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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift
Autoren: Robin Cook
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an. »Ich muß zu ihm.«
    Zögernd gab Pitt nach und ließ sie aussteigen. Vorsichtig trat sie über die Drähte hinweg und stieg langsam die Treppe zur Plattform hinauf. Als sie nur noch ein paar Meter von Beau entfernt war, übertönte sein lautes Klagen das mechanische Summen und Zischen der funkenden Drähte. Sie rief seinen Namen. Langsam drehte er den Kopf und sah sie an.
    »Cassy?« fragte er ungläubig. »Wieso habe ich dich nicht gespürt?«
    »Weil ich von dem Virus befreit bin«, erwiderte sie. »Es gibt Hoffnung. Vielleicht können wir bald wieder alle so leben wie früher.«
    Beau schüttelte den Kopf. »Ich mit Sicherheit nicht«, brachte er hervor. »Ich kann weder vor noch zurück. Man hat viel Vertrauen in mich gesetzt, aber ich habe versagt. Diese menschlichen Gefühle sind ein furchtbares Handicap. Sie sind völlig unbrauchbar. Nur weil ich mit dir Zusammensein wollte, habe ich das kollektive Ziel vernachlässigt.«
    Plötzlich sprühten immer mehr Funken. Sie waren die Vorboten einer Vibration, die erst nur ganz leicht, dann aber immer kräftiger zu spüren war.
    »Du mußt fliehen, Cassy«, sagte Beau. »Das Steuergitter ist beschädigt. Es gibt keine Kraft mehr, die der Antigravitation entgegenwirkt. Es wird eine Dispersion geben.«
    »Komm mit mir, Beau«, bat Cassy. »Wir haben ein Mittel, mit dem wir das Virus aus deinem Körper verbannen können.«
    »Ich bin das Virus«, erwiderte Beau.
    Er vibrierte jetzt so heftig, daß Cassy auf der lichtdurchlässigen Treppe kaum noch ihr Gleichgewicht halten konnte.
    »Lauf, Cassy!« forderte Beau sie leidenschaftlich auf. Sie berührte ein letztes Mal den Finger, den Beau ihr entgegenstreckte. Dann kämpfte sie sich mühsam die Treppe hinunter. Als sie den Boden des Ballsaals erreichte, zitterte der Raum wie bei einem Erdbeben.
    Sie schaffte es bis zum Auto, wo Pitt ihr die Tür aufhielt und sie schnell hineinschlüpfen ließ.
    »Beau hat gesagt, daß wir so schnell wie möglich verschwinden müssen!« schrie Cassy aufgeregt. »Es gibt eine Dispersion.«
    Harlan brauchte keine weitere Ermunterung. Er legte wieder den Rückwärtsgang ein und gab Gas. Beim Rausfahren aus dem Gebäude wurde das Auto noch stärker durchgeschüttelt als beim Reinfahren. Bald hatten sie sich bis in die Eingangshalle vorgekämpft.
    Harlan wendete geschickt, so daß sie den demolierten Eingang direkt vor sich hatten. Sheila hielt sich die Hände vors Gesicht, um nicht von herumfliegenden Glassplittern getroffen zu werden.
    »Festhalten!« rief Harlan und gab Gas. Zunächst drehten die Räder auf dem glatten Boden durch, doch dann schoß der Range Rover wie ein Pfeil durch die Tür, über die Terrasse und die Treppe hinunter. Der Aufprall auf den asphaltierten Weg war mindestens genauso heftig wie die Kollision im Ballsaal. Harlan fuhr wieder über den Rasen. Er steuerte zielstrebig auf die Lücke zwischen den Bäumen zu, denn dort befand sich die Straße, die durch das Wäldchen zum Tor führte.
    »Müssen Sie unbedingt so schnell fahren?« beklagte sich Sheila.
    »Cassy hat gesagt, daß es gleich eine Dispersion gibt«, erwiderte Harlan. »Wenn das passiert, sind wir am besten so weit wie möglich vom Gateway weg.«
    »Was, zum Teufel, soll ich mir eigentlich unter einer Dispersion vorstellen?« fragte Sheila.
    »Ich habe keinen Schimmer«, gestand Harlan. »Aber es klingt nicht gut.«
    In diesem Augenblick gab es hinter ihnen eine gewaltige Explosion. Allerdings verursachte sie nicht den üblichen Lärm, und es gab auch keine Druckwelle. Genau in dem Moment, in dem das Haus buchstäblich auseinanderflog, drehte Cassy sich um. Seltsamerweise blitzte kein Licht auf, das auf ein Feuer hätte schließen lassen.
    Auf einmal wurde den fünfen bewußt, daß sie flogen. Da der Wagen keine Bodenhaftung mehr hatte, heulte der Motor entsetzlich laut auf, bis Harlan seinen Fuß vom Gaspedal nahm. Sie sausten etwa fünf Sekunden durch die Luft, dann landete der Wagen wieder auf dem Boden und geriet kräftig ins Schlingern, da die Räder sich inzwischen langsamer drehten, das Auto sich jedoch genauso schnell vorwärts bewegte wie vor dem Flug.
    Verwirrt trat Harlan auf die Bremse und brachte den Wagen zum Stehen. So etwas hatte er noch nie erlebt. Es ärgerte ihn, daß er die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte, auch wenn es nur für ein paar Sekunden gewesen war. »Wir sind geflogen«, stellte Sheila fest. »Wie konnte das passieren?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Harlan und
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