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Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene
Autoren: Grace Green
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seiner Frau? Weshalb begnügte sie sich mit dieser alten Klapperkiste, während er selbst ja offenbar einen nagelneuen Landrover gefahren hatte?
    Der Taxifahrer wies mit dem Kopf auf Max, der ebenfalls im Taxi mitgekommen war und nun neben seinem Herr-chen stand.
    »Kaum zu glauben, dass Ihr Hund vor dem Krankenhaus auf Sie gewartet hat. Er muss gestern der Ambulanz den ganzen Weg zur Klinik gefolgt sein. Zum Glück hatte er ein Namensschild mit Ihrer Adresse um den Hals. Wirklich eine treue Kreatur!«
    »Ja.« Jedidiah tätschelte dem Hund den Kopf, der mit er-gebenem Blick zu ihm aufsah.
    »Treuer als jede Frau!« meinte der Taxifahrer grinsend.
    Dann hob er grüßend die Hand und fuhr davon.
    Ein nachdenklicher Ausdruck lag in Jedidiahs Augen, als er mit unsicheren Schritten auf das Haus zuging.
    Gleich würde er seine Frau sehen. Ihr Name war Sarah, wie er einer Bemerkung der rothaarigen Schwester ent-nommen hatte. Außerdem hatte die Schwester ihm anver-traut, dass Sarah gestern in seinem Zimmer gewesen war, während er geschlafen hatte.
    Falls er wach gewesen wäre, hätte er sie dann überhaupt erkannt? Er bezweifelte es. Sein Gedächtnis war wie ausgelöscht, wenn es um Persönliches ging. Nicht einmal an dieses Haus vermochte er sich zu erinnern.
    Dabei konnte er dem Taxifahrer nur beipflichten. Es war wirklich ein schönes Haus, eine moderne Villa mit klaren Linien und einer reizvollen Symmetrie. Ihm gefiel der farb-liche Kontrast von roten Backsteinmauern, weiß gestriche-nen Fenstern und indigoblauer Haustür. Und er mochte auch die Pflanzenkübel neben dem Eingang.
    Wohin er auch blickte, alles war bestens in Schuss und vermittelte den Eindruck von Wohlhabenheit. Nur der parkähnliche Garten sah ziemlich verwildert aus.
    Stirnrunzelnd musterte Jedidiah seine schwieligen Hän-de.
    Was, zum Kuckuck, war er von Beruf, dass er sich einen solch kostspieligen Besitz leisten konnte?
    Er straffte die Schultern. »Komm, Max, gehen wir hinein und finden es heraus.« Doch der Hund war längst zwischen den Bäumen verschwunden.
    Die Haustür war nicht abgesperrt. Zögernd öffnete Jedidiah sie, schloss sie leise hinter sich und zog die Schuhe aus, ehe er weiterging.
    Er blieb wie vom Donner gerührt stehen, als er die beiden Kinder entdeckte. Der Junge mochte ungefähr drei sein, das Mädchen etwa doppelt so alt. Die beiden saßen neben der Treppe auf dem Teppich und spielten mit Bauklötzen.
    Sie waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie ihn nicht be-merkten.
    Er betrachtete sie fasziniert.
    Der Junge war blond und zierlich und mit Jeans und einem roten Pullover bekleidet. Das Mädchen war stämmiger und hatte das ebenfalls blonde Haar zu einem modischen französischen Zopf geflochten. Auch sie trug Jeans, aber ihr Pullover war blau und hatte ein Schneeflockenmuster.
    Jedidiah räusperte sich umständlich.
    Das Mädchen blickte auf. Ihre schönen grauen Augen wurden groß in ungläubigem Staunen. »Daddy!« Sie sprang auf.
    Nun hob auch der Junge den Kopf und begann, über das ganze Gesicht zu strahlen. »Dada!« Er rappelte sich ebenfalls auf.
    Einen Augenblick lang blieben beide wie angewurzelt stehen.
    Dann streckte das Mädchen die Arme nach Jedidiah aus und rannte mit einem Freudenschrei auf ihn zu. Auch der Junge begann zu laufen, so schnell seine kleinen Beine ihn trugen.
    Was konnte Jedidiah anderes tun, als die Kinder aufzufangen und an sich zu drücken? Er hätte es nicht über sich gebracht, ihnen zu sagen, dass er sich nicht an sie zu erinnern vermochte und sie ihm völlig fremd waren.
    Nachdem er sie umarmt und geküsst hatte, rannte das Mädchen zur Treppe. »Mom!« rief es aufgeregt. »Mom!
    Stell dir vor, Daddy ist zurückgekommen!«
    Mit weichen Knien folgte Jedidiah der Kleinen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, während er auf die Frau wartete, mit der er verheiratet war.
    Zuerst vernahm er nur ihre Stimme. »Aber Liebling, was redest du da…?« Sie erschien oben an der Treppe, blickte hinunter und verstummte mitten im Satz. Im Gegensatz zu ihrer Tochter rief sein Anblick jedoch bei ihr unverkennbar Bestürzung hervor.
    Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    »Oh, hallo.« Ihre Stimme klang schroff. »Du bist es.«

3. KAPITEL
    Man konnte es wohl kaum eine herzliche Begrüßung nennen!
    Jedidiah war darüber so schockiert, dass ihm erneut schwindlig wurde und er sich am Treppengeländer fest-halten musste.
    Hinzu kam, dass diese Frau – seine Frau! – geradezu a-temberaubend gut aussah.
    Und nicht
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