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H2O

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Titel: H2O
Autoren: Patric Nottret
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Einige Forschungsprojekte der Abyss Foundation werfen mittel- oder langfristig Gewinn ab. Im Gegenzug für meine Großzügigkeit profitieren meine Firmen oft vorrangig von den Forschungsergebnissen der Stiftung. Meine größte Freude bei der Sache ist allerdings, an Bord meines eigenen Schiffs reisen zu können ... Wer träumt nicht von einem Job, bei dem man ferne Inseln bereisen kann ...«
    Sénéchal blickte zu den sorgfältig eingeholten Segeln empor.
    »Und die Mannschaft? Ich nehme an, für ein Schiff dieser Größe bedarf es einer Crew?«
    »Heutzutage nicht mehr, dank der Elektronik ... Wir leben im 21. Jahrhundert, lieber Freund.«
    Der Schweizer zückte ein Sturmfeuerzeug und zündete sich mit einer lässigen Geste ein dünnes Zigarillo an. Er nahm einen Zug, stieß den Rauch aus, der vom Wind davongetragen wurde, und fuhr nach kurzer Überlegung fort:
    »Der Reichtum des Meeres besteht nicht nur aus versunkenen Schätzen. Manchmal liegen die Schätze direkt vor unseren Augen. Man braucht nur ein wenig Grips.«
    Er trat an die Reling und deutete mit seinem Zigarillo auf das Wasser.
    »Haben Sie sich mal gefragt, wie die Korallen es anstellen, dass sie bei Ebbe nicht von der Sonne verbrannt werden?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Nun, sie sondern eine Substanz ab - fragen Sie mich nicht, welche, ich kann mir all diese wissenschaftlichen Namen nicht merken. Eine Substanz, die sie schützt. Das hat eines der kleinen Genies, die für die Stiftung arbeiten, entdeckt. Diese Substanz ist ein ausgezeichneter natürlicher Schutz gegen die Sonnenstrahlen und ihre gefährlichen Folgen: die Schädigung der menschlichen Haut.«
    »Der menschlichen Haut ...«
    »Es hat fünf Jahre gedauert, bis wir das Produkt entwickelt hatten.«
    »Wir? Von wem sprechen Sie?«
    »Wir, das sind die Ziegler-Laboratorien ... Fünf Jahre nach der Entdeckung dieser Substanz haben wir eine Sonnenschutzserie auf den Markt gebracht, die auf gewissen Korallen basiert. Diese Produkte sind geschützte Markenzeichen und werden für teures Geld weltweit verkauft. Über das finanzielle Ergebnis können wir uns nicht beklagen.«
    »So wie Sie es darstellen, scheinen die Geschäfte ganz einfach.«
    »Es gibt viele Möglichkeiten. Seltsamerweise wird das Meer nicht so gut genutzt, wie man es erwarten könnte - obwohl es den größten Teil der Erdoberfläche bedeckt.«
    Ziegler deutete erneut aufs Wasser.
    »Dort gibt es alles, um vier, fünf gelungene Coups in einem Leben zu landen. Eine wahre Goldgrube. Man findet darin einzigartige Komponenten, die im medizinischen, kosmetischen und landwirtschaftlichen Bereich genutzt werden können ... Fünfzig Prozent aller Forschungsprojekte zur Behandlung von Krebs basieren auf Meeresorganismen. So wurde das Medikament Azidothymidin, mit dem AIDS behandelt wird, aus einem Schwamm entwickelt, der am Großen Barriere-Riff in Australien vorkommt. Wahrscheinlich wussten Sie genauso wenig wie ich, dass dieser Organismus eines Tages zu etwas anderem dienen würde, als sich zu waschen, stimmt's?«
    Ein leichte Brise strich durch die Wanten, ein Fall vibrierte. Ziegler nahm seine Schirmmütze ab und fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar, das sich leicht im Nacken kräuselte. Sénéchal bemerkte, dass er von Sommersprossen bedeckte Geheimratsecken hatte und sich vermutlich die Haare färbte, denn der Ansatz war hellbraun.
    Der Mann setzte die Mütze wieder auf.
    »Übrigens, Inspektor, die Buchhaltung der Abyss Foundation ist so transparent ...«
    Er wies mit großer Geste auf das Meer.
    »... wie das Wasser, das Sie hier sehen.«
    »Davon bin ich überzeugt. Laden Sie mich zu einem kleinen Rundgang auf Ihrer Jacht ein?«

9
 
 
 
    Sie stiegen eine schmale Treppe hinab und durchquerten zwei Gänge. Der elegante Jachtbesitzer öffnete eine Tür mit der Aufschrift »Labor«. Der Raum erstrahlte im Licht der Neonlampen unter der Decke, die dem Umweltinspektor sehr niedrig vorkam. Vorsichtshalber bückte er sich beim Eintreten. An metallenen Arbeitstischen saßen fünf Personen in weißen Kitteln, umgeben von elektronischen Instrumenten, Aquarien, chromblitzenden Geräten, Mikroskopen, Reagenzgläsern und Computern. Es roch nach Jod und chemischen Substanzen.
    Ziegler verkündete in die Runde:
    »Dieser Herr ist vom Umweltministerium. Er will sich ansehen, was wir hier machen. Im Rahmen einer ... ähm, einer Studie.«
    Sénéchal spürte unter seinen Füßen ein kaum merkliches Schlingern. Er grüßte die
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