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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen
Autoren: Thomas Gordon
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und so fort. Eine solche berufsbezogene Autorität führt selten zu Schwierigkeiten in Beziehungen, sofern die beruflichen Funktionen als legitim anerkannt werden und nicht strittig sind.
    Eine dritte Art von Autorität hat mit Verträgen und Vereinbarungenzu tun, die von der Unterzeichnung offizieller internationaler Verträge bis zum einfachen Handschlag reichen. Manche Anwälte spezialisieren sich auf Vertragsrecht und besitzen eine besondere Fertigkeit darin, Dokumente so aufzusetzen, dass alle Klauseln und Bedingungen klar und eindeutig sind. Doch die meisten Vereinbarungen benötigen keine formellen Verträge. Beispielsweise lösen Kinder ihre Konflikte häufig mit Vereinbarungen wie: »Ich helfe dir jetzt bei deinen Hausaufgaben, wenn du nachher mit mir Basketball spielst. Einverstanden? Schlag ein!« Lehrer treffen Vereinbarungen mit Schülern. Manager mit Mitarbeitern. Ehemänner mit ihren Frauen. Eltern mit Kindern. Freunde mit Freunden. Diese Verträge und Vereinbarungen dienen dem Zweck, dass nicht immer wieder die gleichen Probleme gelöst oder diskutiert werden müssen.
    Verantwortlich für Beziehungsprobleme ist die machtbasierte Autorität, die ihre Träger in die Lage versetzt, andere zu kontrollieren, zu dominieren, zu nötigen und zu zwingen, Dinge zu tun, die sie nicht tun möchten. Ich war bei der Luftwaffe und habe diese machtbasierte Autorität hautnah erlebt, wie Millionen anderer. Selbst wenn Sie nicht beim Militär gedient haben, dürften Sie – genau wie Dr. Koegels Studenten – viele Machtspiele erlebt haben, die andere auf Ihre Kosten gewonnen haben.
    Es hat mir zwar nicht immer gefallen, doch habe ich die Notwendigkeit eingesehen, Befehlen zu gehorchen – sogar denen, mit denen ich nicht einverstanden war. Das Militär kann unmöglich auf bedingungslosen Gehorsam verzichten. Doch das gilt für fast keine andere Organisation. In Ehen, Familien, Schulen und Wirtschaftsunternehmen gibt es immer mehrere Optionen, und auf die gründet sich unsere Hoffnung, dass sich Beziehungen verbessern lassen.
    Oft bin ich gefragt worden, wie Macht entsteht, woher sie kommt. Gelegentlich hoffen die Fragenden, es gäbe irgendeineunbekannte oder verborgene Machtquelle, mit deren Hilfe sie endlich die Kämpfe gewinnen können, die sie bisher immer verloren haben. Doch mit dem Glauben an eine geheime Machtquelle verhält es sich wie mit Ponce de Leons Glaube an den Jungbrunnen: Beide gibt es nicht.
    Deshalb sage ich Ihnen: Macht erwächst aus der Fähigkeit, zu belohnen und/oder zu bestrafen. Anders ausgedrückt: Macht ist die Fähigkeit, anderen Schmerz zuzufügen oder Lust zu verschaffen. Wer Macht ausübt, setzt Belohnungen und Strafen ein, um zu bekommen, was er haben möchte. Ist die Strafe schlimm oder die Belohnung verlockend genug, so gelingt ihm das auch.
    Doch diese Nachgiebigkeit hat ihren Preis. Wer in der passiven Rolle ist, gibt nicht nur nach. Um seine persönliche Integrität zu bewahren, entwickelt er Strategien für den Umgang mit dem Zwang, gegen seinen Willen handeln zu müssen. Diese Verhaltensweisen bezeichnet man als Bewältigungsmechanismen und teilt sie in drei Kategorien ein: Kampf, Flucht und Unterwerfung . Kämpfer bewältigen die Situation durch Auflehnung, Widerstand, Herausforderung und Vergeltung. Menschen, deren Bewältigungsstil die Flucht ist, versuchen, physisch und/oder emotional zu entkommen. Sie ziehen sich zurück, laufen davon, hängen Tagträumen nach, fantasieren, konsumieren Alkohol und andere Drogen oder werden krank. Wer sich unterwirft, gehört häufig zu den beliebtesten Kindern, Schülern, Mitarbeitern usw., bezahlt es aber möglicherweise mit seiner Gesundheit. Gehorsam zu sein, »Autoritäten zu achten« und Befehle zu befolgen, besonders wenn die Befehle mit wichtigen Bedürfnissen kollidieren, ist ein Mechanismus, der in der Kindheit gelernt und eingeübt und von vielen Menschen im späteren Leben beibehalten wird. Doch Unterwerfung wirkt sich nachteilig auf die eigene Selbstbehauptung, Unabhängigkeit und die Fähigkeit zur persönlichen Entfaltung aus. Wer Konfliktedurch Unterwerfung bewältigt, ist in der Regel passiv, ohne Initiative und abhängig, was ihn im Berufsleben beeinträchtigt und zu einem schwierigen Partner in jeder Beziehung macht, weil er nach außen freundlich und nachgiebig zu sein scheint, sich unterschwellig aber wütend und feindselig verhält.
    Damit Sie sich Ihren Bewältigungsstil vergegenwärtigen können, möchte ich Ihnen
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