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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Minuten für mich erübrigen könnten, würde ich Ihnen gerne eine erzählen.«
    Grant hob beide Hände. »Ich bin Ihnen das wohl schuldig. Sagen Sie mir, was Ihnen auf der Seele brennt.«
    Daxxel fühlte sich ein wenig albern, als er zu dem ansetzte, was er sagen wollte, aber es gab jetzt kein Zurück mehr für ihn. Wenn er damit seinen Kredit bei Grant verspielte, war das auch nicht mehr zu ändern.
    »Gehen wir zurück in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der die Niib noch regierten – gerade noch so. Sie sind grausam und brutal, aber nicht dumm, und sie erkennen die Zeichen der Zeit. Sie wissen, dass sie den Bürgerkrieg verlieren werden und dass ihre Tage gezählt sind. Und sie wissen, dass ihnen allen ein grausames Schicksal bevorsteht. Man hat sich wahrscheinlich bereits an jenen von ihnen gerächt, die gefangen wurden, und der Rachedurst der endlos lange geknechteten Völker der Galaxis ist groß. Die Niib wollen überleben und ja, sie wollen in einer Situation sein, eines Tages wieder das Heft des Handelns in Händen zu halten. Sie müssen daher das Kunststück vollbringen, spurlos zu verschwinden, ohne gleichzeitig gezwungen zu sein, irgendwo Unterschlupf zu finden, wo man sie wahrscheinlich irgendwann wiederfinden würde – vor allem weil sie sich nun ihrer eigenen Schwächen deutlich klar geworden sind, jenen Schwächen, die zu ihrem Untergang führten. Wollen sie einst zurückkehren, dann können und dürfen sie nicht die Niib sein, die sie einst waren.«
    Grant nickte langsam.
    »Sie haben immer noch meine Aufmerksamkeit, Daxxel. Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber die Geschichte klingt interessant.«
    »Danke. Und Sie werden jetzt merken, worauf ich hinauswill. Die Niib schmieden einen Plan. Die beste Tarnung ist es, wenn man selbst nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist. Es nützt nichts, allein das Aussehen zu verändern – wozu sie ganz sicher in der Lage waren. Es waren großartige Bioingenieure. Und sie besaßen ausreichend Skrupellosigkeit, um an sich selbst Experimente durchzuführen, dessen bin ich überzeugt. Also schritten sie zur Tat. Sie verschafften sich neue Körper – klein, schwach wirkend, unauffällig – und entwickelten eine Tarngeschichte. Sie manipulierten auch ihre Bewusstseinsinhalte, radierten Erinnerungen aus, pflanzten neue Verhaltensweisen ein. Und als die Rebellen die Niib-Stationen eroberten, in der Endphase, die Bastionen ihrer Unterdrücker vorfanden, dann waren da keine Niib mehr, sondern nur noch ihre Sklaven …«
    »Die Bodaren!«, platzte es aus Grant heraus. »Sie meinen das ernst, Daxxel?«
    Der hob seine Hände in einer Geste der Unwissenheit.
    »Es ist natürlich nur eine Spekulation, aber sie würde so vieles erklären. Über die Jahrtausende haben sich gewisse Programmierungen in der kollektiven Psyche der Bodaren verstärkt oder verändert, denn die Niib haben natürlich sofort die Kontrolle über die Entwicklung verloren, als sie ihre Erinnerung auslöschten. Die Bodaren sehen sich jetzt als Wächter, die sich auf eine mögliche Rückkehr der Niib vorbereiten, und sie sind schon deswegen dermaßen von dieser Rückkehr überzeugt, weil ihnen tief in ihrem Unterbewusstsein klar ist, dass sie nie fortgegangen sind. Die Bodaren haben ihr Verständnis für die Niib-Technologie bewahrt und sie erkennen, was mit dieser angestellt werden kann. Ihre Reaktionen sind daher nachvollziehbar. Sie bereiten sich darauf vor, gegen sich selbst antreten zu müssen, ohne das zu wissen. Es hat eine gewisse Tragik, denke ich. Aber es ist schlüssig.«
    Grant schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich kenne keinen Xenoethnologen, der jemals in diese Richtung gedacht hat«, sagte er dann und der bewundernde Unterton war seiner Stimme deutlich zu entnehmen. »Ich weiß nicht, was ich von dieser Theorie halten soll, und vielleicht wäre es in der Tat wert, sie näher zu verfolgen …«
    »Oder auch nicht«, wandte Daxxel ein. »Tatsächlich bin ich der Auffassung, dass man lieber darauf verzichten sollte.«
    »Wieso?«
    »Wir können doch derzeit ganz zufrieden sein. Die Bodaren sind möglicherweise ein Volk, das tief in seiner eigenen Selbstverleugnung verankert ist, ja, das diese sogar in eine bewusste Abwehrhaltung entwickelt hat, die selbstzerstörerische Züge hätte, wenn meine Theorie stimmt. Wenn wir ihnen einfach nur erlauben, nach den Niib Ausschau zu halten, ohne dass sie jemals angestoßen werden, in den Spiegel zu blicken – dann müssen wir uns
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