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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht
Autoren: Susanne Klingner
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of Crafts« zu nennen. Jugendfrei übersetzt »Das verdammt dicke Buch vom Handwerkern«. Wobei »Craft« im Englischen sowohl Handarbeit als auch Handwerk bedeuten kann. Es wird nicht wie bei uns in weibliche Handarbeit und männliches Handwerk unterteilt.
    Deutsche Do-it-yourself – Titel zum Gärtnern, zu Handarbeit und zum Basteln sind nicht nur seltener, sondern sehen auch wahnsinnig dröge aus. Auf dem hiesigen Büchermarkt dominieren immer noch praktische Tipps in mittelmäßig designter Ratgeberoptik. Zum Beispiel bei den Nähbüchern: Da heißt das einzige halbwegs modern aussehende deutschsprachige Buch »Nähen lernen: Das 23-Projekte-Einsteigerprogramm«. Ein englischsprachiger Titel dagegen lautet »SewWhat! Skirts: 16 Simple Styles You Can Make With Fabulous Fabrics« – übersetzt: »Näh was! 16 einfache Modelle, die du aus fabelhaften Stoffen machen kannst«. In diesem Titel steckt eine Haltung. »Sew What!« kann akustisch auch als »Na und?!« verstanden werden: Was ist schon dabei, sich seinen Traumrock selbst anzufertigen? Es geht um Spaß. Ums einfach Loslegen. Diese Bücher sind wilder, machen schon beim Anschauen Lust aufs Ausprobieren. Die Haltung: Fang einfach mal an, mach was Lustiges, geh raus, zeig es her, im Zweifelsfall nenn es Kunst. In Deutschland sollte man dagegen am besten erst einmal einen Meisterbrief vorweisen, um sich an ein Handwerk heranzutrauen. Das wirkt abschreckend, jedenfalls auf mich.
    Ich gehe meine Liste noch einmal durch, trenne mich von einigen Titeln wieder und bestelle ein sehr dickes Bücherpaket. »Design-it-yourself« und »Naturseife – Herstellung in der eigenen Küche« bleiben die einzigen deutschsprachigen Bücher, alle anderen Titel sind englisch: »Making Stuff. An Alternative Craft Book«, »Yeah! I Made it Myself. DIY Fashion for the not very domestic Goddess«, »Bend-the-rules Sewing. The Essential Guide to a Whole New Way to Sew« und »The Guerilla Art Kit. For Fun, Non-profit And World-Domination«.
    Als Letztes füge ich meiner Bestellliste noch den Klassiker der neueren amerikanischen Strickbücher hinzu: Debbie Stollers »Stitch   ’n’   Bitch. The Knitter’s Handbook«. Damit hat sie einen Hype ums Stricken ausgelöst, denn Stoller gründete 1999 die erste »Stitch   ’n’   Bitch«-Gruppe in New York. Junge Frauen trafen sich in Cafés zum Stricken und Tratschen – womit man »stitch   ’n’   bitch« salopp übersetzen kann. Und weil Debbie Stoller gleichzeitig Gründerin und Chefredakteurin des popfeministischen Magazins BUST war und ist, wurden die »Stitch   ’n’   Bitch«-Zirkel unter New Yorker Jungfeministinnen sehr schnell sehr populär. Auch ich entdecktesie zunächst als BUST – Chefredakteurin und dann erst, dass sie auch eine amerikanische Strick-Ikone ist. 2003 schrieb Stoller das erste »Stitch   ’n’   Bitch«-Buch, das sofort zum Bestseller wurde, weil es das Stricken quasi neu erfand – weg vom altbackenen, hin zum konsumkritischen und gleichzeitig lustvollen Stricken.
    Offensichtlich traf sie damit den Nerv einer ganzen Generation, auf der »Stitch   ’n’   Bitch«-Webseite haben sich mittlerweile über 480 Strickzirkel in den USA und knapp 220 Gruppen außerhalb der Vereinigten Staaten registriert, unter anderem auch in China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Costa Rica, Tschechien und Südkorea. In Deutschland gibt es sechs Gruppen, die sich regelmäßig treffen, zwei in Berlin – dort gibt es sogar ein Stitch   ’n’   Bitch-Café – und jeweils eine in München, Stuttgart, Hamburg und Regensburg.
    Ich klicke auf »Bestellen«. Und habe damit gerade Bücher für 140 Euro gekauft. Aber hey, irgendwoher muss ich ja lernen, wie es geht. Ein Jahr ist lang.

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Tag 11
»Garten ist, was du draus machst.«
    Der erste Schritt zum eigenen Garten ist getan. Ich habe meiner Vermieterin eine Mail geschrieben, ob ich unseren Hinterhof bzw. das Dach der Garage im Hinterhof zum Anbau von Gemüse nutzen darf. Bisher hatte ich nur einen 40 Zentimeter tiefen Mauervorsprung vor unserem französischen Küchenfenster zur Verfügung, den wir wohlwollend »Balkon« nennen. Dort passen gerade mal ein paar Kräutertöpfe und eine Tomatenpflanze hin. Garten kann man das nicht nennen.
    Das Garagendach dagegen ist ein 30 Quadratmeter großer grün-brauner Fleck Erde, den ich sonst nur vom Fenster aus sehe. Denn bisher galt dort: Betreten verboten. Ein Gitter versperrt eine steile Metalltreppe, die
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