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Gut zu wissen (German Edition)

Gut zu wissen (German Edition)

Titel: Gut zu wissen (German Edition)
Autoren: D.W. Marchwell
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Mr. Boyd dem Direktor bei diesen Worten zuwarf. „Je m’excuse, Monsieur Boyd.“ Der Direktor setzte sich auf seinen Stuhl und begann noch einmal, wobei er William direkt ansah. „Wir erwarten auch noch Monsieur Kleinfelter, aber wir werden ohne ihn beginnen, non?“
    William zuckte mit den Achseln und sank ein wenig tiefer in seinen Stuhl. Wenn der Psychologe sowieso kam, war es auch nicht nötig, die Farce aufrechtzuerhalten. Er hatte wieder irgendetwas getan, etwas, was ihm einen weiteren Vortrag darüber einbrachte, wie man sich seinen Klassenkameraden gegenüber sozial verhielt und sich ihnen anschloss. Aber was? Er versuchte verzweifelt herauszufinden, was er getan hatte – oder nicht getan hatte – aber er konnte nicht schnell genug denken. Es gefiel ihm nicht, hier in diesem Büro zu sitzen und dass die beiden älteren Männer so nett zu ihm waren. Es verursachte ein flaues Gefühl in seinem Magen. Es machte ihn nervös.
    „William“, begann Mr. Boyd. „Ich vertrete deine Eltern.“ Er bewegte sich unbehaglich hin und her und fuhr fort: „Gestern, es tut mir leid –“
    „Oh, non, comment ça?“ Monsieur Kleinfelter stürzte ins Zimmer, die Akten an seine Brust gedrückt, und schloss die Tür hinter sich. „Vous n’êtes pas capable d’attendre?”
    „Wir haben gerade erst angefangen, Hercule“, mahnte der Direktor. „Und bitte sprich heute englisch mit unserem Gast, Hercule.“
    William bemerkte, dass Mr. Boyds Wangen sich rot färbten, während er zusah, wie sich der Psychologe auf einen Stuhl zwischen sie setzte. Und plötzlich wusste William Bescheid. Es war nichts, was er getan hatte, sondern etwas, das ihm angetan worden war. Wieder. Wie damals, als einige der Jungs aus den höheren Klassen die Schulfahne in seinem Zimmer versteckt hatten. William hatte zur Strafe die Toiletten putzen müssen. William hatte sich nicht beschwert, er beschwerte sich nie. Das gehörte eben zu seinem Leben. Genauso wie es von jetzt an zu seinem Leben gehörte, dass seine Eltern niemals zurückkommen würden.
    „Sie sind tot, nicht wahr?“ Williams Stimme klang entschlossen aber ruhig, sehr ruhig. Seine Augen blieben an einer Falte in seiner Krawatte hängen. Er fand, dass er weinerlich klang. So ähnlich wie einer seiner Klassenkameraden, der sich ständig beschwerte, dass er ohne die Französische Revolution jetzt Prinz Sowieso wäre.
    „Ja, William. Es tut mir so leid.“ Mr. Boyds Hand berührte sanft seine Schulter. William sagte nichts, aber so berührt zu werden war ihm unangenehm. Er hatte nie besonders viel körperliche Zuneigung bekommen. „Ich bin hier, um dir das mitzuteilen und um sicherzugehen, dass du gesund in Kanada ankommst.“
    „Warum Kanada, Sir?“ William blinzelte und versuchte, den Gedanken zu verarbeiten. Wahrscheinlich sollte er jetzt eigentlich weinen. Das taten Kinder in seinem Alter doch, wenn ihre Eltern starben, oder?
    „Das Testament deiner Eltern sagt sehr genau, was mit dir passieren soll, wer sich um dich kümmern soll, falls ihnen vor deinem 18. Geburtstag etwas passiert.“
    „Aber wer, Sir?“ William stotterte ein wenig und ballte auf diese Eröffnung hin die Faust. Sicherlich war genug Geld da, dass er die Schule beenden und dann seinen eigenen Weg gehen konnte. „Ich meine, ich möchte hier bleiben.“
    „Und nichts würde mich glücklicher machen.“ Monsieur Gamache lächelte. „Aber es war der Wunsch deiner Eltern, dass du nach Kanada zurückgehst und bei den Verwandten lebst, die –“
    „Ich habe keine Verwandten“, unterbrach ihn William. „Keine Großeltern, keine Eltern, keine Tanten, keine Onkel –“
    „Deine Mutter hat einen Cousin in Alberta.“ Mr. Boyds Hand war von Williams Schulter verschwunden. Aber plötzlich wünschte William sie sich zurück. „Hast du je von dem Künstler Jerry McKenzie gehört?“
    William schüttelte den Kopf. Er konnte spüren, dass er diese Schlacht nicht gewinnen würde. Diesmal war er nicht in Schwierigkeiten; es war schlimmer als in Schwierigkeiten zu sein – schlimmer, weil er jetzt die Schule würde verlassen müssen, den einzigen Ort, an dem er sich je zu Hause gefühlt hatte.
    „In den letzten Jahren hat er sich auf der ganzen Welt einen Namen gemacht.“
    Mr. Boyd rutschte auf seinem Stuhl herum und fuhr sich mit einer Hand durch das dünner werdende Haar. William fand es gut, dass er nicht versuchte, zu verstecken, dass seine Haare weniger wurden. Nicht wie Monsieur Kleinfelter, der meist
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