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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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lief aus dem Zimmer und kam nach einiger Zeit, Monikas linken Pantoffel schwenkend, zurück.
    „Wo hat er gelegen?“
    „Wie du gesagt hast. Auf der Treppe. Ziemlich oben.“
    „Dann weißt du, daß ich nicht geträumt habe.“
    Frau Schmidt ließ sich auf der Bettkante nieder. „Bist du wirklich ganz allein nach oben gegangen? Mitten in der Nacht? Ja, hast du denn keine Angst gehabt?“
    „Wovor? Ich wußte doch, daß niemand da sein konnte. Außer dem Gespenst. Und Gespenster tun den Menschen ja nichts.“
    „Komm mit zu Vati“, bat Frau Schmidt, „und erzähl uns deine Geschichte von Anfang an.“
    Das tat Monika nur zu gerne. Im Elternbett sitzend berichtete sie haarklein von dem Gespenst, das Amadeus hieß, immer zwölf Jahre alt blieb und französische Brocken in seine Unterhaltung zu werfen pflegte.
    Die Eltern kamen aus dem Staunen nicht heraus.
    „Ich weiß, daß du nicht schwindelst“, sagte der Vater endlich, „aber ich kann und kann das alles nicht glauben.“
    „Dann bist du genau wie der Professor.“
    „Wie wer?“
    „Der Professor, der vor den Stiegelmanns in diesem Haus gewohnt hat. Dem hat Amadeus die Frau vergrault, und auch dafür hatte er eine natürliche Erklärung. Die beiden müssen sich gegenseitig geärgert haben... oje!“
    „Das heißt, wenn man nicht glaubt, daß es dein Gespenst gibt, dann treibt es sein Unwesen immer schlimmer?“
    „So ist es, Vati, also sei vorsichtig. Amadeus hat mir fest versprochen, euch nachts nicht mehr im Schlaf zu stören und euch auch keine bösen Streiche mehr zu spielen. Aber ein bißchen geistern, das müßt ihr ihm schon erlauben, denn was soll er sonst den lieben langen Tag über tun? Schlaf braucht er nämlich überhaupt nicht.“
    „Aber das ist doch unheimlich!“ meinte die Mutter.
    „Vielleicht ein bißchen“, gab Monika zu, „aber es macht auch Spaß. Findet ihr nicht? Es wäre niemals so schlimm mit Amadeus gekommen, wenn wir ihn nicht ganz falsch behandelt hätten. Wir haben so getan, als gäbe es ihn nicht, und gerade das kann er nicht vertragen. Er will sich bemerkbar machen, damit er beachtet wird, versteht ihr?“
    „Das hast du dir also ausgedacht“, meinte der Vater und sah sie ungläubig an.
    „Gar nicht! Amadeus hat es mir gesagt! Er hat gesagt...“ Monika versuchte sich so genau wie möglich zu erinnern. „...es wäre scheußlich, wenn die Leute immer so tun, als wäre man gar nicht da.“
    „Er scheint sehr menschlich zu denken, dein Amadeus.“
    „Oh, er hält sich für einen Menschen!“ rief Monika. „Oder er tut wenigstens so“, fügte sie nach einem kurzen Nachdenken hinzu, „aber französisch kann er wirklich. Mich nennt er immer Monik, mit der Betonung auf der zweiten Silbe. Das ist doch französisch, nicht wahr?“
    „Ja. Es wird am Ende mit que geschrieben. Hat er das wirklich zu dir gesagt?“ fragte der Vater.
    „Er hat noch mehr französische Ausdrücke gebraucht, aber ich habe sie nicht behalten, und ich weiß natürlich nicht, ob sie richtig oder falsch waren. Sie haben jedenfalls ganz französisch geklungen.“ Monika schlang beide Arme um den Hals ihres Vaters. „Vati, bitte, bitte, bitte, wo wir jetzt doch wissen, daß es nur Amadeus ist, dürfen wir doch bleiben, ja? Vor Amadeus brauchst du wirklich keine Angst zu haben, Mutti, er ist ganz lieb!“
    „Einen Augenblick“, sagte Frau Schmidt und erhob sich vom Bettrand, „ich will schnell mal die anderen rufen.“
    „Du bindest uns doch keinen Bären auf?“ fragte Herr Schmidt, als er mit seiner Tochter allein war.
    „Erstens schwindele ich nie“, behauptete Monika, „und zweitens hätte es ja auch gar keinen Zweck.“
    „Stimmt“, gab der Vater zu, „du kannst uns viel von Amadeus erzählen, wenn er sein Treiben nicht einstellt...“
    „Er hat’s mir fest versprochen!“
    „...ziehn wir aus.“
    Die Mutter kam zurück, begleitet von Peter und Liane, die jeder ein Butterbrot in der Hand hielten und recht mürrische Gesichter machten. Ohne daß sie wußten, um was es sich handelte, standen sie dem, was ihre jüngere Schwester am frühen Morgen vorzubringen hatte, von vornherein recht mißtrauisch gegenüber.
    Monika saß mit gekreuzten Beinen im Bett und kam sich sehr wichtig vor, was man ihr nicht verübeln konnte. Ihre grünen Augen leuchteten, und von Müdigkeit war keine Spur mehr da.
    „Also das Ganze noch einmal von vorne!“ ermunterte sie die Mutter. „Der große Familienrat soll entscheiden.“
    „Aber halt dich
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