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Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene
Autoren: Grace Green
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niemandem wehgetan!«
    »Mir sind Lügen zuwider!« entgegnete er. »Ob es sich nun um Notlügen oder sonstige handelt.« Und mit grimmiger Miene fügte er hinzu: »Wenn ich etwas nicht verzeihen kann, dann ist es, dass man mir etwas vormacht!«
    Sarah war, als hätte man ihr einen Dolch ins Herz gestoßen.
    Der Gedanke, dass ihre Beziehung zu Jed auf lauter Lügen aufgebaut war, trieb ihr Tränen der Verzweiflung in die Augen.
    Schnell wandte sie sich ab, doch Jed fasste sie sanft an den Schultern und drehte sie zu sich um. »Sarah, bitte entschuldige.«
    Zärtlich wischte er ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange. »Ich wollte dich doch nicht zum Weinen bringen.«
    Sie bemühte sich, ihre Fassung wiederzuerlangen. »Es hat nichts zu bedeuten. In der Schwangerschaft sind solche… Stimmungsschwankungen häufig… der Hormon-haushalt gerät durcheinander…«
    Er zog sie an sich und streichelte ihr beruhigend den Rü-
    cken.
    »Das verstehe ich doch. Ich hätte Vickys Frage irgendwie umgehen sollen, statt dem Kind den Rücken zu stärken.
    Wahrscheinlich«, fügte er trocken hinzu, »war es ein letzter, verzweifelter Versuch von mir, dich doch noch umzu-stimmen.«
    »Das kannst du nicht, Jed.« Sarah brach es fast das Herz, als sie das sagte. »Sobald die Straße befahrbar ist, werde ich abreisen.«
    Gut gelaunt räumte Jed nach dem Dinner die Küche auf, während Sarah inzwischen die Kinder ins Bett brachte. Er freute sich auf den gemeinsamen Abend mit ihr. Endlich konnten sie sich einmal in Ruhe unterhalten, und er wür-de etwas mehr über sie erfahren. Über ihre Eltern, wo sie aufgewachsen war, wie sie gelebt hatte, ehe Chance auf der Bildfläche erschienen war und sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen hatte. Welche Wünsche und Träume hatte sie, und wie stellte sie sich die weitere Zukunft vor?
    Das alles interessierte ihn.
    Als er mit der Küche fertig war und nach Sarah Ausschau hielt, kam sie gerade aus dem Bügelzimmer. Ihre Wangen waren erhitzt, das Haar feucht.
    »Setzen wir uns ins Wohnzimmer?« fragte er.
    »Später vielleicht«, sagte sie kurz angebunden und eilte auf die Treppe zu. »Zuerst möchte ich noch das Badezim-mer der Kinder sauber machen«, rief sie ihm über die Schulter zu.
    Es war schon fast neun, als sie mit einem Bündel nasser Handtücher im Arm wieder auftauchte.
    Jed fing sie am Fuß der Treppe ab. »Wieso hat das so lange gedauert?«
    »Da ich sowieso beim Aufräumen war, habe ich auch gleich unsere Sachen fertig zum Packen gemacht.« Sie lächelte ihn strahlend an. »Du weißt ja, ich bin nicht sehr ordentlich. Ich möchte nicht die Hälfte vergessen, wenn ich abreise.«
    »Ohne dich und die Kinder kann ich mir das Haus gar nicht vorstellen. Ich werde mich wie in einer Gruft fühlen.« Jeds gute Laune machte einer gedrückten Stimmung Platz. »Kaum zu glauben, dass ihr nur einige Tage hier wart. Mir kommt es vor, als würden wir uns schon seit einer Ewigkeit kennen.«
    Er glaubte, einen feuchten Schimmer in ihren schönen grauen Augen zu sehen, doch falls es eine Träne war, hatte sie sie schnell weggeblinzelt.
    »Bitte entschuldige mich, ich muss noch einige Sachen bügeln.« Sie machte einen Bogen um ihn und verschwand im Wäscheraum.
    Verdammt! Jed war wütend. Sie konnte ihn nicht einfach wie einen kleinen Jungen stehen lassen. Er ging ihr nach.
    Als er das Bügelzimmer betrat, hatte sie die Handtü-
    cher bereits in die Waschmaschine getan und begann nun den Trockner auszuräumen. Mit geübtem Griff sortierte sie die frisch duftende Wäsche, faltete verschiedene Stücke zusammen und schaltete dann das Bügeleisen ein.
    »Du bist ja vor Energie gar nicht mehr zu bremsen«, spottete Jed.
    Sie sah ihn lächelnd an, doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Ihre Geschäftigkeit konnte ihn nicht über ihr müdes und erschöpftes Aussehen hinwegtäuschen.
    »Warum lässt du nicht einfach alles liegen und machst morgen weiter?«
    »Ich will lieber heute Abend alles fertig haben.« Sie breitete eine ihrer weiten Blusen aus und griff nach dem Bügeleisen.
    Einen Moment lang sah Jed ihr schweigend zu, fluchte dann unterdrückt und verließ das Zimmer.
    Nun hatte sie ihn also endgültig vergrault! Schlagartig ließ Sarahs Betriebsamkeit nach. Sie stellte das Eisen ab und stützte die Hände auf das Bügelbrett. Ihr war bewusst, dass sie sich längst hätte ein wenig ausruhen sollen.
    Gleichzeitig hatte sie jedoch gespürt, dass Jed mit ihr sprechen wollte. Das hatte sie
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