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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Autoren: Kathryn Stockett
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ehrlich.
    Sie lächelt, wie wenn sie verlegen wär, und stellt die Büchertasche ab. »Mutter findet es scheußlich.«
    Ich lach und hol dann tief Luft, versuch mich auf die schlechte Nachricht gefasst zu machen.
    »Die Buchhandlungen wollen noch mehr Bücher, Aibileen. Missus Stein hat mich heute Nachmittag angerufen.« Sie fasst
meine Hände. »Sie drucken eine zweite Auflage. Weitere fünftausend Stück.«
    Ich guck sie nur an. »Ich … ich hab gar nicht gewusst, dass das geht«, sag ich und schlag mir die Hand vor den Mund. Unser Buch in fünftausend Häusern, in den Bücherregalen, auf den Nachttischen, auf den Klospülkästen?
    »Es gibt noch mal Geld. Mindestens hundert Dollar für jede von Ihnen. Und wer weiß? Vielleicht ist das ja noch nicht alles?«
    Ich press mir die Hand aufs Herz. Ich hab noch keinen Cent von den ersten einundsechzig Dollar ausgegeben, und jetzt sagt sie mir, es kommt noch mehr?
    »Und noch etwas.« Miss Skeeter guckt auf ihre Büchertasche runter. »Ich war am Freitag bei der Zeitung und habe den Miss-Myrna-Job gekündigt.« Sie holt tief Luft. »Und ich habe Mister Golden gesagt, die nächste Miss Myrna sollten Sie sein.«
    »Ich?«
    »Ich habe ihm gestanden, dass ich die Antworten die ganze Zeit von Ihnen hatte. Er hat gesagt, er würde es sich überlegen, und heute hat er mich angerufen und gemeint, er ist einverstanden, solange Sie es niemandem verraten und die Antworten so schreiben wie Miss Myrna.«
    Sie zieht ein dickes Notizbuch mit einem blauen Stoffrücken aus ihrer Büchertasche und gibt es mir. »Er sagt, er zahlt Ihnen das Gleiche wie mir, zehn Dollar die Woche.«
    Ich? Für eine Weißenzeitung arbeiten? Ich geh zum Sofa, schlag das Notizbuch auf und seh die ganzen Briefe und Artikel von früher. Miss Skeeter setzt sich neben mich.
    »Danke, Miss Skeeter. Für das hier und für alles.«
    Sie lächelt und atmet tief durch, wie wenn sie gegen die Tränen kämpft.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass Sie ab morgen New Yorkerin sind«, sag ich.

    »Ich fliege vorher noch nach Chicago. Nur für eine Nacht. Ich möchte Constantine besuchen, ihr Grab.«
    Ich nick. »Das find ich gut.«
    »Mutter hat mir die Sterbeanzeige gegeben. Der Friedhof ist gleich außerhalb der Stadt. Und am nächsten Morgen fliege ich dann nach New York.«
    »Sagen Sie Constantine einen Gruß von Aibileen.«
    Sie lacht. »Ich bin ja so nervös. Ich war noch nie in Chicago oder New York. Ich bin überhaupt noch nie geflogen.«
    Wir sitzen einen Moment still da und horchen auf das Gewitter. Ich muss dran denken, wie Miss Skeeter das erste Mal hier bei mir war, wie unsicher wir da beide waren. Jetzt fühlt sich’s an, wie wenn sie zu meiner Familie gehört.
    »Haben Sie Angst, Aibileen?«, fragt sie. »Was passieren könnte?«
    Ich dreh den Kopf so, dass sie meine Augen nicht sieht. »Geht schon.«
    »Manchmal weiß ich nicht, ob es das wert war. Wenn Ihnen etwas passiert … wie soll ich damit leben, in dem Wissen, dass es meine Schuld war?« Sie presst sich die Hand auf die Augen, wie wenn sie nicht sehen will, was kommt.
    Ich geh in mein Schlafzimmer und hol das Päckchen von Reverend Johnson. Sie wickelt es aus und starrt auf das Buch mit den ganzen Unterschriften drin. »Ich wollt’s Ihnen nach New York schicken, aber ich find, Sie müssen es jetzt kriegen.«
    »Ich … verstehe gar nichts«, sagt sie. »Das hier ist für mich?«
    »Ja, Ma’am.« Dann richt ich ihr aus, was der Reverend gesagt hat, dass sie für uns zur Familie gehört. »Sie müssen immer dran denken, jede von diesen Unterschriften heißt, es war’s wert.« Sie liest die ganzen Dankeschöns, die kleinen Sachen, die sie geschrieben haben, fährt mit den Fingern über die Tinte. Tränen schießen ihr in die Augen.
    »Ich denk, Constantine wär richtig stolz auf Sie.«

    Miss Skeeter lächelt, und da seh ich plötzlich, wie jung sie ist. Vor lauter Schreiben, vor lauter Angst und Müdigkeit, wenn wir all die vielen Stunden zusammengesessen sind, hab ich das Mädchen, das sie immer noch ist, lang nimmer wahrgenommen.
    »Sind Sie sicher, dass es okay ist? Wenn ich Sie hier allein lasse, wo alles so …«
    »Gehen Sie nach New York, Miss Skeeter. Finden Sie Ihr Leben.«
    Sie lächelt, blinzelt die Tränen weg und sagt: »Danke.«
     
    In der Nacht lieg ich im Bett und denk, wie froh ich für Miss Skeeter bin. Sie fängt noch mal ganz neu an. Tränen laufen mir über die Schläfen und in die Ohren, wenn ich denk, dass sie jetzt die
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