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Grundwache

Grundwache

Titel: Grundwache
Autoren: Laurent Bach
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war. Sex in der Koje eines U-Boots - das würde in die Annalen der glorreichen Sowjetarmee eingehen.
    „Ich nehm e dich beim Wort“, gab er belustigt zurück. „Sollen wir hier warten?“
    Ein süffisantes Lächeln schlich sich auf Vitalis Lippen.
    „Willst du noch einmal?“
    Doch Alexej befand, dass sie sich bereits lange genug in einer exponierten, gefährlichen Lage befanden. Nicht auszudenken, wenn jemand die Tür öffnete.
    „Ich hole mal mein Werkzeug, zur Tarnung, weißt du?“
    Auf Zehenspitzen schlich er in den Isolationsraum zurück. Wenn eine Matratze auf dem Rost gelegen hätte, wäre die Sache für sie leichter gewesen, dachte er beim Anblick der nackten Liege. Vorsichtig hob er den Werkzeugkasten an. Als er sich umdrehte, fiel ein Schraubenschlüssel aus dem Fach. Blitzschnell schoss Alexejs Fuß nach vorn, sodass der Schlüssel auf der Frist landete und dann zu Boden glitt. Selbst dieses leise Scheppern dröhnte in seinen Ohren, genauso wie sein Herzschlag, der sich in dieser Schrecksekunde verdreifacht hatte. Er hielt still, lauschte auf eine Reaktion, doch anscheinend hatte niemand das Fallgeräusch gehört. Vitali steckte seinen Kopf durch die Tür, die Stirn in Runzeln gelegt. Nun barg Alexej den ganzen Kasten in seinen Armen und kehrte in die enge Toilette zurück.
    „Lass uns von hier verschwinden“, flüsterte Vitali und öffnete langsam die Tür, um auf den Gang hinaus zu schauen. Doch die Sicht wurde ihm versperrt. Ein breiter Rücken ragte vor ihm auf, dann drehte der Mann sich um. Es war Kolja, der, die Hände auf dem Rücken verschränkt, hier die Matrosen beobachtete. Nun drehte er sich um und richtete seine dunklen Augen, die unter drohenden Augenbrauen lagen, auf Vitali und Alexej.
    „Was macht ihr hier?“ Selbst diese leisen Worte verrieten, dass Kolja gereizt und angespannt war.
    „War kurz pinkeln“, antwortete Vitali und Alexej wies auf seinen Werkzeugkasten.
    „Ich muss noch Kabel holen für den Iso-Raum.“
    Se in Herz klopfte, als Kolja einen nach dem anderen ins Gesicht blickte. Seine Lippen verzogen sich spöttisch, sein Blick schien wissend. Oder bildete Alexej sich das nur ein? Sah er schon Gespenster? Warum musste der Bootsmann ausgerechnet hier stehen? Mit aller Macht versuchte er zu verhindern, dass eine heiße Welle in ihm aufstieg und mit ihr die Röte. Er hatte nichts Unrechtes getan.
    „Verschwindet auf eure Posten“, knurrte Kolja und nahm seine Haltung wieder ein, wie ein Bär, der sein Revier verteidigt.
     
    Als die Lautlosfahrt und auch Alexejs Schicht vorüber waren, holte er sich einen mit Kartoffelbrei und Gulasch gefüllten Teller von der Essenausgabe und kehrte zu seiner Koje zurück, aus der Vitalis Fuß herausragte. Alexej hockte sich daneben ans Fußende, löffelte seine Mahlzeit genüsslich aus und schaute immer wieder auf die kurz geschnittenen Zehen seines Kameraden, auf die leicht behaarte Wade, deren Nacktheit so verführerisch war. Er verkniff sich, die weiße Haut zu streicheln, Kolja hatte seine Augen sicher überall und das Letzte, was er brauchte, war ein Coming out auf einem voll besetzten U-Boot. Wie auf ein Stichwort erschien der Bootsmann, rempelte ihn beim Vorübergehen an, sodass ihm der Teller aus der Hand rutschte und sich die Reste des Gulasch auf die Eisenplatten ergossen.
    „He, pass doch auf“, rief Kolja und stieß ihn vor die Brust. Alexej spürte, wie ein Kribbeln über seine Kopfhaut lief. Er ballte die Fäuste.
    „Aber das war doch Ihre -“
    Kolja packte ihn mit einem festen Griff am Kragen. Alexejs Atem flog nur so dahin.
    „Meine was, du Schwuchtel?, zischte der Bootsmann.
    „Nichts, schon gut. Ich putz das weg.“
    Da stieß der massige Kolja ihn von sich. „Natürlich wirst du das.“
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Vitali den Vorhang vor der Koje zurückzog und seinen Kopf herausstreckte. Sie tauschten einen ernsten Blick, sein Kamerad hatte den Vorfall mitbekommen und gemeinsam schauten sie dem Bootsmann nach, der weiter gegangen war.
    „So ei n Blödmann.“, flüsterte Vitali und seine Stimme erinnerte Alexej lebhaft an ihren Akt in der engen Toilette.
    „Wir sind nicht mehr auf Schleichfahrt“, grinste er, doch dann fiel ihm das Wort ein, das er soeben gehört hatte.
    „Er hat Schwuchtel gesagt“, sagte er nun ebenso leise.
    „Ja und? Ich bin nicht schwul“, gab Vitali zurück. „Du etwa?“
    Die Überraschung warf ihn um. Vitali verleugnete sich , einfach so. Nervös leckte er sich
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