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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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könntest du auch von mir aus so viel Quatsch machen, wie du willst. Aber die anderen ertragen es nicht! Sie sind entschlossen auszuziehen... und ich muß natürlich mit.“
    „Ihr wollt fort?“
    „Schade.“ Amadeus blieb ungerührt. „Bin mal gespannt, wer nach euch kommt.“
    „Amadeus...“ Monika streckte die Hand aus, um ihn anzufassen, aber sie griff durch ihn hindurch und zuckte zurück. „Amadeus, wenn du so weitermachst, wird bald niemand mehr in diesem Haus wohnen. Wäre dir das lieber?“
    „Das wäre langweilig“, gab Amadeus zu, „ennuyant!“
    „Siehst du. Es kann sogar noch schlimmer kommen. Wenn der Besitzer das Haus nicht vermieten und auch nicht verkaufen kann, wird er es abreißen lassen. Und was wird dann aus dir?“
    „Abreißen?“ Amadeus sprang auf und war auf einmal fuchsteufelswild. „Das sollen die bloß versuchen! Die können was erleben! Denen werde ich schon bange machen!“
    „Das stellst du dir so vor. Aber die kommen mit einer großen Maschine, machen bumm, bumm, bumm, und es dauert nicht länger als einen Tag, und von dem schönen Haus ist nichts als ein Haufen Steine und Balken übrig!“
    „Das werden wir ja sehen!“
    Monika seufzte. „Wenn du es wirklich darauf ankommen lassen willst, dann kann ich dir auch nicht helfen. Leb wohl, Amadeus!“ Sie stand auf. „Nur eines möchte ich wissen: Sind deine Locken weiß gepudert oder trägst du eine Perücke?“
    Amadeus griff sich zum Kopf und nahm mit Schwung seine weiße Perücke ab; darunter kam blondes feines Haar zum Vorschein.
    „Oh, so gefällst du mir noch besser!“ rief Monika, und dann seufzte sie wieder, wandte sich ab und ging zur Treppe.
    „Un moment!“ rief Amadeus.
    Monika blieb stehen.
    „Du kannst also doch französisch!“
    „Wenn mich jemand in dem Ton ruft, dann weiß ich schon, was das bedeutet!“ Monika drehte sich um, und der Mondstrahl, der durch das schräge Fenster drang, ließ ihr rotes Haar wie Gold aufleuchten.
    „Eigentlich gefällst du mir auch, petite Monique“, sagte Amadeus.
    „Deswegen rufst du mich zurück?“
    „O non!“ sagte Amadeus affektiert. „Ich wollte bloß fragen: Was verlangst du eigentlich von mir?“
    „Nicht viel.“ Monika überlegte sich jedes Wort, um das Gespenst nicht zu kränken. „Ich will gar nicht, daß du von hier verschwindest...“
    „Das könnte ich auch nicht!“
    „Das habe ich mir schon gedacht. Soviel weiß ich über Gespenster...“ Sie verbesserte sich rasch: „...Wesen deiner Art, meine ich. Ihr könnt immer nur an einem bestimmten Platz spuken, stimmt’s?“
    Das wollte Amadeus nicht zugeben. „Hier gefällt’s mir eben am besten“, behauptete er.
    „Ist ja auch egal. Ich will mich nicht mit dir streiten. Ich will dich nur bitten, es nicht zu toll zu treiben. Einen wie dich im Haus zu haben, hat was für sich. Aber du müßtest uns nachts schlafen lassen.“
    „Peut-être.“
    „Was heißt das?“ fragte Monika mißtrauisch.
    „Vielleicht.“
    „Nix da. Mit vielleicht ist mir nicht geholfen. Du mußt es mir ganz fest versprechen, Amadeus. Sonst kann ich meine Leute nicht überreden zu bleiben.“
    „Was soll ich dann die ganze Nacht lang tun?“
    „Könntest du nicht schlafen?“ schlug Monika vor und sah ihn bittend an.
    „Ich schlafe nie.“
    „Dann spiel doch nachts in der alten Ruine. Dort störst du niemand. Und wenn es dir allzu langweilig wird, kannst du auch mal zu mir kommen, und wir unterhalten uns. Das ist doch lustiger, als bloß rasch die Decke wegzuziehen und abzuhauen.“
    „Darf ich kommen, wann ich will?“
    „Ja. Bloß die anderen mußt du nachts schlafen lassen.“
    „Und tagsüber? Darf ich da Spaß machen?“
    Monika setzte sich wieder. „Ja, wenn es ein Spaß ist. Das mit den Kartoffeln war witzig. Auch meine Mutter hätte bestimmt darüber gelacht, wenn sie nicht schon so verstört gewesen wäre. Aber ihr die Betten zu zerwühlen, das war... ich muß es schon sagen... ziemlich gemein.“
    „Wieso?“
    „Weil Bettenmachen...“ Monika überlegte. „...langweilig ist.“
    „Ich find’s lustig.“
    „Dann versuch’s doch mal“, schlug Monika vor, „mein Bett kannst du zum Beispiel ruhig jeden Tag machen, und ich glaube, an eine unsichtbare Hilfe im Haushalt könnte meine Mutter sich auch gewöhnen.“
    „Ich bin kein Leibeigener!“ erklärte Amadeus hochnäsig.
    „Wer hat denn das gesagt?“
    „Du willst, daß ich wie ein Leibeigener arbeite?“
    „Entschuldige schon, aber ich
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