Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Autoren: Kathryn Stockett
Vom Netzwerk:
breiten Avenues langgehen wird, die ich im Fernsehen gesehen hab, mit ihrem wehenden langen Haar. Ein Teil von mir wünscht sich, ich könnt auch noch mal neu anfangen. Die Putzartikel, das ist neu. Aber ich bin nimmer jung. Mein Leben ist schon bald rum.
    Je mehr ich mich bemüh, endlich einzuschlafen, umso klarer wird mir, dass ich heut Nacht die meiste Zeit wach sein werd. Es ist, wie wenn ich die Stadt summen hör, von all den Leuten, die über das Buch reden. Wie soll man denn schlafen, mit so vielen Bienen um einen rum? Ich denk an Flora Lou, dass Miss Hester sie gefeuert hätt, wenn Miss Hilly nicht allen Leuten sagen würd, das Buch wär nicht über Jackson. Oh, Minny, denk ich. Das war so eine gute Tat von dir. Du hast für alle gesorgt, nur für dich nicht. Ich wollt, ich könnt dich beschützen.
    Es klingt, wie wenn Miss Hilly mit dem Rücken zur Wand kämpft. Jeden Tag sagt wieder jemand, er weiß, wer den Kuchen gegessen hat, und Miss Hilly kämpft umso verbissener. Zum ersten Mal in meinem Leben frag ich mich wirklich, wer diesen Kampf gewinnen wird. Bislang hätt ich immer gesagt,
Miss Hilly, aber jetzt weiß ich’s nimmer. Diesmal könnt’s sein, dass Miss Hilly verliert.
    Ich krieg noch paar Stunden Schlaf, eh’s Tag wird. Komisch, aber wie ich um sechs Uhr aufsteh, fühl ich mich gar nicht müd. Ich zieh die Uniform an, die ich gestern Abend in der Badewanne gewaschen hab. In der Küche trink ich ein großes, kühles Glas Leitungswasser. Ich mach die Küchenlampe aus, und wie ich grad zur Tür geh, klingelt mein Telefon. Gott im Himmel, so früh!
    Ich nehm ab und hör ein hohes Jammern.
    »Minny? Bist du’s? Was …«
    »Heut Nacht haben sie Leroy gefeuert! Und wie Leroy gefragt hat warum, hat sein Boss gesagt, Mister William Holbrook hat ihm gesagt, er soll ihn feuern. Es wär wegen Leroys Niggerweib, hat Holbrook gesagt, und dann ist Leroy heimgekommen und hat versucht, mich mit bloßen Händen umzubringen. « Minny keucht und schnauft. »Er hat die Kinder in den Garten rausgeschmissen und mich im Bad eingeschlossen und gesagt, er zündet das Haus an, mit mir drin!«
    Gott im Himmel, es geht los. Ich schlag mir die Hand vor den Mund, fühl, wie ich in das schwarze Loch fall, das wir uns selbst gegraben haben. Die ganzen Wochen hab ich Minny immer nur zuversichtlich reden hören, und jetzt …
    »Die Hexe!«, schreit Minny. »Wegen ihr bringt er mich um!«
    »Wo bist du jetzt, Minny, wo sind die Kinder?«
    »In der Tankstelle, bin barfuß hergerannt! Die Kinder sind zu den Nachbarn …« Sie keucht und stöhnt. »Octavia kommt uns holen. Sagt, sie fährt, so schnell sie kann.«
    Octavia wohnt in Canton, zwanzig Minuten nach Norden rauf, in derselben Richtung wie Miss Celia. »Minny, ich komm jetzt sofort zu dir …«
    »Nein, nicht einhängen, bitte. Bleib einfach nur dran, bis sie da ist.«
    »Ist alles okay mit dir? Bist du verletzt?«

    »Ich kann nimmer, Aibileen. Ich kann das nimmer …« Sie heult ins Telefon.
    Es ist das erste Mal, dass ich das von Minny hör. Ich hol tief Luft, weiß, was ich zu tun hab. Die Wörter sind klar und deutlich in meinem Kopf, und das hier ist meine einzige Chance, dass sie mich wirklich hört, jetzt, wo sie am Telefon von der Tankstelle steht, barfuß und mit ihren Kräften am End. »Minny, hör zu. Du wirst deinen Job bei Miss Celia nie verlieren. Das hat dir Mister Johnny ja selbst gesagt. Und wir kriegen noch mehr Geld für das Buch, Miss Skeeter hat’s gestern erfahren. Minny, hör mir jetzt zu: Du darfst dich nimmer von Leroy schlagen lassen.«
    Minny schluchzt.
    »Es ist Zeit, Minny. Hörst du? Du bist frei.«
    Ganz langsam legt sich Minnys Heulen. Bis sie ganz still ist. Wenn ihr Atmen nicht wär, würd ich glauben, sie hätt eingehängt. Bitte, Minny, denk ich. Bitte, nutz die Chance, da rauszukommen.
    Sie atmet zittrig ein. Sagt: »Ich hör, was du sagst, Aibileen.«
    »Ich kann ja schnell zur Tankstelle laufen und mit dir warten. Ich sag Miss Leefolt, ich komm heut später.«
    »Nein«, erwidert sie. »Meine Schwester … ist gleich da. Wir schlafen heut Nacht bei ihr.«
    »Minny, ist das nur für heut Nacht oder …«
    Sie atmet lang und tief aus. »Nein«, sagt sie. »Ich kann nimmer. Ich hab das lang genug mitgemacht.« Und ich hör, wie sie langsam wieder die alte Minny Jackson wird. Ihre Stimme zittert, und ich weiß, dass sie Angst hat, aber sie fügt hinzu: »Leroy wird sich umgucken. Der hat ja keine Ahnung, wo’s jetzt mit Minny Jackson
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher