Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene
Autoren: Grace Green
Vom Netzwerk:
»Vicky, diese Bücher kommen in den Kofferraum.«
    Jed folgte ihr.
    Sie wich seinem Blick aus, öffnete die Tür zum Kofferraum und schob einen zusammengeklappten Kindersitz zur Seite, um Platz zu schaffen. Dann nahm sie den Rucksack von der Schulter und zwängte ihn in eine freie Ecke. »Vicky, leg die Bücher hierhin.«
    »Sarah, was soll diese plötzliche Eile? Du weißt doch, dass die Straße noch nicht befahrbar ist«, fuhr Jed ungeduldig fort, als sie nicht reagierte, sondern schweigend den Kofferraum voll lud.
    »Doch, Onkel Jed«, mischte sich Vicky ein. »Ein Mann hat heute früh angerufen und gesagt, dass die Straße wieder in Ordnung ist.«
    Fragend blickte er zu Sarah. »Das Telefon geht wieder?«
    »Die Leitung ist repariert, die Straße passierbar.« Sie schlug die Hecktür zu und sah ihn an. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen drückten Abwehr aus. »Wie du hörst, funktioniert alles wieder.«
    Jamie und Vicky jagten lachend Max hinterher, der noch immer den Ball im Maul trug. Ihr lautes Gekreische vermischte sich mit dem Dröhnen eines näher kommenden Hubschraubers.
    Jed hatte nicht vor, tatenlos zuzuschauen, wie die Menschen, die er fast schon als seine Familie betrachtete, einfach aus seinem Leben verschwanden.
    »Verdammt, Sarah«, er hielt sie an der Schulter fest, als würde sie ihm sonst entwischen, »ich wollte doch mit dir reden!«
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern.« Sie hielt die Enden ihrer Bluse fest, die ein Windstoß nach oben geweht hatte. »Du weißt, ich war sehr gern hier in Morgan’s Hope, aber nun ist es Zeit, um abzureisen. Ich möchte deine Gastfreundschaft nicht überbeanspruchen.«
    »Das wird nie geschehen.« Er nahm ihre Hände. »Sarah, gestern Abend…« Frustriert verstummte er, da der Hubschrauber nun direkt über ihnen flog und jedes weitere Wort unverständlich machte. Jed blickte nach oben und sah, das lärmende Ungetüm in einigen hundert Metern Entfernung zum Landeanflug ansetzen. War das nicht die Lichtung, auf der sein Atelier stand?
    Erst in diesem Moment fiel ihm die Notiz auf dem Kalender in der Küche ein. War heute nicht der Monatsletzte, an dem Minerva abgeholt werden sollte? Falls in dem Hubschrauber dieser Mitch saß, von dem Deborah gesprochen hatte, hätte er sich keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussu-chen können.
    Sarah entzog Jed ihre Hände und schirmte damit die Augen gegen die Sonne ab, während ihr Blick dem Hubschrauber folgte.
    Das goldblonde Haar wehte ihr um die Schultern, und Jed kämpfte gegen das Verlangen an, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen, bis sie keine Luft mehr bekam.
    Stattdessen legte er ihr die Hand auf den Arm. Sie wirbelte herum. »Er holt die Skulptur«, rief Jed.
    Zuerst sah sie ihn verständnislos an, doch dann schien es ihr zu dämmern. Sie nickte und sagte mit übertrieben deutlicher Mundbewegung: »Minerva.«
    »Ich muss zum Atelier«, rief Jed.
    Wieder nickte sie.
    »Bitte fahr noch nicht!« Es hörte sich wie ein gellender Aufschrei an, da der Hubschrauber jäh verstummt war.
    Jed verzog das Gesicht. »Bitte fahr noch nicht«, wiederholte er in normalem Tonfall und blickte Sarah eindringlich an. »Warte, bis ich zurück bin.«
    »Na schön«, sagte sie.
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Gut.« Er drehte sich um und ging schnellen Schrittes davon.
    Sarah blickte ihm nach und hatte das Gefühl, als würde ihr Herz in tausend Stücke zerspringen.
    »Wieso haben wir nicht wenigstens gewartet, um uns von Onkel Jed zu verabschieden, Mom?«
    Wenn sie doch endlich zu weinen aufhören könnte! Mit zittriger Hand fuhr Sarah sich über die nassen Wangen, während sie auf der Autobahn in Richtung Vancouver fuhr. »Vicky…«
    Sie unterdrückte ein Stöhnen, als ein Schmerz ihren Leib durchzuckte. Er dauerte nur wenige Sekunden, und sie atmete erleichtert auf, als er wieder weg war. Nur jetzt nicht hysterisch werden, ermahnte sie sich. Wahrscheinlich hatte sie Blähungen, weil sie in der Eile das Frühstück hinuntergeschlungen hatte. Für Wehen war es noch viel zu früh. Das Baby sollte ja erst in drei Wochen kommen.
    »Mom?« meldete sich Vicky erneut von hinten zu Wort.
    »Ich habe gefragt…«
    »Ich hatte dafür gute Gründe, Vicky. Du bist noch zu jung, um sie zu verstehen.« Sarah zwang sich zur Konzentration auf den Verkehr, als ein großer Tanklastzug sie überholte. »Ich möchte, dass du und Jamie da hinten ruhig…«
    Als er seinen Namen hörte, begann Jamie in einem hohen, schrillen Ton zu weinen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher