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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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Vorgänge bestimmt eine ganz natürliche Erklärung. Nur daß wir sie nicht finden können.“
    „Wenn du meinst, Max“, gab seine Frau nach, aber man merkte deutlich, daß sie es nur um des lieben Friedens willen tat.
    „Nun, ganz gleich, was die Ursache des nächtlichen Krachs ist“, fuhr der Vater fort, „wir stehen vor der Tatsache, daß es ihn gibt und daß wir, wenigstens vorläufig, außerstande sind, ihm ein Ende zu machen. Oder hat jemand von euch eine Idee?“
    „Wir könnten nachts verschiedentlich das Licht brennen lassen“, schlug Peter vor, „jedenfalls in den Räumen, in denen wir schlafen.“
    „Das würde ein teurer Spaß“, meinte der Vater.
    „Ich bin ganz und gar dagegen“, sagte Frau Schmidt entschieden, „dann würde dieses gräusliche Wesen vielleicht sogar noch auf die Idee kommen, in unseren Schlafzimmern zu spuken! Puh!“ Sie schauderte.
    „Es gibt kein Gespenst!“ behauptete Herr Schmidt zum zigsten Male und streichelte ihre Hand. „Aber ich gebe zu, diese nächtlichen Ruhestörungen sind eine Zumutung. Ich frage euch nun: wollen wir aufgeben...“
    „Nein, o nein, bitte nicht!“ rief Monika, noch bevor er den Satz beendet hatte.
    „...oder wollen wir durchhalten?“
    „Durchhalten natürlich“, sagte Peter, „was bedeutet schon so ein bißchen Lärm?“
    „Finde ich auch“, stimmte Liane zu, „es gibt ja Leute, die an der Kurve einer Straßenbahn wohnen und das Quietschen gar nicht mehr hören.“
    „Was meinst du, Hilde?“ fragte der Vater.
    „Es täte mir wahnsinnig leid, das alles hier aufgeben zu müssen.“
    „Mir auch“, behauptete der Vater, „deshalb meine ich, wir sollten uns von nun an Watte in die Ohren stecken und den Kopf im Kissen vergraben. Meint ihr, daß ihr das fertig bringt?“
    „Gar nicht mehr auf den Lärm achten?“ fragte Liane. „Aber sicher, ja!“
    „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, sagte die Mutter.
    „Du mußt immer daran denken, daß das Gespenst dir nichts tun kann“, flüsterte Monika ihr zu.
    „Ich werd’s versuchen!“
    Damit war die morgendliche Familiensitzung beendet, und alle wandten ihr Interesse dem Frühstück zu.
    Monika war glücklich. Wenn sich niemand um das Gespenst kümmerte, dachte sie, würde es vielleicht die Lust verlieren zu spuken.

Was zu toll ist, ist zu toll

    Es sah so aus, als würde Monika recht behalten. Ein paar Nächte lang war der Lärm noch wie toll, Türen schlugen und Schlüssel klapperten. Aber als keiner der Schmidts sich mehr rührte, alle einfach durchschliefen oder doch so taten, wurde es plötzlich still.
    Nach der ersten ruhigen Nacht fielen sich Vater und Mutter, Liane und Monika in die Arme, und Peter machte einen Luftsprung. Aber sie sollten sich zu früh gefreut haben. Das Gespenst hatte sich nicht geschlagen gegeben, sondern nur seine Taktik geändert.
    Monika bekam es in einer der nächsten Nächte zu spüren.
    Die Bettdecke wurde ihr weggezogen. „Paß doch auf, Liane“, murmelte sie und versuchte die Decke festzuhalten.
    Dann erst wurde ihr bewußt, daß sie nicht mehr mit der Schwester das Zimmer teilte und daß es nicht Liane sein konnte, die sie, wie es früher manchmal passiert war, beim Hinaufsteigen in ihr Bett gestört hatte.
    Aber wenn nicht Liane, wer war es dann? Das Gespenst!
    Monika ließ die Decke los und knipste die Nachttischlampe an. Das Zimmer war, wie sie nicht anders erwartet hatte, leer. Die Bettdecke lag hinter dem Fußende auf dem Boden, wohin sie nicht einfach herabgerutscht sein konnte.
    „Ich muß schon sagen, Gespenst, du hast einen ziemlich merkwürdigen Humor!“ sagte Monika laut, stieg aus dem Bett, holte sich ihre Decke wieder und legte sich nieder. „Aber so lange du nur mich ärgerst, ist es halb so schlimm!“
    Ähnliche Dinge ereigneten sich von da an Nacht für Nacht. Einmal wurde Monika die Decke weggezogen, ein anderes Mal das Kopfkissen, einmal sogar das Laken. Aber sie sprach mit niemandem darüber, denn sie wollte der Familie keine Angst einjagen oder gar die Freude an dem schönen Haus verderben.
    Doch allmählich gewann sie den Eindruck, daß auch die anderen nachts von dem Gespenst heimgesucht wurden. Niemand von ihnen sprach darüber, aber eine Gereiztheit breitete sich aus, die nur auf Schlaflosigkeit zurückgeführt' werden konnte.
    Am Sonntag nach Tisch ging die Mutter in das Elternschlafzimmer hinauf. Sie wollte sich für den Garten umziehen, denn es war herrlich warmes Frühlingswetter. Die anderen hielten sich
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