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Hände weg vom Abendschatten!

Hände weg vom Abendschatten!

Titel: Hände weg vom Abendschatten!
Autoren: Lene Mayer-Skumanz
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und ich vermute, dass auch der Museumswärter — „ Sie hielt inne, als Signora Lazini mit zwei Arbeitern in blauen Overalls über die Wiese geschritten kam.
    „Verzeihen Sie die Störung“, bat Signora Lazini , „wir hatten heute Nacht einen längeren Stromausfall, und nun müssen wir in jedem Appartement überprüfen, ob die elektrischen Geräte Schaden genommen haben.“
    „Bitte sehr“, sagte Onkel Hans.
    Die Arbeiter gingen in die Wohnung, Signora Lazini warf Chiara einen vorwurfsvollen Blick zu. „Kind, du frühstückst hier und belästigst die Gäste —“
    „Aber überhaupt nicht!“, rief Tante Lisa. „Dank Chiara erlebt unser Markus einen sehr anregenden Urlaub!“
    Auf der Nachbarveranda erschien Frau Lorena mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Sie sah blass und müde aus, war aber trotzdem sorgfältig hergerichtet. Chiara übersetzte für Markus, was Frau Lorena herüberrief: „Armer Giorgio! Nun hat er doch noch Fieber bekommen von diesem Sonnenbrand. Weil er nie auf mich hört! Heute muss er im Bett bleiben, im abgedunkelten Zimmer. Heute bin ich aber ganz streng mit ihm!“
    „Unsere Arbeiter werden so rücksichtsvoll wie möglich sein“, erklärte Frau Lazini mitfühlend. „Leider müssen sie die Geräte überprüfen.“
    Frau Lorena setzte ihre Tasse nieder und eilte zurück in die Wohnung. Nach wenigen Augenblicken kam sie wieder, eine Strohtasche und einen Sonnenschirm unter dem Arm. „Die Arbeiter sollen bitte leise sein, mein Mann schläft jetzt. Ich mache unterdessen einen kleinen Rundgang.“
    Markus stupste Chiara gegen die Schulter. Sie warteten, bis Frau Lorena in der Kastanienallee verschwunden war, dann sprangen sie gleichzeitig auf.
    „Nanu“, sagte Onkel Hans. „So stürmisch „Wir machen auch einen kleinen Rundgang“, stieß Markus hervor. Und schon waren sie auf und davon.
    „Was, wenn sie den Wagen nimmt?“, flüsterte Markus. „Abwarten!“
    Frau Lorena schlug nicht den Weg zum Parkplatz ein. Ohne Eile schlenderte sie auf die Straße hinaus und begann, langsam den Kaninchenhügel emporzusteigen. Ab und zu bückte sie sich und pflückte eine Pflanze, roch an ihr, sammelte einen Strauß.
    „Die hat Nerven“, sagte Markus.
    „Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken“, sagte Chiara. „Mister Hunter hätte auf sie hören sollen...“
    In einem großen Abstand folgten sie ihr. Manchmal duckten sie sich hinter die Feuerdornbüsche. Schließlich verloren sie Frau Lorena aus den Augen, aber als sie mit aller Kraft horchten, konnten sie ihre Schritte hören. Ein Zweig knackte unter ihren Füßen, ein Steinchen kollerte den Abhang hinab — dann war es still.
    Sie hielten inne, Schulter an Schulter. Chiara sah Markus an, und Markus sah Chiara an. So warteten sie eine Weile, mit angehaltenem Atem, bis Chiara lautlos die Lippen bewegte. „Weiter“, verstand Markus.
    Vorsichtig schlichen sie hügelaufwärts, dichte Büschel von Salbei und Minze machten ihre Schritte lautlos.
    „ Fermatevi !“, schrie eine Stimme. „Halt!“
    Wie angewurzelt blieben sie stehen. Aber der Ruf hatte nicht ihnen gegolten. Auf der Anhöhe des Hügels war Frau Lorena sichtbar geworden, neben ihr tauchte der junge Maler auf. Markus und Chiara huschten hinter eine Eiche und strengten ihre Ohren an. „Übersetz, bitte!“, flüsterte Markus.
    „Kriminalpolizei. Öffnen Sie bitte Ihre Tasche! Geben Sie mir Ihren Schirm —“
    „Jetzt gibt er sich gar als Kriminalbeamter aus!“, hauchte Chiara. „So eine Frechheit! Versicherungsagent war er schon...“
    „Still“, sagte Markus. „Ich bin sicher, er ist Kriminalbeamter, wenn auch noch ein junger ungeschickter...“
    Neben den Blonden waren zwei Polizisten getreten. Sie leerten Frau Lorenas Strohtasche aus. Ein Taschentuch und ein Bündel Rosmarin fielen heraus. Der Blonde spannte den Sonnenschirm auf und schwenkte ihn hin und her.
    Frau Lorenas Stimme klang tief gekränkt. Chiara übersetzte: „Ich muss schon sehr bitten — das ist ja ein Überfall — mein armer Rosmarin — treten Sie bitte nicht drauf-“
    Die Polizisten ließen sich nicht beirren. Sie baten Frau Lorena, sie zu ihrem Wagen hinunter zu begleiten, sie möge auf dem Kommissariat einige Fragen beantworten.
    Chiara und Markus sahen, wie die beiden Männer mit Lorena fortgingen. Der Blonde blieb auf dem Hügel.
    „Los!“, sagte Markus. „Jetzt wird’s spannend.“
    Sie liefen zu dem jungen Mann hinauf.
    „Schon wieder ihr zwei“, sagte der finster. „Ihr treibt
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