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Gwydion 02 - Die Macht des Grals

Titel: Gwydion 02 - Die Macht des Grals
Autoren: Peter Schwindt
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und steckte die Schrift befriedigt wieder weg. „Nun, du ahnst jetzt wohl, warum ich darauf bestand, dass du Lesen und Schreiben lernst. Ohne diese Kunst wirst du den Gral niemals finden.“
    „Katlyn sorgt schon dafür, dass ich meine Lektionen nicht vernachlässige“, sagte Gwyn.
    Sie standen beide auf und machten sich auf den Weg zurück zur Burg.
    „Nur eine Frage habe ich noch“, sagte Gwyn und blieb stehen. „Aber ich wage kaum sie zu stellen. Was ist mit König Artur? Sein ganzes Leben hat er der Gralssuche gewidmet. Welche Rolle wird er noch spielen?“
    „Eine wichtige, Gwydion“, sagte Merlin traurig. „Doch sie wird sich anders darstellen, als er hofft.“ Mehr wollte der alte Mann nicht sagen, und Gwyn spürte, dass es nicht klug war, weiterzubohren.

 
    Der Garten der Leiden
     
     
     
    Auch wenn Gwyn jetzt die Gewissheit hatte, dass er der letzte Gralshüter war, ließen ihm die kommenden Tage und Wochen kaum Gelegenheit, über die Dinge nachzudenken, die ihm Merlin offenbart hatte.
    Der Tag des Turniers rückte immer näher, und wie Gwyn befürchtet hatte, war Lancelot noch lange nicht in der Lage, einen Schwertkampf gegen einen Mann durchzustehen, der in jeder freien Stunde wie besessen mit Rowan trainierte. Meister Arnolds gehaltvolle Küche hatte zwar dazu beigetragen, dass Lancelot nicht mehr wie verhungert aussah, jedoch dauerte es quälend lange, bis seine Muskeln sich wieder entwickelten.
    Lancelot hatte es zu Beginn spaßeshalber einmal darauf ankommen lassen, gegen Gwyn mit einem Holzschwert zu kämpfen – mit einem verheerenden Ergebnis. Nach knapp zehn Minuten war er von seinem Knappen mit einem gezielten Schlag gegen den Kopf zu Boden gestreckt worden. Auch wenn Lancelot dröhnend gelacht hatte, der Schreck, der sich für einen kurzen Moment auf seinem Gesicht widerspiegelte, war Gwyn nicht entgangen.
    Also übte Lancelot noch härter als zuvor, gönnte sich keine Ruhe und malträtierte seinen geschundenen Körper mit einer Verbissenheit, die jeden normalen Menschen längst umgebracht hätte.
    Lancelot hatte von Camelots Schreinern und mit Gwyns Hilfe einen trickreichen Parcours errichten lassen, den er scherzhaft seinen Garten der Leiden nannte. Zunächst musste er unter Waffen und mit einer schweren Plattenrüstung angetan auf ein gutes Dutzend Fässer springen, wobei Tristan und Gawain mit langen Stangen herumstocherten, um ihn von den Beinen zu holen. Danach galt es, unter einem gespannten Netz hindurchzukriechen. Und auch hier stießen die Ritter immer wieder mit ihren stumpfen Speeren zu, sodass Lancelot mehr rollend als kriechend vorankam. Die nächste Station war eine hölzerne Wand, die mithilfe eines Seiles bewältigt werden musste. Oben angekommen, folgte ein Sprung in die Tiefe.
    Danach wartete der wirklich schwere Teil auf ihn.
    Mehrere Puppen waren auf wuchtigen Gestellen befestigt, die sich unablässig im Kreis drehten. Um die Sache noch zu erschweren, hingen einige schwere Sandsäcke an langen Seilen und schwangen wie Pendel hin und her. Lancelot musste, immer noch in voller Rüstung, auf einem langen Balken balancieren, dabei den Säcken ausweichen und zudem die hölzernen Gegner mit einem gezielten Schlag seines Schwertes entwaffnen.
    Beim ersten Durchlauf scheiterte Lancelot schon beim zweiten Fass und schlug sich ziemlich schmerzhaft an einer Kante die Schulter auf. Aber er ließ sich davon nicht beeindrucken und versuchte es erneut. Am Ende des ersten Tages schaffte er schon drei von zwölf Fässern, am zweiten sechs und am dritten das volle Dutzend.
    Tristan und Gawain kannten keine Gnade. Als für Lancelot auch das Netz kein Hindernis mehr darstellte, war sein ganzer Körper mit blauen Flecken übersät. In all der Zeit hörte Gwyn kein einziges Wort der Klage über seine Lippen kommen.
    Doch alles war nur Spielerei im Vergleich zu dem, was Lancelot jenseits der Holzwand erwartete. Auch wenn er langsam wieder zu Kräften kam, schien das Zusammenspiel von Hand und Auge noch nicht sonderlich gut zu funktionieren. Einzig seinen unglaublichen Reflexen hatte es Lancelot zu verdanken, dass ihm in dieser Mühle nicht die Knochen gebrochen wurden. Es dauerte einen ganzen Monat, ehe Sir Lancelot relativ sicher durch seinen Garten der Leiden wandeln konnte. Nun erst war er für den direkten Kampf mit anderen Rittern bereit.
    Vier Einheiten standen jeden Tag auf dem Programm, und zum ersten Mal konnte Gwyn staunend die wahre Meisterschaft seiner Lehrer
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