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Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Titel: Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Autoren: Simone Keil
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geben kann«, sagte er. »Berufsethos. Tut mir leid.«
    Guy sah Absolon nur an und wartete, bis der schließlich vor ihm stehen blieb. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen. Absolons widerwärtige Ausstrahlung war noch schlimmer geworden, noch greifbarer. Guy ekelte sich vor der kleinen, fetten Gestalt, die hörbar durch die Nase atmete.
    Absolon lächelte. »Ja, wir werden beide froh sein, wenn du wieder in dein hübsches sauberes Haus, zu deiner hübschen sauberen Frau zurückgekehrt bist. Aber vielleicht sollte ich euch dort einmal besuchen kommen. Sie war wirklich eine Augenweide. Wie heißt dein kleines Frauchen noch gleich? Herta?«
    Guy packte den grinsenden Mann am Hals und drückte zu. »Rede niemals wieder von ihr, hörst du? Niemals.« Er ließ ihn los und wischte sich die Hände am Mantel ab. »Nun sag. Wem hast du eine deiner Mixturen zu einem solchen Zweck verkauft?«
    Absolon presste die Hände an den Hals und hustete. »Dem Priester«, röchelte er. »Und jetzt verschwinde.«
    »Welchem Priester?«
    »Er kam etwa vor einem Jahr nach unten. Nennt sich Pater Cornelius. Meist steht er auf dem Marktplatz und schwafelt vom Jüngsten Gericht. Die Schlitzer halten die Hand über ihn, sonst wäre er längst tot. Mehr weiß ich nicht.«
    Guy wandte sich zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Was weißt du über Mathemagie? Gibt es Mathemagier in der Unterstadt?«
    »Mathemagie?« Absolon sah ihn lauernd an. »Niemand hier würde mit diesem Unsinn etwas zu tun haben wollen. Da musst du schon deine sauberen Oberstadtfreunde befragen. Mathemagische Spielzeuge. Lächerlicher Blödsinn.«
    Guy nickte. »Deine Schuld ist beglichen. Leb wohl, Absolon.«
     
    Absolon stand noch eine Weile mitten im Zimmer und kaute gedankenverloren auf den Nägeln. Warum hatte Guy nach Mathemagiern gefragt? Ausgerechnet jetzt, nachdem er das Kind erworben hatte. Konnte das ein Zufall sein? Er schüttelte den Kopf. Es gab keine Zufälle. Er würde noch einmal mit Theodorus reden, wenn Guy wieder verschwunden war – auf die eine oder andere Weise.

18
     
    Inmitten der Menschenmenge stand ein Mann auf einem Fass. Gekleidet war er wie ein Bettelmönch, die braune Kutte verdreckt und löchrig. Seine Gestalt war schmächtig, nur ein schmaler schwarzer Haarkranz wand sich um den ansonsten kahlen Schädel. In der einen Hand hielt er ein aufgeschlagenes Buch, die andere wies nach oben.
    Guy konnte nicht hören, was er sagte. Er drängte durch die lärmenden Menschen, die vor den Ständen der Händler lautstark feilschten und stritten. Ein Fischhändler wedelte mit einem stinkenden Aal vor seinem Gesicht herum und er schon ihn grob zur Seite.
    Hinter dem Mönch lehnten zwei dunkelgekleidete Männer mit verschränkten Armen an der Hauswand, beide trugen dunkelrote Bänder um den Oberarm. Schlitzer. Guy spuckte aus und blieb zwischen zwei Huren stehen, die die Hände gefaltet hatten und den Mönch mit verklärten Gesichtern ansahen.
    Der Mönch sprach leise, aber nun konnte Guy verstehen, was er sagte. »Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.« Er klappte die Bibel zu und sah jeden einzelnen der Zuhörer der Reihe nach an. Die Huren nahmen sich bei den Händen, eine weinte sogar.
    Immer dasselbe. Guy schüttelte den Kopf. Seit tausenden von Jahren ängstigte die Kirche die Menschen mit Gruselgeschichten von Satan und Rache und lockte mit Erlösung für ihre Sünden. Als wenn man sein liederliches Leben so einfach ungeschehen machen könnte.
    Als der Blick des Pfaffen auf Guy fiel, lächelte er. »Ein Schaf hat den Weg zurück zur Herde gefunden. Sei Willkommen, Bruder, inmitten derer, die an Gottes Seite sitzen werden, wenn die Schreie aus dem Höllenpfuhl alles andere übertönen und die Sünder ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.«
    »Pater Cornelius?«, fragte Guy unbeeindruckt. »Kann ich einen Moment mit Ihnen sprechen?«
    »Wer sprechen will, soll sprechen. Der Herr erhört auch das Niedrigste seiner Kinder.«
    Die Schlitzer standen immer noch reglos an die Wand gelehnt, aber Guy bemerkte eine Veränderung. Die Menschen um ihn herum wichen zurück und aus den Augenwinkeln sah er, dass sich ein Kreis aus dunkelgekleideten Gestalten um ihn schloss. Unwillkürlich griff er nach seiner Waffe, doch diese lag natürlich immer noch zu Hause im Schrank,
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