Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
Vom Netzwerk:
Menschen, mit denen wir zu tun haben, und über die Gruppen, zu denen wir gehören. Wenn es keine Gruppe gibt, der wir uns anschließen können, gründen wir eine und fordern andere auf, sich uns anzuschließen.
    Sind wir längere Zeit allein, fühlen wir uns einsam und suchen nach Menschen, zu denen wir Beziehungen anknüpfen können. Paradoxerweise entstehen ausgerechnet in diesen zwischenmenschlichen Beziehungen unsere schlimmsten Probleme. Ich habe gesagt und viele andere sagen hören: »Ich kann nicht mit ihr/ihm leben und nicht ohne sie/ihn«, womit in der Regel ein Partner des anderenGeschlechts gemeint ist. Doch bei mir ist es so, dass mich nicht nur Frauen irritieren. Männer können mich genauso frustrieren und ärgern. Nach Auffassung der Fachleute werden Beziehungen durch die sogenannte intermittierende Verstärkung bewahrt, das heißt, die Beziehung muss von Zeit zu Zeit genügend positive Ereignisse aufweisen, um die Beteiligten zu veranlassen, sich mit den negativen Aspekten auseinanderzusetzen. Wenn zum Erhalt von Beziehungen wirklich nicht mehr erforderlich ist als gelegentliche positive Verstärkung, stellt sich eine wichtige Frage: Wie können wir die positiven Aspekte maximieren und die negativen minimieren ?
Eheleute, Partner und was schieflaufen kann
    Meist werden Scheidungsstatistiken bemüht, um zu zeigen, wie schlecht es um die Ehe bestellt ist. Doch die »Scheidungsrate« lässt sich schwer bestimmen, weil sie mit unterschiedlichen Methoden ermittelt wird. Große Verwirrung entstand 1995, als das amerikanische Zensusbüro mitteilte, es habe 1993 in den Vereinigten Staaten 2 362 000 Eheschließungen und 1 191 000 Scheidungen gegeben, um dann mit Hilfe einer komplizierten Formel aus diesen Zahlen zu errechnen, dass vier von zehn Erst-Ehen mit einer Scheidung endeten. Zu Recht wandten Statistiker ein, dass diese Zahlen die 54 Millionen bereits bestehenden Ehen außer Acht ließen. Die anhand dieser Zahlen errechneten Scheidungsraten waren also falsch. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Millionen von Erst-Ehen geschieden wurden.
    An sich ist eine Scheidung nichts Negatives, in manchen Fällen kann sie sogar Leben retten. Doch selbst wenn die Scheidungsrate nicht so hoch oder für unsere Gesellschaft so gefährlich ist, wie gelegentlich behauptet, lässt sie doch auf Probleme schließen.
    Daneben gibt es all die Menschen, die, aus was für Gründenauch immer, in schlechten Ehen ausharren. Die Auswirkungen unglücklicher Ehen sind sattsam bekannt: physische und psychische Erkrankungen, seelische Not, Gewalt, Selbstmord und Mord. Als wäre das noch nicht genug, lassen neuere Forschungsergebnisse darauf schließen, dass die Belastungen einer schlechten Ehe das Immunsystem schwächen und damit das Krankheitsrisiko erhöhen können.
    Wenn es in Familien zu Problemen, Streit, Trennung und Scheidung kommt, sind die Kinder großen Belastungen ausgesetzt. Sie leiden unter Depressionen und Leistungsstörungen in der Schule. Häufig neigen sie zu Verstimmungen, Verschlossenheit und Erkrankungen.
    Konflikte und Gewalt in der Ehe führen auch zu empfindlichen wirtschaftlichen Einbußen, werden sie doch als häufigste Ursache für Personalprobleme genannt. Ernsthafte häusliche Probleme verringern die Produktivität am Arbeitsplatz. Es kommt zu einer Zunahme der Fehlzeiten, Verspätungen und Krankheiten. Neben der Unfallrate lassen auch Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum und Gesundheitskosten einen steilen Anstieg erkennen.
    In allen Ehen gibt es Konflikte, doch in vielen Fällen enden sie einfach deshalb in Gewalt, weil die Partner keine anderen Formen der Konfliktbewältigung kennen. Außerdem gibt es einen Zusammenhang zwischen der Gewalt unter Eheleuten und der Gewalt zwischen Kindern. Wie sollte es auch anders sein? Wenn zu Hause Streitigkeiten, Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gewaltsam ausgetragen werden, ist es wahrscheinlich, dass Kinder die ihren genauso regeln. Daher kann es mich nicht überraschen, wenn Untersuchungen zeigen, dass Erwachsene, die Kinder misshandeln und missbrauchen, in ihren Herkunftsfamilien fast immer selbst Misshandlung und Missbrauch erlebt haben. Man sollte meinen, Erwachsene würden nach eigenen traumatischen Kindheitserfahrungen alles tun, um anderen solch Leid zu ersparen, dochleider ist das falsch. Was erhebliche Bedeutung hat, weil wir eines mit Sicherheit wissen: Wie Ehepartner mit ihren Konflikten umgehen, ist der wichtigste Vorhersagefaktor für den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher