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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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kurz“, mahnte Peter mit einem Blick auf seine Armbanduhr, „sonst kommen wir zu spät zur Schule!“
    „Wer interessiert sich schon für Schule, wenn es um die Existenz unserer Familie geht!“ erklärte Monika von oben herab.
    „Na, du hast vielleicht Nerven!“ Liane ließ sich in den Schaukelstuhl fallen und biß kräftig in ihr Brot.
    Monika erzählte und dachte gar nicht daran sich kurz zu fassen, sondern berichtete alles, was sie mit Amadeus erlebt hatte, haarklein von Anfang an, ohne sich durch Zwischenrufe ihrer Geschwister stören zu lassen. Je mehr die Geschichte fortschritt, desto größere Augen bekamen Peter und Liane und desto stiller wurden sie.
    „Und... er hat dir wirklich versprochen, sich in Zukunft anständig zu benehmen?“ fragte Liane atemlos, als Monika geendet hatte.
    „Mit einem großen Ehrenwort! Er hat’s sogar auf französisch gesagt, nur habe ich den Ausdruck vergessen.“
    „Parole d’honneur?“ schlug Liane vor.
    „Ja, das war’s.“ Vor Freude hüpfte Monika auf der Matratze.
    „Genauso hat es sich angehört.“
    „Jetzt sagt einmal, spinnt ihr denn alle miteinander?!“ fragte Peter und sah sich im Kreis der Familie um.
    „Hört, hört, wie redest du denn mit uns?“ protestierte sein Vater. „Immerhin sind wir deine Eltern!“
    „Und fällt auf so einen Quatsch herein? Mir könnt ihr nichts erzählen. Entweder hat Monika die Geschichte geträumt, oder sie hat sie sich einfach ausgedacht, nur damit wir hier wohnen bleiben.“
    „Aber, Peter, das möchtest du doch auch, oder etwa nicht?“ rief Monika. „Und Amadeus will uns auch behalten. Er hat uns schon liebgewonnen, verstehst du?“
    „Komm mir bloß nicht dumm. Möglich, daß es hier im Haus nicht mit rechten Dingen zugeht, aber deinen Amadeus gibt es nicht!“
    „Gibt es doch!“
    „Und warum hast nur du ihn gesehen?“
    „Weil ich mit ihm sprechen wollte.“
    „Das möchte ich auch.“ Peter stellte sich breitbeinig hin und stemmte die Fäuste in die Hüften. „He, Gespenst, von mir aus Amadeus... laß dich sehn! Gib ein Zeichen!“
    „Aber so geht das doch nicht!“ jammerte Monika.
    In diesem Augenblick geschah etwas. Die Mutter hatte auf ihrem Toilettentisch eine große Dose mit Körperpuder stehen, auf der eine dicke Quaste lag. Die erhob sich jetzt, flog durch den Raum, auf Peter zu und bestäubte sein Gesicht mit Puder.

    „Was soll das!?“ schrie Peter, schlug zu und — hatte die Quaste in der Hand.
    Die anderen lachten, als sie sich von ihrem Staunen erholt hatten.
    „Ich glaube, wir sollten es noch einmal mit Amadeus versuchen“, sagte die Mutter.
    „Ganz deiner Meinung“, stimmte der Vater zu, und daß Liane und Monika einverstanden waren, versteht sich wohl am Rande.
    Peter schüttelte die Fäuste gegen seinen unsichtbaren Gegner. „Du, Bursche, warte nur, wenn ich dich erwische!“
    „Eines müßt ihr mir versprechen“, mahnte der Vater, „das ist ganz, ganz wichtig, also schreibt es euch hinter die Ohren: kein Wort außerhalb der Familie über das Gespenst, keinen Ton! Auch nicht zu euren allerbesten Freunden und Freundinnen!“
    „Und warum nicht?“ wollte Liane wissen, die schon darauf brannte, die Geschichte in der Schule zu erzählen.
    „Weil wir dann nämlich wirklich ausziehen müßten. Dann hätten wir nämlich bald die Zeitungsreporter im Haus. Parapsychologen...“
    „Para... was?“ fragte Monika.
    „Parapsychologen“, wiederholte der Vater langsam und sehr deutlich, „das sind Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung übernatürlicher Erscheinungen befassen.“
    „Und die kämen natürlich aus der ganzen Welt angereist, nein, das möchte ich wirklich nicht“, erklärte Monika, „wo’s jetzt doch gerade so schön friedlich bei uns werden soll.“
    „Wollen wir das Beste hoffen“, sagte die Mutter ein wenig skeptisch.
    „Und warum denn nicht?“ rief Monika, gab ihrem Vater einen Kuß und sprang aus dem Bett, „wir haben ein Haus, ein liebes Gespenst, einen Stall und bald auch ein Pferd! Wer ist so glücklich wie wir?!“
    Auf diese Frage bekam sie keine Antwort, denn alle anderen hatten es jetzt eilig: Peter und Liane, in die Schule zu kommen, der Vater aufzustehen und die Mutter einen Kaffe für sich und ihren Mann zu kochen.
    Aber das machte Monika nichts aus. Sie lief in ihr Zimmer, warf Kußhändchen in alle vier Ecken und rief: „Wart’s nur ab, Amadeus, wir werden eine schöne Zeit miteinander haben!“

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen
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