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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals
Autoren: Peter Schwindt
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hatte sein Leben für ihn geopfert. Und er hatte ihm sein Schwert und Pegasus hinterlassen.
    Gwyn seufzte und warf einen Stein ins Wasser, der den perfekten Spiegel des Sees für einen Moment zerbrach. Sie würden weiterreiten müssen. Die Dame vom See konnte oder wollte sich ihm nicht zeigen.
    Pegasus stand etwas abseits bei einem plätschernden Bach und knabberte an einem Büschel Gras. Gwyn stand auf, klopfte sich seinen Waffenrock ab und streckte sich. Noch zwei Tagesritte und er würde den Hof seines Vaters in Cornwall erreicht haben.
    Das Knacken eines morschen Astes explodierte in der Stille wie ein Peitschenknall. Eine Schar schwarzer Vögel flog erschrocken auf.
    Gwyn wirbelte herum und spähte hinüber zu dem Busch, aus dem das Geräusch gekommen war. Vorsichtig zog er sein Schwert aus der Scheide. Wenn sich einige versprengte Sachsenkrieger oder Mordreds schwarze Ritter hier im Wald versteckt hatten, würde ihm die Waffe nicht viel helfen, doch es beruhigte ihn, das lederbezogene Heft in seiner Hand zu spüren.
    Langsam tastete er sich rückwärts zu Pegasus und band die Zügel los, die er um einen Ast gewunden hatte. Das Pferd schien Gwyns Nervosität zu spüren und spitzte die Ohren.
    „Ganz ruhig“, flüsterte Gwyn und tätschelte Pegasus’ Hals.
    Wieder war das Knacken zu hören, doch diesmal kam es aus einer anderen Richtung. Gwyn schluckte nervös und umklammerte das Schwert mit beiden Händen.
    „Zeig dich, wenn du Mut hast!“, rief er mit einem leisen Zittern in der Stimme.
    Es raschelte erneut, und für einen kurzen Moment blickte Gwyn in ein Paar Augen, das ihn durch das dichte Blätterwerk eines Strauches anstarrte. Gwyn vernahm heftiges Atmen und einen Augenblick später waren die Augen verschwunden. Schemenhaft nahm er eine Gestalt wahr, die im Unterholz verschwand.
    Gwyn blieb noch einen Moment mit dem Schwert in den erhobenen Händen stehen und lauschte mit angehaltenem Atem. Sollte er seinen Beobachter verfolgen? Die Gefahr, dass er ihm irgendwo auflauern würde, war groß. Und vielleicht war er auch nicht allein…
    Als nach einer Weile kein Laut mehr zu hören war, entspannte er sich ein wenig, obwohl seine Nackenhaare noch immer aufgerichtet waren. Er blickte sich nach dem Pferd um, das wieder friedlich graste. Offenbar bestand keine unmittelbare Gefahr mehr.
    „Pegasus, mein Freund, ich glaube, es wird Zeit, dass wir hier verschwinden.“ Gwyn steckte das Schwert zurück in die Scheide, warf hastig seinen Proviantbeutel über den Rücken des Hengstes und kletterte umständlich in den Sattel.
    „Lass uns weiterziehen. Dies ist kein Ort, an dem ein Mensch sich allzu lange aufhalten sollte“, wisperte er Pegasus ins Ohr und das Tier setzte sich vorsichtig in Bewegung.
    Nach einer Stunde hatten sie den See mit seinen dichten Wäldern endlich hinter sich gelassen und ritten über freies Feld, das so gut wie keine Möglichkeiten für einen Hinterhalt barg. Gwyn atmete erleichtert auf.
    „Hast du diese Gestalt auch gesehen?“, fragte er Pegasus. „Das war niemals ein Sachse. Und es kann auch keiner von Mordreds Leuten gewesen sein.“
    In der Tat. Wäre es so gewesen, wären sie jetzt in beiden Fällen tot. Die Sachsen waren wilde, grausame Krieger, die niemals vor einem halbwüchsigen Jungen wie Gwyn davongelaufen wären. Und wenn ihn Mordreds schwarze Ritter aufgespürt hätten…
    Gwyn schauderte.
    Es war demnach auch unwahrscheinlich, dass der Mann sich nur zurückgezogen hatte, um Verstärkung zu holen. Nein, er war einfach geflohen.
    Gwyn hatte nur einen flüchtigen Blick auf die Gestalt werfen können, die durchs Unterholz davon gestürzt war, einzig der Blick dieser Augen hatte sich in seine Erinnerung eingebrannt. Sie waren so dunkelblau und unergründlich wie das Wasser des Sees gewesen, doch sie hatten gehetzt und fiebrig ausgesehen. Gwyn schüttelte sich. Vermutlich war es nur einer dieser armen Hunde, denen die raubenden und mordenden Sachsenhorden erst alles genommen und dann wie wilde Tiere in die Wälder getrieben hatten. Auf seiner Reise waren ihm schon einige dieser verlorenen Seelen begegnet, die sich halb verhungert und wahnsinnig vor Angst im Unterholz versteckt hielten und darauf warteten, dass die Gefahr vorbei war.

 
    Die Prophezeiung
     
     
     
    Zwei Tage später überquerte Gwyn bei Fraddon die Grenze zu seiner Heimatprovinz.
    Der westliche Zipfel Cornwalls war nach dem Überfall der Sachsen von weiteren Verwüstungen verschont geblieben. Die Bewohner
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