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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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schlugen, versperrten ihm den Weg. Die Hitze und der Gestank nach verbranntem Fleisch waren schier unerträglich.
    Auf einmal drehte sich der Helikopter mit einem jähen Ruck um neunzig Grad, geriet in Brand und schlug hinter dem Humvee auf dem Damm auf. Es folgte eine zweite Explosion, dann eine dritte, bei der auch Clinters Fahrzeug in Flammen aufging. Max selbst wurde von einer Gischt aus brennendem Treibstoff erfasst.
    Gurney sprang in den Teich, um an Sternes Leiche vorbeizukommen und kämpfte sich durch das hüfthohe Wasser und den Bodenschlamm, der an seinen Füßen saugte. Als er halb kriechend, halb stolpernd wieder auf den Damm kletterte, brannten Clinters Kleider und Haare bereits lichterloh, was dieser allerdings kaum zu registrieren schien. Mit dem Maschinengewehr in den Armen stürmte er wie von Sinnen auf die Hütte zu und fachte damit das Feuer, das ihn verzehrte, nur noch mehr an. Gurney warf sich auf ihn, um ihn ins Wasser zu stoßen, doch sie stürzten beide knapp vor dem Ufer auf den Boden, während das Maschinengewehr zwischen ihnen unaufhörlich Projektile in die Nacht spie.

51
    Gnade
    Am späten Vormittag des folgenden Tages lag Gurney noch immer im städtischen Krankenhaus von Ithaca in einem Bett etwas abseits von der Notaufnahme. Obwohl die Unfallärzte seinen Zustand als »nicht ernst« bezeichnet hatten – Verbrennungen hauptsächlich ersten und in wenigen Fällen zweiten Grades –, hatte Madeleine nach ihrem Eintreffen darauf bestanden, einen Spezialisten zu verständigen.
    Nachdem der Dermatologe, der einem Kind ähnelte, das in einer Schulaufführung den Doktor spielte, die Erstdiagnose bestätigt hatte und wieder verschwunden war, warteten sie darauf, dass Versicherungsfragen geklärt und der nötige Papierkram erledigt wurde. Offenbar war ein Computersystem abgestürzt, und man hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass sich das Ganze noch eine Weile hinziehen konnte.
    Kyle, der Madeleine ins Krankenhaus begleitet hatte, wanderte zwischen Gurneys Zimmer, dem Warteraum, dem Geschenkartikelladen, der Cafeteria, der Schwesternstation und dem Parkplatz hin und her. Offensichtlich wollte er da sein und war zugleich frustriert, weil er sich nicht nützlich machen konnte. Schon mehrere Male war er in Gurneys kleinem Zimmer erschienen und wieder abgezogen. Nach mehreren verlegenen Anläufen brachte er schließlich eine Bitte vor, die ihn nach eigenen Angaben beschäftigte, seit Madeleine erwähnt hatte, dass Gurneys alter Motorradhelm irgendwo auf dem Speicher herumliege.
    »Weißt du, Dad, wir haben doch ungefähr die gleiche Kopfgröße. Da hab ich mir überlegt, ob es okay wäre … Ich meine … könnte ich vielleicht deinen Helm haben?«
    »Klar, natürlich. Ich geb ihn dir, sobald wir zu Hause sind.« Gurney lächelte bei dem Gedanken, dass Kyle die umständliche Art, Zuneigung auszudrücken, anscheinend von seinem Vater geerbt hatte.
    »Danke, Dad. Das ist super. Wow. Danke.«
    Kim hatte zweimal angerufen, um sich zu erkundigen, wie es Gurney ging, und um sich zu entschuldigen, weil sie nicht ins Krankenhaus kommen konnte. Überdies bedankte sie sich wortreich dafür, dass er bei der Konfrontation mit dem Guten Hirten sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, und teilte ihm mit, dass sie am Vortag im Zusammenhang mit dem Mord an Robby Meese ausführlich von Detective Schiff vernommen worden war. Sie erklärte, dass sie alle Fragen angemessen beantwortet habe. Doch als Schiff an diesem Morgen Verstärkung von Agent Trout vom FBI erhielt, um sie nach dem Feuerdrama bei Max Clinter noch einmal zu verhören, hatte sie es vorgezogen, ihre Aussage im Beisein eines Anwalts zu machen – wodurch die Befragung zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.
    Eine Minute vor Mittag spazierte Hardwick herein. Nachdem er Madeleine grinsend zugezwinkert hatte, musterte er Gurney stirnrunzelnd und brach in ein Lachen aus, das eher einem rhythmischen Knurren ähnelte als einem Ausdruck von Heiterkeit. »Verdammt, Mann, was hast du denn mit deinen Augenbrauen gemacht?«
    »Hab sie mir abgesengt, um sie mal richtig nachwachsen zu lassen.«
    »Und bei der Gelegenheit hast du gleich noch dein Gesicht in einen Granatapfel verwandelt.«
    »Schön, dass du vorbeischaust, Jack. Ich kann die Aufmunterung brauchen.«
    »Mann, im Fernsehen kommst du rüber wie James Bond. Und hier …«
    »Was heißt das, im Fernsehen?«
    »Erzähl mir nicht, du hast es nicht gesehen.«
    »Was gesehen?«
    »Jesus, Maria und Josef.
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