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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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beschäftigten ihn ganz besonders. Die erste war die dringendste: »Was machen Sie jetzt, Larry?«
    »Ich gehe so vernünftig vor wie möglich.«
    Trotz all ihrer Besonnenheit hätte die Antwort nicht verrückter klingen können.
    »Und was heißt das genau?«
    »Mich ergeben. Mitspielen. Mich behaupten.«
    Gurney beschlich die Furcht, dass das die Ruhe vor dem Sturm war – dass das Licht der Vernunft bald erlosch und damit einem wildem Massaker Tor und Tür geöffnet wurde.
    »Behaupten?«
    »Das hab ich immer getan. Und werde es auch weiter tun.«
    »Aber Sie … wollen sich ergeben?«
    »Selbstverständlich.« Sterne lächelte, als wollte er einem kleinen Knirps die Angst vor einer Busfahrt nehmen. »Was dachten Sie denn? Dass ich Sie als menschlichen Schutzschild benutze, um zu entkommen?«
    »Da wären Sie nicht der Erste.«
    »Davon lass ich lieber die Finger.« Er schien ehrlich amüsiert. »Seien Sie realistisch, Detective. Was für einen Schutzschild würden Sie abgeben? Nach allem, was ich höre, wären ihre Kollegen höchst erfreut über eine Gelegenheit, auf Sie zu schießen. Da wäre ich mit einem Sack Kartoffeln besser dran.«
    Die Kaltschnäuzigkeit des Mannes verschlug Gurney fast die Sprache. »Sie sind ziemlich fröhlich für jemanden, dessen Fall das Hinrichtungsmoratorium im Staat New York beenden könnte. Angeblich sind tödliche Injektionen nicht besonders angenehm.« Gurney zuckte innerlich zusammen über seine Fahrlässigkeit. Es war nicht besonders klug, sich aus Frustration über Sternes Haltung zu solchen Bemerkungen hinreißen zu lassen.
    Doch anscheinend war seine Sorge unbegründet. Sterne schüttelte bloß den Kopf. »Seien Sie nicht albern, Detective. Selbst Schwachköpfe mit drittklassigen Anwälten haben es geschafft, ihre Hinrichtung zwanzig Jahre und länger hinauszuzögern. Das kann ich besser. Viel besser. Ich habe Geld. Viel Geld. Außerdem Verbindungen, sichtbare und unsichtbare. Vor allem weiß ich, wie das Rechtssystem funktioniert. Wie es wirklich funktioniert. Und ich kann diesem System etwas sehr Wertvolles anbieten. Etwas zum Tauschen, wenn man so will.« Er strahlte eine Gelassenheit aus, die irgendwo zwischen dem Frieden eines Yogi und Wahnsinn oszillierte.
    »Was haben Sie zu bieten?«
    »Informationen.«
    »Worüber?«
    »Über bestimmte ungelöste Fälle.«
    Draußen heulte wieder fünf Sekunden lang eine Polizeisirene, ehe eine weitere Megafondurchsage folgte. Der Tonfall wurde drängender: » HIER SPRICHT DIE STATE POLICE … LEGEN SIE SOFORT DIE WAFFEN WEG … ÖFFNEN SIE DIE TÜR … SOFORT … LEGEN SIE UNVERZÜGLICH DIE WAFFEN WEG UND ÖFFNEN SIE DIE TÜR … ÖFFNEN SIE SOFORT DIE TÜR .«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie haben sich vorhin gefragt, wie viele Menschen ich getötet habe – zusätzlich zu denen, die Ihnen und der Polizei bekannt sind.«
    Das Wummern des Helikopters über der Hütte wurde lauter, der Suchscheinwerfer heller. Sterne achtete gar nicht darauf. Er konzentrierte sich ganz auf Gurney, der versuchte, diese neueste Wendung in einem der verstörendsten Fälle seiner Karriere zu verarbeiten.
    »Dieser Logik kann ich nicht ganz folgen, Larry. Wenn man Ihnen die Morde des Guten Hirten nachweisen kann …«
    »Übrigens ein großes ›Wenn‹.«
    »Schön, ein großes ›Wenn‹. Aber mal angenommen, es ist so, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass man Ihnen für zusätzliche Geständnisse einen Deal anbietet.«
    Sterne ließ sein undurchsichtiges Lächeln aufblitzen. »Ich weiß genau, was Sie versuchen. Sie machen sich über mein Angebot lustig, damit ich meine Karten auf den Tisch lege. Alberner Trick. Doch ich will nicht so sein. Freunde haben keine Geheimnisse voreinander. Ich darf Ihnen eine hypothetische Frage stellen: Wie wichtig wäre es für die State Police, zwanzig oder dreißig – die Zahlen sind rein hypothetisch – ungeklärte Fälle zu lösen?«
    Gurney wunderte sich. Entweder hatte Larry Sterne Wahnvorstellungen, oder er war ein fanatischer Lügner, der glaubte, dass er anderen alles einreden konnte.
    Anscheinend spürte Sterne Gurneys Skepsis, denn er legte nach. »Ich denke, es sollte schon was bringen, wenn dreißig Fälle abgeschlossen werden können. Deutliche
Verbesserung der Erfolgsquote. Gewissheit für die Hinterbliebenen. Und wenn dreißig nicht reichen, könnten wir vielleicht sogar auf vierzig erhöhen. Alles, was nötig ist für ein Abkommen, wie ich es mir vorstelle.«
    »Und wie sähe das aus, Larry?«
    »Nichts
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