenter hat gesagt, daß er drei haben will.«
     
     
    Nachdem Marcus Brutus der Jüngere ihr Bett verlassen hatte, schlug Lela Machan die Hände zusammen. Ihre Sklavinnen betraten das Schlafzimmer und bereiteten ein Bad vor. Sie badete, kleidete sich an, parfümierte sich und frühstückte – Feigen aus Smyrna, Goldorangen und etwas Lachrima Christi. Dann rauchte sie eine Zigarette und befahl ihre
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