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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Autoren: Kathryn Stockett
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und mir geht auf: Mae Mobley ist daheim. Sie ist heut nicht in die Schule. Ich press mir die Hand auf die Brust. Gott im Himmel, bitte mach, dass sie das nicht mitkriegt. Lass sie nicht hören, was Miss Hilly über mich sagt. Hinten am Flur geht die Tür auf, und Mae Mobley kommt raus. Sie guckt uns groß an und hustet.
    »Aibee, ich hab Halfweh.«
    »Ich … ich komm, Baby.«
    Mae Mobley hustet wieder, und es klingt bös, wie wenn ein Hund bellt, und ich will zu ihr hin, aber Miss Hilly sagt: » Aibileen, Sie bleiben, wo Sie sind. Elizabeth kann sich um ihre Kinder kümmern.«
    Miss Leefolt schaut Miss Hilly an, wie wenn sie sagen wollt: Muss ich? Aber dann steht sie auf und trottet den Flur lang. Sie bringt Mae Mobley ins Zimmer von Li’l Man und macht die Tür zu. Jetzt sind wir zwei allein, ich und Miss Hilly.
    Miss Hilly lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und sagt: »Ich dulde keine Lügen.«
    Mir dreht sich alles, und ich will mich hinsetzen. »Ich hab kein Silber gestohlen, Miss Hilly.«
    »Ich spreche nicht von Silber«, sagt sie und beugt sich vor. Sie zischt leis, damit Miss Leefolt nichts hört: »Ich spreche von den Sachen, die Sie über Elizabeth geschrieben haben. Sie hat
keine Ahnung, dass Kapitel zwei über sie ist, und ich bin eine zu gute Freundin, um es ihr zu sagen. Und ich kann Sie vielleicht nicht für das ins Gefängnis bringen, was Sie über Elizabeth geschrieben haben, aber wegen Diebstahls kann ich es.«
    Ich geh in kein Gefängnis. Ich geh nicht, ist alles, was ich denken kann.
    »Und Ihre Freundin Minny? Die erwartet auch eine hübsche Überraschung. Ich werde Johnny Foote anrufen und ihm sagen, er soll sie auf der Stelle feuern.«
    Das Zimmer verschwimmt. Ich schüttel den Kopf und ball die Fäuste noch fester.
    »Ich verstehe mich sehr gut mit Johnny Foote. Er hört auf das, was ich …«
    »Miss Hilly«, sag ich laut und deutlich. Sie stoppt mitten im Satz. Ich wett, Miss Hilly hat schon zehn Jahre keiner mehr unterbrochen.
    Ich sag: »Ich weiß was über Sie, vergessen Sie das nicht.«
    Sie guckt mich grimmig an, erwidert aber nichts.
    »Und wie ich gehört hab, hat man im Gefängnis eine Menge Zeit zum Briefeschreiben.« Ich zitter. Mein Atem fühlt sich an wie Feuer. »Massig Zeit, jedem in Jackson die Wahrheit über Sie zu erzählen. Alle Zeit der Welt, und das Papier ist kostenlos. «
    »Niemand würde glauben, was Sie schreiben – eine Negerdiebin. «
    »Ich weiß nicht. Mir ist gesagt worden, ich schreib ziemlich gut.«
    Sie fährt sich mit der Zungenspitze an den Herpes. Dann guckt sie weg.
    Eh sie noch irgendwas sagen kann, fliegt hinten am Flur die Tür auf. Mae Mobley kommt rausgerannt, in ihrem Nachthemd, und bleibt vor mir stehen. Sie schluchzt, und ihre kleine Nase ist knallrot. Ihre Mama muss ihr gesagt haben, dass ich geh.

    Gott, bet ich, mach, dass sie ihr nicht Miss Hillys Lügen weitererzählt hat.
    Die Kleine packt den Rock von meiner Uniform und lässt nimmer los. Ich fass an ihre Stirn, und die glüht vor Fieber.
    »Baby, du musst wieder ins Bett.«
    »Neiiin«, heult sie. »Geh nicht weg, Aibee.«
    Miss Leefolt kommt mit missmutigem Gesicht aus dem Zimmer. Sie hat Li’l Man auf dem Arm.
    »Aibee!«, ruft er und lacht.
    »Hey … Li’l Man«, flüster ich. Bin ich froh, dass er nicht versteht, was los ist. »Miss Leefolt, kann ich sie mit in die Küche nehmen und ihr Medizin geben? Das Fieber ist richtig hoch.«
    Miss Leefolt schaut zu Miss Hilly rüber, aber die sitzt nur mit verschränkten Armen da. »Gut, tun Sie’s«, sagt Miss Leefolt.
    Ich nehm die Kleine an der heißen Hand und führ sie in die Küche. Sie hustet wieder so bellend, dass es einem richtig Angst macht, und ich hol das Baby-Aspirin raus und den Hustensaft. Jetzt, wo sie bei mir ist, beruhigt sie sich bisschen, aber ihr laufen immer noch Tränen übers Gesicht.
    Ich heb sie auf die Arbeitsplatte, zerdrück eine von den kleinen rosa Pillen, vermisch sie mit bisschen Apfelmus und geb sie ihr mit dem Löffel. Sie schluckt den Mundvoll runter, und ich weiß, es tut ihr weh. Ich streich ihr übers Haar. Die Ponyfransen, die sie sich mit der Bastelschere abgeschnitten hat, wachsen wieder und stehen in die Gegend. Miss Leefolt kann sie zurzeit kaum angucken.
    »Bitte geh nicht weg, Aibee«, bettelt sie und fängt wieder an zu weinen.
    »Ich muss gehen, Baby. Tut mir so leid.« Und da heul ich selbst los. Ich will’s nicht, es macht’s für sie nur schlimmer, aber ich kann nichts dagegen
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