Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
„Natürlich nicht. Ich habe erst eine Prinzessin vor einer Horde Wildschweine gerettet, musste mich als Mädchen verkleiden, mich prügeln und…“ Gwyn hielt inne. „Aber wollen wir nicht hineingehen? Dann werde ich dir die ganze Geschichte erzählen.“
    „Ja, natürlich. Du musst nach der langen Reise erschöpft sein“, rief sie aufgeregt. Dann zögerte sie. „Ich kann dir nur nichts zu essen anbieten…“
    Gwyn band den schweren Proviantbeutel vom Sattel. „Das macht nichts. Ich bin nicht mit leeren Händen gekommen.“
    Als er die Bauernkate betrat, in der er die ersten vierzehn Jahre seines Lebens zugebracht hatte, schaute Gwyn sich um. Die Spuren des Überfalls waren alle beseitigt worden, doch es fehlte viel vom alten Hausrat. Die Sachsen hatten in ihrer Zerstörungswut gründliche Arbeit geleistet.
    „Wo sind Vater und Edwin?“, fragte er.
    „Die beiden sind unterwegs nach Camborne, um von unserem letzten Geld etwas Saatgut, eine Kuh, Schafe und vielleicht noch ein paar Hühner zu kaufen“, sagte Muriel und nahm ihm den prall gefüllten Beutel ab. Sie stieß einen leisen Pfiff aus, als sie ihn auf dem Tisch ausleerte. „Käse, Schinken, Speck. Das kommt gerade recht.“
    Gwyn sah, dass ihre Hand leicht zitterte, und fühlte sich auf einmal schlecht. Es war offensichtlich, dass Muriel in letzter Zeit gehungert hatte. Ihm war nicht entgangen, wie schmal ihr Gesicht geworden war.
    „Das Brot habe ich schon aufgegessen“, sagte er unbehaglich, als er sich an seinen alten Platz am Tisch setzte. „Zum Schluss war es ohnehin so hart gewesen, dass man sich fast die Zähne daran ausbrach.“
    Muriel schien ihn gar nicht gehört zu haben. Sie setzte sich zu ihm und sah ihn lange schweigend an.
    „Du hast dich sehr verändert“, sagte sie schließlich.
    Gwyn lächelte verlegen. „Hoffentlich nicht zu meinem Nachteil.“
    „Du siehst erschöpft aus. Und dein Gesicht ist irgendwie… härter geworden. Als ob du Schlimmes durchgemacht hättest. Was ist mit dir geschehen, Gwyn? Warum musste Sir Humbert sterben?“
    Gwyn starrte ins Leere. Und dann begann er zu erzählen, was ihm widerfahren war, seitdem er in jener Nacht den Hof des Vaters verlassen hatte: wie er Sir Humbert gefunden und sich ihm angeschlossen hatte, der alte Ritter von den Schergen Mordreds entführt worden war und er sich ganz alleine nach Camelot aufgemacht hatte, um dort Hilfe zu holen, und wie er sich mithilfe Prinzessin Aileens, der Enkelin König Arturs, durch eine List Zutritt zur Burg verschafft hatte. Er berichtete der staunenden Muriel von den Wundern Camelots, den Helden der Tafelrunde und dem geheimnisvollen Merlin, dem Berater des Königs, Gwyns verräterischem Herrn Sir Urfin und der Heldenhaftigkeit seines Freundes Sir Humbert, der sein Leben für ihn geopfert hatte. Als er seinen Bericht mit Mordreds Angriff auf Camelot und dem Sieg König Arturs – an dem er, Gwyn, einen nicht unwesentlichen Anteil gehabt hatte – abgeschlossen hatte, hielt er inne. Er besann sich darauf, was der wichtigste Grund für seine Rückkehr nach Redruth gewesen war. Er wollte etwas über seine Herkunft erfahren.
    Gwyn ergriff die Hand seiner Schwester und sah ihr in die Augen.
    „Muriel, hast du… hat Vater dir jemals etwas über meine Mutter erzählt?“
    Gwyn und Muriel waren Halbgeschwister. Sie und Edwin waren die Kinder von Do Griflets erster Frau. Gwyns Mutter Valeria war bei Gwyns Geburt gestorben.
    „Nein“, sagte Muriel traurig. „Du weißt doch, dass er niemals über sie spricht, und ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Ich war erst ein Jahr alt, als du geboren wurdest.“
    Gwyn blickte Muriel ernst an.
    „Sir Humbert muss meine Mutter gekannt haben. Er rief ihren Namen, bevor er… als er…“ Die letzten Worte blieben ihm im Hals stecken, als er an das tragische Ende seines Freundes dachte. Gwyn schluckte.
    Muriel schien erst einen Moment zu brauchen, um den Sinn seiner Worte zu erfassen, und sagte dann langsam: „Er hat sie gekannt? Aber… wie ist das möglich?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Gwyn niedergeschlagen, als er einigermaßen seine Fassung wieder gefunden hatte. Er zögerte. „Und das ist nicht das einzige Rätsel. Merlin, der Berater König Arturs, sprach mich mit meinem Geburtsnamen Gwydion an. Kein Mensch hat mich in meinem ganzen Leben jemals so genannt, woher wusste er ihn also? Als ich erst einige Tage auf Camelot war, entdeckte Merlin mein Medaillon – und war nicht überrascht, es zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher