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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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Studie ergab, dass sich noch nicht einmal eines von 400 Kindern, die zu Hause nicht geschlagen wurden, gewalttätig gegenüber seinen Eltern verhielt, ganz im Gegensatz zu den Kindern, die zu Hause geschlagen wurden. Mehr als die Hälfte der Kinder, die von den Eltern körperlich gezüchtigt wurden, hatten während des zurückliegenden Jahres die Eltern geschlagen.
    Ein Grundsatz im Wirtschaftsleben lautet: Wenn etwas nicht funktioniert, hör damit auf. Manager halten sich meistens an diese Regel, doch bei der Kindererziehung wird sie nicht befolgt. Offenkundig funktionieren körperliche Strafen nicht, daher müssten wir mit ihnen aufhören. Doch Eltern sehen nur die Alternative von Belohnung und Bestechung (die auch nicht funktioniert) einerseits und Gewähren lassen andererseits, das heißt, ihre Kinder dürfen tun, was sie wollen. Während Strafe Kinder brutalisiert, macht Permissivität sie zu egozentrischen, unhöflichen, rücksichtslosen und im Allgemeinen sehr unangenehmenMenschen – kaum eine attraktive Alternative.
    Glücklicherweise gibt es einen Ausweg aus dieser Entweder-Oder-Falle, dieser fruchtlosen Entscheidung zwischen Strenge und Nachgiebigkeit. Bei dieser Strategie kommen die Prinzipien und Fertigkeiten zum Tragen, die allen gesunden und konstruktiven Beziehungen zugrundeliegen und nirgends dringender gebraucht werden als in Familien. In späteren Kapiteln wird davon ausführlicher die Rede sein.

    Eine der bedrückendsten und verstörendsten Entwicklungen der letzten Jahre sind die Morde, die von Kindern begangen werden, häufig in Schulen. Fassungslos fragen wir uns, was da schiefgelaufen und wer daran schuld ist. Auf der nationalen Konferenz des Children’s Institute im Juni 1999 erläuterten James Garbarino und Bruce Perry, dass die Daten über Kinder, die Morde begehen, deutlich auf frühkindliche Erfahrungen mit Missbrauch und/oder häuslicher Gewalt hinweisen.
    Die Kehrseite des Mordes ist der Selbstmord. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Selbstmordrate bei Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren fast verdreifacht, während sie sich in der Altersgruppe von 15 bis 19 verdoppelt hat. Bei den 15- bis 24-Jährigen ist Selbstmord die dritthäufigste Todesursache. Zwischen 6 und 13 Prozent der Jugendlichen geben an, sie hätten mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich, und 62,6 Prozent der Schüler einer großen Highschool im Mittleren Westen gaben in einer Umfrage an, schon einmal an Selbstmord gedacht zu haben – was uns als Erwachsene eigentlich nachdenklich stimmen müsste, um es vorsichtig auszudrücken. Wie kann jemand, so fragen wir uns, der noch fast sein ganzes Leben vor sich hat, den Wunsch verspüren, es zu beenden?
    Es gibt viele Faktoren, die bei Selbstmorden Jugendlichereine Rolle spielen, doch die Qualität der Beziehungen ist von vorrangiger Bedeutung. Kinder, deren Beziehungen verlässlich und liebevoll sind, erweisen sich in der Regel als zuversichtlich, optimistisch und selbstsicher. Sie bringen weder sich noch andere um.
    Wenn Sie dieses Kapitel entmutigend oder deprimierend fanden, dann wissen Sie, wie es mir ergangen ist, als ich mich in die Forschungsberichte vertiefte und feststellte, wie es um einige unserer wichtigsten Beziehungen bestellt ist und was mit ihnen geschieht, wenn die Menschen einfach die Verhaltensmuster der Vergangenheit wiederholen. Ich habe mir die Aufgabe gestellt, allen zu helfen, ihre Beziehungen zu verbessern. In den ersten beiden Kapiteln habe ich beschrieben, welche Barrieren uns an der Verbesserung unserer Beziehungen hindern. In den beiden folgenden möchte ich darlegen, welche Einstellungen wir verändern müssen, um den Schritt von der Behandlung zur Vorbeugung und von hierarchischen zu flacheren Organisationsstrukturen zu leisten.

3. KAPITEL
Vorbeugende Maßnahmen
    Kein Zweifel, wenn Menschen häufig gezwungen werden, gegen ihren Willen oder besseres Wissen zu handeln, gehen Beziehungen in die Brüche, und wenn Beziehungen leiden, verursachen sie viele der im letzten Kapitel beschriebenen Probleme. Wohl kaum jemand kann eine intakte, befriedigende Beziehung zu jemandem unterhalten, der Macht ausübt, um seine Bedürfnisse auf Kosten anderer zu befriedigen.
    Sind unsere Beziehungen schlecht, erwarten wir Hilfe von der wissenschaftlichen Forschung. Wir denken, es müsste doch eine Spritze geben, ein neues Medikament, eine technische Errungenschaft, irgendein Wundermittel, das uns Erfolg bringt, unsere Gesundheit wieder herstellt,
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