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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals
Autoren: Peter Schwindt
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vorherzusehen, griff auf eine leichte und spielerische Art an, bei der Gwyn das Herz stockte, so elegant waren die Bewegungen.
    Dann verlor Sir Kay sein Schwert.
    Augenblicklich ließ Lancelot sein Schwert fallen, packte Sir Kay beim Brustpanzer und donnerte seinen Kopf mit aller Kraft gegen Sir Kays Schädel, bis das Blut spritzte. Immer und immer wieder schnellte sein Haupt vor, Knochen schlug auf Knochen, dann knickten die Beine des Hofmeisters ein und er brach bewusstlos zusammen.
    Diesen plötzlichen Ausbruch derartiger Gewalt bei einem Mann, der kurz zuvor noch im Staub gelegen hatte, hatte das Publikum nicht erwartet. Die Stille war so vollkommen, dass man Lancelots schweres Atmen bis in den letzten Winkel des Burghofs hörte.
    Dann brach ein unbeschreiblicher Jubel los. Nun hielt es niemanden mehr auf seinem Platz. Alle sprangen auf und applaudierten dem Mann, dem es gelungen war, in diesem Turnier auf wundersame Weise das Blatt noch zu wenden. Auch Artur erhob sich jetzt von seinem Stuhl und beklatschte, allerdings nicht mit derselben Begeisterung wie seine Untertanen, den Sieg Lancelots, der nun erschöpft, aber lächelnd sein Schwert aufhob. Er winkte Gwyn zu sich heran und gemeinsam traten sie vor den König.
    „Lancelot vom See!“, rief Artur. „Hiermit ernenne ich Euch zum Sieger dieses Kampfes und heiße Euch wieder im Kreis der Tafelrunde willkommen.“
    Nun gab es auch für die anderen Ritter und Knappen kein Halten mehr. Sie umringten Lancelot und Gwyn, schlugen ihnen anerkennend auf die Schultern und freuten sich, dass es endlich jemandem gelungen war, den verhassten Hofmeister so gründlich in seine Schranken zu weisen. Gwyn drehte sich zu dem Kampfplatz um, wo sich nun Rowan um seinen Vater kümmerte, der noch immer besinnungslos am Boden lag. Er wollte zu seinem Freund laufen, doch er wurde wie Lancelot von der Menschenmasse einfach emporgehoben und hinaus auf den Platz vor dem Burgtor getragen. Hier draußen sollte unter der Gerichtslinde der Johannistag seinen würdigen Abschluss finden.
    Man hatte unter dem Baum ein Loch ausgehoben, das mit einem gewaltigen, reich verzierten Holzkreuz geschmückt war. Aufgebahrt auf einem Bett aus Blumen stand die Kiste mit den sterblichen Überresten von Bran Fendigaid. Angesichts des toten Königs verstummte der Jubel, der kurz zuvor noch ganz Camelot erfüllt hatte, und man verharrte in stiller Andacht. Gemeinsam mit Merlin traten nun Artur und Guinevra vor.
    „Obwohl wir heute einem Begräbnis beiwohnen, ist dieser Tag ein Tag der Freude“, rief Artur. „Endlich können wir die Knochen von Bran dem Raben der Erde übergeben. Damit erfüllt sich nach vierhundertfünfzig Jahren eine Weissagung, die von dem alten König selbst ausgesprochen wurde. Fendigaid tat auf dem Sterbelager einen Schwur: Solange seine Gebeine in britannischer Erde begraben sind, werde das Land niemals in Feindeshand fallen. Heute ist der Tag gekommen, an dem diese Knochen feierlich beigesetzt werden, auf dass Camelot ewig bestehen bleibe.“
    „Auf dass Camelot ewig bestehen bleibe“, kam es donnernd zurück.
    Und mit Camelot auch König Artur, dachte Gwyn. Das Reich schien gesichert, nun fehlte ihm nur noch der Gral, damit das kleine Wort „ewig“ kein leerer Schwur blieb.
    Gwyn spürte, wie ihm Sir Lancelot auf einmal etwas zusteckte. Es war das Medaillon. „Ich danke dir“, flüsterte er. „Ohne dieses Kleinod wäre es mir nie gelungen, Sir Kay zu besiegen. Es ist ein wahrhaft mächtiger Schatz, den du dein Eigen nennst. Hüte ihn gut.“
    „Ihr habt das Einhorn wiedererkannt“, sagte Gwyn leise. „Wann und wo habt Ihr es schon einmal gesehen?“
    „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es eine wichtige Rolle bei der Suche nach dem Gral spielt. Als ich das Medaillon sah, glaubte ich, dass sich für einen Moment ein Fenster in die Erinnerung auftat, doch so schnell das Bild aufkam, so schnell war es mir auch wieder entglitten.“
    Der König hatte die Kiste jetzt von ihrem Blumenbett genommen und trug sie hinüber zu dem kleinen Grab, das von nun an Bran Fendigaids letzte Ruhestätte sein würde. Die sieben Raben, die sich sonst in der Krone der Linde aufhielten, kreisten nun hoch in den Lüften über Camelot.
    „Ich frage mich nur, wo Rowan und Sir Kay bleiben“, murmelte Gwyn. „So schwer habt Ihr den Hofmeister nicht verletzt, als dass es ihm unmöglich wäre, dieser Zeremonie beizuwohnen.“
    Lancelot wollte etwas erwidern, als plötzlich Meister Arnold,
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