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Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Titel: Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
Autoren: Stefanie Mohr
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untersuchen, wandte sich Hackenholt dem ordentlich gemachten Bett zu. Er schlug beide Decken zurück. Alles war sauber, nur ein Nachthemd fehlte.
    Das rechte Nachtschränkchen verriet, dass Annika Dorn die dem Fenster zugewandte Seite des Betts genutzt hatte. Darauf standen ein halb volles Wasserglas und ein Digitalwecker, daneben lag eine aufgeschlagene Frauenzeitschrift. Auf dem anderen Nachttisch stapelten sich mehrere Bücher, und ein alter Stoffteddy stand neben einem laut tickenden antiken Wecker. Wie konnte man bei diesem Lärm nur schlafen, fragte sich Hackenholt. In der obersten Schublade des Kästchens fand er eine Sammlung Armbanduhren. Große, kleine, schlichte, auffällige. Alle Formen und Marken waren vertreten. Die zweite enthielt eine große Schmuckkassette mit Halsketten, Ohrringen und Armbändern. In der untersten fand er eine Packung bunter Kondome, Gleitgel, Sex-Spielzeug und zwei Bücher: Ratgeber für ein aufregendes Intimleben. Hackenholt verdrehte die Augen. Der andere Nachttisch entpuppte sich überraschend als leer.
    Oben im Wohnzimmer gaben verglaste Türen Wünnenberg den Inhalt der Vitrine preis. Neben ein paar Büchern fand er mehrere dicke Fotoalben. Als er Hackenholts Schritte auf der Treppe hörte, blickte er auf.
    »Hier sind Familienbilder und Zeitungsausschnitte über ein Busunglück in den Alpen. Ihre Eltern scheinen beide dabei ums Leben gekommen zu sein.« Er reichte seinem Kollegen die Berichte und Todesanzeigen.
    Hackenholt überflog einen der Artikel. Ein deutscher Reisebus war in den Alpen wegen schlechter Sicht und überhöhter Geschwindigkeit von der Passstraße abgekommen und einen Abhang hinuntergestürzt. In den Anzeigen wurde nur Annika Dorn als trauernde Angehörige genannt, keine Geschwister oder entferntere Verwandte. Schweigend gab er Wünnenberg alles zurück. Melancholie stieg in ihm auf. Er hatte Mitleid mit der jungen Frau, die solch einen schrecklichen Verlust hatte hinnehmen müssen. Und nun war sie selbst einem Verbrechen zum Opfer gefallen.
    Seufzend ging er in den angrenzenden Raum. Das Zimmer war nicht so tadellos aufgeräumt wie die anderen. Auf dem Schreibtisch türmte sich geöffnete und noch geschlossene Post. Gegen das vorderste Tischbein war eine Laptoptasche gelehnt. Hackenholt beschloss, Wünnenberg den Computer zu überlassen. Schließlich war der jüngere Kollege im Gegensatz zu ihm diesbezüglich ein absoluter Profi.
    In den Schubladen wurde Hackenholt endlich fündig: Eine Dokumentenmappe enthielt Annika Dorns Geburts- sowie die Heirats- und Sterbeurkunden ihrer Eltern. Auch deren Testamente fehlten nicht. Aus den Unterlagen ging hervor, dass die Filialleiterin tatsächlich deren einziges Kind gewesen war.
    Unter der Mappe entdeckte Hackenholt eine blaue Notarurkunde, die er überflog. Sie betraf den Verkauf eines Grundstücks in Hetzles, das den Eltern gehört hatte. Das nächste Fach enthielt den leeren Karton eines Siemens-Outdoorhandys sowie die dazugehörigen Vertragsunterlagen.
    Wünnenberg trat zu ihm. »Ich habe bisher nichts gefunden, was darauf schließen lässt, dass außer ihr noch jemand in der Wohnung gelebt hat. Und du?«
    Hackenholt schüttelte den Kopf. Ihm war es genauso ergangen.
    »Soll ich den Laptop gleich anschauen oder ihn mit ins Präsidium nehmen? Allerdings sehe ich hier keinen Drucker, mit dem ich Kopien machen könnte.« Wünnenberg schaute sich suchend um.
    Im Zimmer wurde es allmählich dunkel. Hackenholt blickte auf die Uhr: Sie waren schon seit fast zwei Stunden in der Wohnung. »Nimm ihn lieber mit. Wir müssen auch noch den Kater ins Tierheim bringen, also lass uns möglichst bald wieder zurück in die Stadt fahren.«
    Im Bad hatte Wünnenberg einen Katzentransportkorb bemerkt, den er nun holte, während Hackenholt versuchte, das Tier einzufangen. Sobald er sich dem Kater auf Armeslänge genähert hatte, sprang dieser sofort fauchend davon. Schließlich drängte Hackenholt ihn im Flur in eine Nische, aus der es keinen Ausweg gab. Doch auch dann ergab sich das Tier nicht friedlich seinem Schicksal. Es schrie und schlug mit seinen Krallen nach Hackenholt, als er es hochhob und in den Transportkäfig setzte. Schnell schloss er das Gitter und besah sich resigniert seine zerkratzten Hände. Die vermeintlich schnelle Einfangaktion hatte länger als eine Viertelstunde gedauert.
     
    Wünnenberg musste zweimal um den Block kreisen, bis er vor dem hell erleuchteten thailändischen Eckrestaurant Cantina einen Parkplatz
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