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Gute Nacht Jakob

Gute Nacht Jakob

Titel: Gute Nacht Jakob
Autoren: Hans G. Bentz
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ich so, daß es mich ganz krumm bog. Und auf meinem Nacken fühlte ich etwas Heißes, Feuchtes. Es waren Valeskas Tränen, als sie versuchte, mich aufzurichten.

FINALE

    Ein Frösteln weht mich an. Das Bild des leeren Bauers vor mir verschwimmt, und die vielen unbarmherzigen Fensteraugen, die in die Küche hereinsehen, die Mauern werden undeutlich wie Nebel.
    Nebel — ja, das ist Nebel. Er steht vor uns über der Abendwiese. Die uralten Eichen hocken gewaltig in der Dunkelheit und scheinen mit sich selbst Zwiesprache zu halten. Oben sieht man schon die ersten Sterne, und neben mir glüht Korbinians Pfeife in der Finsternis.
    Er stopft den Tabak fest und stößt eine Wolke aus, die langsam auf den nahen Wiesennebel zutreibt und in ihm untergeht.
    »Sie haben noch lange um das Jaköble getrauert?«
    »Nein... wenigstens nicht im Oberbewußtsein. Die Zeit kam ins Rutschen und meine Welt mit mir. Trotzdem habe ich das Gefühl, daß ich ihn all die vielen Jahre immer in mir hatte.«
    »Und was wurde aus den Menschen?«
    »Nun, was so aus uns wird. Ein paar leben noch... die Mama... die Tante Jenny... Jessika und Josefa. Die beiden sind längst zwei prachtvolle Frauen und Mütter mit den ersten grauen Haaren. Sie und ihre Mutter haben sich tapfer durch die Zeit geschlagen. Onkel Gustl, den guten, hat der Zweite Weltkrieg verschlungen. Opapa und Omama starben kurz hintereinander nach dem ersten Krieg. Onkel Poldi, Onkel Ferdl, Tante Lola, Tante Frieda — alle, alle sind schon wieder auf der großen Wanderschaft. Ihre Leiden und Freuden sind nur noch wie die Akkorde auf dem alten Klavier, die ferner und ferner wegziehen und immer leiser werden... Und doch sollten wir ihnen lauschen. Irgendeine große Sehnsucht zieht mit ihnen.«
    Korbinian steht auf und reckt sich: »Wollen wir noch zum Turm gehen?«
    Dort bleiben wir lauschend im tiefen Mauerschatten. Oben die Haube liegt im Mondlicht. Ein ganz leises Tschack-tschack schwebt zu uns herunter, ein Rascheln — dann tiefe Stille.
    Korbinian klopft die Pfeife aus, nimmt meinen Arm, sieht hinauf:

    Gute Nacht — Jakob.

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