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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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Bestand ihrer Ehe.
    Es gibt mindestens zwei Arten ehelicher Gewalt. Zum einen die gewöhnliche Gewalt unter Partnern, zu der es kommt, wenn die Gemüter sich erhitzen und der Streit aus dem Ruder läuft. Studien zeigen, dass mehr als ein Drittel aller Paare sich zu irgendeiner Form physischer Aggression gegen den Partner hinreißen lassen; sie werfen mit Gegenständen, stoßen, ohrfeigen, packen und schubsen, aber kaum jemals kommt es dazu, dass sie würgen,  drosseln oder verprügeln. Interessanterweise neigen Frauen in diesen Situationen genauso zu Gewalttätigkeit wie Männer.
    Spousal battering (Misshandlung des Partners) gehört einer ganz anderen Kategorie an: Männern (und in viel geringerer Zahl Frauen), die ihre Partner misshandeln, scheint jedes Mittel recht zu sein, um zumindest die Illusion von Kontrolle herzustellen oder aufrechtzuerhalten. Man schätzt, dass jedes Jahr mehr als zwanzig Millionen Frauen Opfer regelmäßiger Misshandlungen werden.
    Frauen bedienen sich eher sprachlicher Mittel als Männer, folglich greifen sie ihre Partner häufiger mit Worten an. Männer sprechen nicht gern über ihre Verstimmungen und Probleme, daher reagieren sie defensiv auf ihre Frauen und ziehen sich zurück. Beide Geschlechter bringen ihre Klagen gewöhnlich als Kritik am Partner vor, der sich dann ungerecht beurteilt und angegriffen fühlt.
    Noch schwieriger wird diese Situation dann, wenn konfliktbeladene Paare ein Kind bekommen. Für Menschen, die bereits Eheprobleme haben, kann die zusätzliche Belastung durch die Elternrolle das Fass zum Überlaufen bringen, zumal sie in unserer Gesellschaft kaum auf diese Rolle vorbereitet werden und so gut wie keine Hilfe finden.
Eltern und Kinder
    Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als mir Eltern in meiner klinischen Praxis erklärten, es sei falsch und schlecht, dass sie Konflikte mit ihren Kindern hätten. Sie meinten, das dürfe nicht passieren, nicht in ihrer Familie. Aber es passierte – und passiert – in jeder Familie.
    Eltern-Kind-Konflikte sind nicht auf die Pubertät oder irgendein anderes Alter beschränkt. In einer Untersuchung hat man festgestellt, dass es ungefähr dreimal pro Stunde zu komplizierten Streitigkeiten zwischen Eltern und ihren zwei- bis dreijährigen Kindern kam. Einfachere Konflikte brachen fast viermal in der Stunde aus. In einer anderen Studie zeigten Aufzeichnungen, die bei Abendessen in Familien gemacht wurden, dass es im Durchschnitt pro Mahlzeit 18 Eltern-Kind-Auseinandersetzungen gab, die meist in einer Sackgasse endeten.
    Wenn Eltern-Kind-Konflikte nicht konstruktiv bewältigt werden, können sie das persönliche und soziale Gedeihen der Kinder höchst nachteilig beeinflussen. Bei belasteten Eltern-Kind-Beziehungen kommt es vermehrt zu Verhaltensstörungen in der Adoleszenz, vor allem in Form von Drogenkonsum, niedrigem Selbstwertgefühl und Selbstmord.
    Viele Belastungen, unter denen Familien leiden, haben damit zu tun, wie Eltern auf nicht akzeptable Verhaltensweisen ihrer Kinder reagieren. Wenn Kinder sich unangemessen verhalten, versuchen die meisten Eltern, selbst solche, die Gewalt ablehnen, durch irgendeine Form von Bestrafung gegenzusteuern. Doch von wenigen Ausnahmen abgesehen, bringt es nicht den erhofften Erfolg. Wenn nun die Eltern feststellen, dass milde Strafen wie »Auszeit« oder Fernsehverbot, das beanstandete Verhalten weder verändern noch verhindern, wird das Strafmaß in der Regel erhöht, manchmal bis zur körperlichen Misshandlung. Vor einigen Jahren haben die Sozialämter in den VereinigtenStaaten 3 111 000 Fälle von Kindesmisshandlungen registriert. Und das sind nur die gemeldeten Fälle. Niemand weiß, wie groß die Dunkelziffer ist und wie schwerwiegend diese Fälle sind.
    Aus einem Bericht des National Committee for the Prevention of Child Abuse ging hervor, dass 1994 1271 Kinder durch Misshandlung oder Vernachlässigung von Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten ums Leben kamen. Mit anderen Worten, in unserem angeblich so aufgeklärten Land sterben pro Tag mehr als drei Kinder an den Folgen von Misshandlung und Vernachlässigung.
    Wie wir aus der Forschung wissen, zählt die Erfahrung körperlicher Strafen zu den wichtigsten Ursachen erhöhter Aggressivität bei Jugendlichen und Erwachsenen, vor allem bei antisozialen Erscheinungsformen wie Straffälligkeit und Kriminalität. Solche Ergebnisse sind natürlich meist das Gegenteil dessen, was die Eltern mit ihren Strafen beabsichtigen.
    Eine
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