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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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unserem Leben neue Horizonte erschließt, für unser Glück sorgt, unsere Beziehungen repariert und uns die Gewissheit verschafft, es sei mit der Welt aufs Beste bestellt – wenn nur die richtige Behandlungsmethode gefunden würde.
    Tatsächlich wissen wir vieles über die Behandlung quälender und gestörter Beziehungen. Doch es gibt viele Gründe, warum Behandlungen nicht zur Beseitigung von Beziehungsproblemen taugen. Erstens ist die Zahl der Menschen, die unter schlechten Beziehungen leiden, außerordentlich groß, nimmt ständig zu und wird weiter wachsen. Zweitens nehmen die Menschen weit schneller Schaden, als wir sie behandeln können, selbst wenn wir alle Mittel einsetzen, die uns zu Gebote stehen.
    Wir haben 2015 in den Vereinigten Staaten mit mehr als 50 Millionen Menschen zu rechnen, bei denen Alltagskrisengravierende seelische Probleme auslösen – Krisen, die größtenteils mit der Qualität ihrer Beziehungen zu tun haben.
    Im April 1998 wurde George Albee, Ex-Präsident der American Psychological Association und emeritierter Professor der University of New Hampshire, vom Kongress um Rat gebeten, wie man psychisch erkrankten und seelisch gestörten Menschen helfen könne, für die ihr Leben und ihre Beziehungen eine Quelle von Leid und Unglück sind. Albee teilte den Ausschussmitgliedern mit: »Die Fakten und Zahlen sind zu eindeutig, als dass wir uns in der Hoffnung wiegen könnten, wir würden eines Tages genug Ärzte und Therapeuten haben, um allen leidenden Menschen helfen zu können. Wie hoffnungslos unsere gegenwärtigen Bemühungen sind, wird daraus ersichtlich, dass jedes Jahr nur sechs bis sieben Millionen Menschen im gesamten psychiatrischen System der USA, den öffentlichen wie den privaten Institutionen, behandelt werden.«
    Dr. Albee forderte vorbeugende Maßnahmen, um die Ursachen für die Störungen der seelischen Gesundheit zu beseitigen. Diesen Gedanken erläuterte er am Beispiel von Dr. John Snow, einem Londoner Arzt, der 1853 die Choleraepidemie bekämpfte. Snow fiel auf, dass nur bestimmte Menschen erkrankten; daher begann er überlebende Opfer und ihre Angehörigen zu befragen und entdeckte, dass die  Erkrankten alle dieselbe öffentliche Wasserpumpe in der Broad Street benutzt hatten. Also entfernte er den Schwengel von der Pumpe, sodass die Menschen dieses Viertels ihr Wasser aus einem anderen Brunnen holen mussten. Damit beendete er die Choleraepidemie. Das ist umso bemerkenswerter, als Dr. Snow nicht die geringste Ahnung hatte, was die Krankheit verursachte, weil der Cholerabazillus damals noch nicht bekannt war, aber der Arzt wusste, dass der Krankheit vorgebeugt werden konnte, wenn die Menschen aufhörten, das kontaminierte Wasser zu trinken.
    Ein anderes Beispiel ist der junge ungarische Arzt Ignaz Semmelweis, der sich als Erster systematisch die Hände wusch, bevor er Geburtshilfe leistete, und auf diese Weise der Übertragung von Krankheitserregern, vor allem des Wochenbettfiebers, vorbeugte. Damit verhinderte er fast vollständig, dass seine Patientinnen an dieser tödlichen Infektion erkrankten. Als das Händewaschen allgemein praktiziert wurde, beugte es nicht nur dem Wochenbettfieber vor, sondern auch allen anderen Arten von bakteriellen Infektionen, gegen die es damals noch keine Mittel gab.
    Für mich ist dieses Buch eine Art »Pumpenschwengel«, eine Vorbeugungsmaßnahme, die einer großen Anzahl von Menschen mit beziehungsbedingten Leiden hilft. Ohne jede Frage können und werden verbesserte Beziehungen auch der körperlichen und seelischen Gesundheit zugutekommen.
Mein Weg zur Vorbeugung
    Carl Rogers bildete mich an der University of Chicago zum Psychotherapeuten aus, danach war ich fünf Jahre lang Mitarbeiter am psychologischen Beratungszentrum der Universität, bevor ich beschloss, eine weitgehend konventionelle Privatpraxis in Pasadena, Kalifornien, zu eröffnen, in der ich psychologische Einzel- und Gruppenberatung für Erwachsene und Spieltherapie für Kinder anbot. Doch die meisten Erwachsenen, die ich behandelte, passten nicht in die üblichen psychiatrischen Kategorien. Sie waren weder neurotisch noch psychotisch, weder klinisch depressiv noch phobisch. Sie litten einfach unter ungelösten Problemen, meist mit Familienangehörigen – Ehepartnern, Kindern, den eigenen Eltern, Ex-Frauen, Ex-Männern und so fort. Hatten Eltern Probleme mit Kindern, waren sie sich sicher, dass etwas mit den Kindern nicht stimmte. Also brachten sie sie zu mir, ganz so,
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