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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht
Autoren: Susanne Klingner
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darauf sein könnte, dass Hausbesitzer und Architekten auf die Experten hören, die sagen: Es gibt keine bessere Wärmedämmung als ein Garten auf dem Dach.
    Mein Gemüse wird einen weiteren Vorteil haben, den die Vertreter des urban farming propagieren: Es benötigt keine langen Transportwege und ist damit extrem umweltfreundlich: Wenn ich mit meiner Ernte anstatt des Fahrstuhls die Treppe zu mir in die Wohnung nehme, produziert mein Essen grandiose 0,0 Gramm CO 2 und verbraucht keinerlei Kraftstoff.
    Nicht zu vergessen: Jeder Hinterhof und Balkon, auf dem etwas angebaut wird, sieht besser aus als kahler Beton.
    Außerdem kann urbaner Gartenbau gut für die Nachbarschaft sein: Wenn man Ackerflächen gemeinsam nutzt, lerntman sich auch gleich kennen, übernimmt Verantwortung für sein Viertel, lernt zu teilen. In meinem Haus wohnen zwar nicht so viele Menschen, weil es eigentlich ein Bürogebäude ist und nur die oberen beiden Etagen bewohnt sind. Aber vielleicht kann ich auch einen meiner Nachbarn fürs Gärtnern begeistern.
    Die Idee des urbanen Gärtnerns ist so einfach und gut, dass ich mich frage, warum ich bisher schon mit meinen fünf, sechs Kräutertöpfen auf dem Fenstersims zufrieden war. Und warum ich beim Stichwort Gärtnern ausschließlich an Leben auf dem Land, kleine Gärten in Vorstädten oder höchstens noch an Datschen am Stadtrand gedacht habe. Platz für ein paar Kästen und Kübel ist ja eigentlich überall.
    ›Garten ist, was du draus machst‹, denke ich. Ich drehe mich auf dem Garagendachgarten noch mal um mich selbst, stelle mir vor, was ich hier alles anstellen könnte, und hoffe, dass mir meine Vermieterin dieses braune Stück Stadt überlässt.

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Tag 16
Meine Nähmaschine und ich
    Ich habe meine Nähmaschine aus der Lücke zwischen Regal und Schreibtisch hervorgeholt. Denn jetzt wird genäht. Zwar besitze ich diese Nähmaschine seit knapp 19 Jahren, aber in den letzten Jahren habe ich sie nur angefasst, wenn ich an die Steckdose musste, vor der die Maschine stand. Früher habe ich mir auch mal ein Kleidungsstück genäht, nach einem Fertigschnitt. Heute nur: hin und wieder ein paar Gardinen für unsere Wohnung, einen Einkaufsbeutel oder einen Kissenbezug.

    Mein Plan für heute: Ich vermesse mich und mache mir selbst den Schnitt für ein Kleid, das ich bei Marc Jacobs gesehen habe und bei dem ich mir dachte: ›Na Mensch, so schwer kann das doch nicht sein.‹ Leider habe ich nicht die leiseste Ahnung, wie man einen Schnitt macht. Vielleicht ist es einfach, vielleicht kompliziert. Aber alles lässt sich lernen, mache ich mir Mut. Bis Silvester will ich etwas besitzen, das ich nicht nur zugeschnitten und zusammengenäht, sondern dessen Schnittmuster ich auch selbst angefertigt habe.
    Ich wuchte meine Nähmaschine auf den Küchentisch und puste kräftig hinein. Viele kleine Staubflusen wirbeln heraus. Tja, jetzt sitze ich hier. Aber wo fange ich an? Ich brauche Rat. Ich schreibe meiner Mutter eine SMS : »Ich will mir einen Kleiderschnitt selber machen. Wie geht das?«
    Sie antwortet prompt: »Gar nicht so schwer, aber per SMS sehr schwer, am Telefon auch. Wenn du nächstes Mal hier bist? Oder Buch kaufen.«
    Bis zum nächsten Besuch bei meiner Mutter kann ich nicht warten, das ist noch lange hin. Eigentlich will ich nicht mal mehr eine halbe Stunde warten. Ich klappe neben der Nähmaschine den Computer auf und schaue nach einem Lehrbuch, das mir beibringen kann, wie ich einen Kleiderschnitt mache.
    Ein paar Minuten später sitze ich schockiert vor dem Bildschirm: Die großen Grundlagenbücher kosten alle um die hundert Euro, das preiswerteste deutschsprachige würde ich für knapp die Hälfte bekommen. Es hat zwar gute Kritiken, macht aber einen altbackenen Eindruck, sehr technisch und sehr Achtziger. Also schaue ich einmal noch bei den englischsprachigen Büchern nach, und hier ist das Angebot wieder ungleich größer: Profibücher mit 800 Seiten gibt es genauso wie Einsteigerbücher für junge Menschen, die sich einfach Klamotten nähen wollen.
    Da ich keinen Laden für Damenoberbekleidung eröffnen will, reichen mir Grundlagenkenntnisse. Ich bestelle das Buch »Design-It-Yourself Clothes: Patternmaking Simplified« von Cal Patch. Ein amerikanisches Paperbackbuch mit 120 Seiten für 18,12 Euro. Schon der erste Satz des Klappentextes hat mich restlos überzeugt, das Buch zu kaufen: »If you’ve ever watched Project Runway and wished you were a contestant, or you’re simply ready
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