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Grundwache

Grundwache

Titel: Grundwache
Autoren: Laurent Bach
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rächen, Alexej“, schlug Vitali einmal vor.
    Alexej zuckte zusammen. „Wie denn? Hier können wir nicht mal eben Klingelmännchen spielen und weglaufen.“
    „Du kleiner Hasenfuß“, gab Vitali zurück. „Ich überlege mir etwas.“
    „Nein“, beschwor Alexej seinen Freund. „Das macht es nur schlimmer. Es fällt direkt auf mich zurück, glaub mir.“
    „Keine Sorge, das ist eine persönliche Sache zwischen Kolja und mir. Ich lasse nicht zu, dass er meinen Freund schikaniert. Ich mache es so, dass du nicht schuld sein kannst.“
    „Da bin ich aber gespannt.“
    Alexej schwankte zwischen Befriedigung und Scham. Jetzt musste schon Vitali eingreifen, um es Kolja zu zeigen. War er selbst denn schwach oder nur vorsichtig? War er ein Feigling oder nur besonnen? Doch Vitali hatte in der Toilette schließlich irgendwie alles ins Rollen gebracht und er konnte genauso gut etwas dafür tun, die Sache zu beenden.
     
     
    Nach dem Aufwachen fand Alexej seine Hosenbeine zugenäht. Er trat zunächst arglos hinein, dann, als er nicht weiterkam, stieß er mit dem Fuß fester zu und wunderte sich, warum die Hosenbeine so eng geworden waren. Bevor er erkannte, was geschehen war, riss das Hos enbein mit einem lauten Ratschen und sein Fuß lugte kurz unter dem Knie aus einem großen Loch heraus.
    „Antreten zur Inspektion!“ schrie Kolja durch den Raum. Hektische Aufregung verbreitete sich, fliegende Arme und Beine wuselten vor Alexejs Augen, die Kameraden hasteten hin und her, doch er blieb sitzen, perplex, schockiert. Er hatte nur noch eine Hose und die hing frisch gewaschen neben seiner Koje.
    „Rosanov, bist du festgewachsen? Wie sieht deine Hose aus? Ist das deine Art, mit dem Eigentum des Staates umzugehen?“
    Alexej sprang auf, halbnackt, nur in seiner Unterhose, während die Hose immer noch schlapp an seinem Bein hing.
    „Man hat das Hosenbein zugenäht. Ein Streich, Bootsmann.“
    Einige Kameraden beobachteten sie, andere schauten betreten zu Boden als würde sie sich schämen.
    „Ein Streich? Wohl eher eine faule Ausrede, um eine neue Hose zu bekommen. Du Schmarotzer!“
    Kolja stieß ihm vehement vor die Brust, sodass Alexej mit dem Kopf vor den Pfeiler stieß, der neben seiner Koje durch den Raum ging. Er stieß einen Schrei aus, Sterne tanzten vor seinen Augen.
    „Los, du schwuler Hund. Ich werde dir Beine machen!“
    Kolja trat nach ihm, der Tritt durchzuckte seinen Körper wie ein Blitz. Doch mit einem Mal kam Vitali von hinten angelaufen, sprang dem Bootsmann ins Kreuz, trat ihm in die Kniekehlen, sodass dieser einknickte und auf die Knie fiel. Im gleichen Moment riss Vitali Koljas Kopf zurück, schlang ihm seinen Arm um den Hals und presste ihn fest gegen sich. Kolja griff hilflos nach vorn, dann packte er nach Vitalis Arm, um sich zu befreien, doch sein Kopf lief bereits rot an.
    Alexej stand sprachlos da, auch die anderen acht Matrosen rührten sich nicht mehr von der Stelle. Eine gespenstische Stille trat ein.
    „Kolja, du hast dich mit dem Falschen angelegt“, zischte Vitali.
    „Du Schwein“, keuchte der Bootsmann.
    „Du wirst Alexej in Zukunft in Ruhe lassen oder ich sage meinem Onkel Bescheid. Der sitzt im Marine-Ministerium. Dir ist klar, dass das für dich Folgen haben kann.“
    Da wurde Kolja still, nur sein grimmiger Blick drückte a us, dass er lieber ein Bein geopfert hätte, als Vitalis Forderung nachzugeben.
    Vitali verstärkte mit einem Ruck den Druck seines Armes , sodass Alexej sich einbildete, das Knirschen der Knochen hören zu können. Sein Herz raste durch die Brust, als Kolja zu schnaufen begann. Dann, zu seiner Erleichterung, nickt der Bootsmann. Langsam ließ Vitali ihn los, stieg von seinen Beinen herunter, auf denen er mit einem Fuß gestanden hatte, und trat zwei Schritte zurück, aus der Reichweite von Koljas Armen. Dieser rieb seinen Hals, holte tief Luft und warf einen drohenden Rundumblick auf seine Untergebene, die plötzlich nichts Eiligeres zu tun hatten, als sich anzuziehen und sich auf ihre Posten zu begeben. Vitali hielt seinem Blick stand und Kolja verließ mit langen Schritten den Torpedoraum.
    „Das wirst du mir büßen“, zischte er im Vorübergehen.
    Alexej hatte das Gefühl zu ersticken und erst jetzt merkte er, dass er die fast ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Nun strich er sich über die Stirn, die mit Schweißperlen bedeckt war.
    „Danke, ich bin dir was schuldig.“
    „Kein Problem. Das war gut, nicht wahr?“
    Alexej nickte. Sein Lächeln
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