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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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lassen, damit er die Finger von dem Projekt lässt – von meinem Projekt.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Zuerst wurde er furchtbar freundlich, schleimig-freundlich, doch ich bin hart geblieben. Dann fing er davon an, dass das Herumstochern in alten Mordfällen gefährlich sein kann, dass ich vorsichtig sein soll, dass ich vielleicht nicht weiß, worauf ich mich da einlasse. Spätnachts hat er mich angerufen und mir Nachrichten hinterlassen, dass er mich beschützen kann und dass viele Leute, mit denen ich zu tun habe – unter anderem mein Master-Betreuer –, nicht das sind, was sie scheinen.«
    Gurney richtete sich ein wenig gerader in seinem Stuhl auf. »Und dann?«
    »Dann? Ich hab ihm gesagt, dass ich eine einstweilige Verfügung beantrage und ihn als Stalker verhaften lasse, wenn er mich nicht in Ruhe lässt.«
    »Hat das gewirkt?«
    »Kommt ganz darauf an, wie man es sieht. Angerufen hat er nicht mehr. Aber auf einmal sind komische Sachen passiert.«
    Madeleine hörte auf, an der Spüle herumzuhantieren, und trat zum Tisch. »Das wird ja immer heftiger. Darf ich mich dazusetzen?«
    »Klar, gern«, antwortete Kim. Als Madeleine Platz genommen hatte, fuhr sie fort. »Zuerst sind Küchenmesser verschwunden. Eines Tages, als ich von der Uni heimkam, konnte ich meinen Kater nicht finden. Schließlich hab ich sein leises Miauen gehört. Er war in einem Wandschrank und die Tür abgeschlossen – ein Wandschrank, den ich nicht benutze. Und einmal hab ich verschlafen, weil die Zeit auf meinem Wecker verstellt worden war.«
    »Unangenehm, aber noch relativ harmlos«, konstatierte Gurney. Madeleines Miene ließ keinen Zweifel daran, dass sie völlig anderer Meinung war, daher fügte er hinzu: »Ich möchte hier nicht die emotionale Wirkung von gemeinen Streichen dieser Art runterspielen. Ich wollte nur darauf hinaus, ab wann so eine Belästigung strafbar ist.«
    Kim nickte. »Verstehe. Also, die Streiche wurden noch gemeiner. Eines Abends kam ich spät nach Hause, und im Bad auf dem Boden war ein Blutstropfen – ungefähr so groß wie ein Zehn-Cent-Stück. Und daneben lag eines meiner verschwundenen Küchenmesser.«
    »O Gott«, entfuhr es Madeleine.
    »Einige Nächte darauf haben auf einmal diese unheimlichen Geräusche angefangen. Irgendwas hat mich aufgeweckt, was, weiß ich nicht, und plötzlich höre ich eine knarrende Diele, dann nichts mehr, darauf eine Art Atmen, bevor es wieder still wird.«
    Madeleine starrte sie erschrocken an.
    »Du lebst in einer Wohnung?«, fragte Gurney.
    »Einem kleinen Haus, aufgeteilt in eine Wohnung im Erdgeschoss und eine im ersten Stock, dazu ein Keller. Solche abgestürzten Hütten, die für Studenten in billige Wohnungen unterteilt sind, gibt es viele in der Umgebung der Uni. Im Moment bin ich in meinem Haus die einzige Bewohnerin.«
    »Du bist allein dort?« Madeleine machte große Augen. »Da bist du viel mutiger als ich. Ich würde da so schnell verschwinden …«
    Kims Augen blitzten zornig. »Vor diesem kleinen Scheißer lauf ich nicht davon!«
    »Hast du diese Vorfälle bei der Polizei gemeldet?«
    Sie stieß ein bitteres, kleines Lachen aus. »Klar. Das Blut, die Messer, die Geräusche in der Nacht. Die Cops kommen ins Haus, sie schauen sich um, sie prüfen die Fenster, sie langweilen sich tödlich. Kann mir lebhaft vorstellen, wie sie die Augen verdrehen, wenn ich anrufe und ihnen meinen Namen und meine Adresse nenne. Ist doch klar, dass sie mich für eine paranoide Nervensäge halten. Süchtig nach Aufmerksamkeit. Die blöde kleine Schlampe, die immer übertreibt mit ihren Exfreund-Problemen.«
    »Ich nehme an, dass du die Schlösser ausgewechselt hast?« Gurney blieb äußerlich gelassen.
    »Zweimal. Hat nichts geholfen.«
    »Glaubst du, Robby Meese ist verantwortlich für diese … Einschüchterungsversuche?«
    »Das glaube ich nicht, ich weiß es.«
    »Wieso bist du da so sicher?«
    »Wenn du seine Anrufe gehört hättest, nachdem ich ihn rausgeworfen habe – seine Stimme. Oder wenn du sein Gesicht gesehen hättest, wenn wir uns auf dem Campus über den Weg gelaufen sind. Dann wärst du dir auch sicher. Die gleiche Seltsamkeit. Ich kann es nicht erklären, aber was da passierte, ist auf die gleiche Weise unheimlich wie Robby selbst.«
    In der folgenden Stille presste Kim die Hände um ihre Kaffeetasse. Gurney fühlte sich daran erinnert, wie sie vorhin an der Tür gestanden und die Handflächen ans Glas gedrückt hatte. Gefühl und Beherrschung.
    Er dachte über ihre
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