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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift
Autoren: Robin Cook
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Haus?« fragte Sheila.
    »Ein ganzes Stück«, erwiderte Cassy. »Ich schätze, ein paar hundert Meter. Die Auffahrt führt erst durch ein kleines Wäldchen und dann durch eine riesige Grünanlage.«
    »Das ist die erste Hürde, die wir nehmen müssen«, stellte Sheila klar. »Wir müssen irgendwie zu dem Haus gelangen. Sonst können wir gar nichts machen.«
    »Sehr richtig«, bemerkte Harlan.
    »Wie wär’s, wenn wir weiter hinten über den Zaun klettern?« schlug Jonathan vor. »Wie mir scheint, ist nur das Tor beleuchtet.«
    »Auf dem Anwesen patrouillieren überall Hunde«, wandte Cassy ein. »Sie sind genauso infiziert wie die Menschen, und sie arbeiten perfekt zusammen. Ich glaube, über den Rasen können wir uns dem Gebäude nicht nähern. Das ist viel zu gefährlich.«
    Plötzlich begann der Nachthimmel zu leuchten. Sanfte Energieschübe ließen den Himmel so hell erstrahlen, daß das Nordlicht zu erkennen war. Es formierte sich zu einer Sphäre und begann sich rhythmisch auszudehnen und wieder zusammenzuziehen, ähnlich wie ein atmender Organismus. Doch bei jeder Expansion dehnte sich die Leuchterscheinung weiter aus. Das Phänomen gewann von Sekunde zu Sekunde an Reichweite.
    »Oje«, stieß Sheila hervor. »Ich fürchte, wir sind zu spät. Es geht los.«
    »Okay!« rief Harlan. »Alles aussteigen!«
    »Was soll das heißen?« fragte Sheila.
    »Ich will, daß Sie alle das Auto verlassen«, wiederholte Harlan. »Ich fahre jetzt durch das Tor und rase mit dem Auto in den Ballsaal. Dieser Wahnsinn muß endlich gestoppt werden!«
    »Ich fahre mit«, entschied Sheila.
    »Tun Sie, was Sie wollen!« entgegnete Harlan. »Zum Streiten haben wir jetzt keine Zeit. Und ihr anderen steigt aus!«
    »Aber wo sollen wir denn hin?« Cassy sah erst Pitt und dann Jonathan an, die ihr durch ein Nicken zu verstehen gaben, daß sie das gleiche dachten wie sie.
    »Wir steigen nicht aus. Wir stehen das gemeinsam durch.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein!« schimpfte Harlan. »Das ist genau das, was die Menschheit jetzt noch braucht. Ein Auto voller Märtyrer.« Er ließ den Motor aufheulen, schaltete den CD-Player ein und legte seine Lieblings-CD ein: Frühlingsweihe von Strawinsky. Er tippte bis zu der Stelle vor, die ihm besonders gefiel. Eine Pauke setzte ein. Er drehte den Player fast auf volle Lautstärke. Dann bretterte er los.
    »Was wollen Sie denn den Männern am Tor erzählen?« schrie Sheila ihm zu.
    »Ich empfehle ihnen, unseren Staub zu schlucken!« schrie Harlan zurück.
    Eine schwarz-weiß gestrichene, beschwerte Holzschranke versperrte die Einfahrt. Für Fußgänger gab es an der Seite einen Durchgang. Harlan raste mit fünfundsiebzig Stundenkilometern auf die Schranke zu und durchbrach sie. Die verstärkten Stoßstangen des Range Rovers machten mühelos Kleinholz aus der Barriere. Die grinsenden Wachen sprangen nach beiden Seiten aus dem Weg.
    Sheila drehte sich um und warf einen Blick durch das Rückfenster. Die Wachen hatten sich von dem Schreck erholt und rannten hinter ihnen her. Ein Rudel bellender Hunde schloß sich ihnen an. Nach einer kurzen Slalomfahrt um ein paar Nadelbäume hatte Harlan sowohl die Männer als auch die Hunde abgehängt.
    Der Range Rover schoß aus dem Wäldchen heraus. Vor sich sahen sie jetzt das große Herrenhaus. Die Fenster waren hell erleuchtet, doch darüber hinaus schien das gesamte Gebäude zu glühen. Es sah so aus, als ob die sanften Lichtstreifen, die am Nachthimmel immer größere Kreise zogen, ihren Ursprung im Dach des Gebäudes hatten, aus dem sie wie gigantische Flammen emporzuschlagen schienen.
    »Wollen Sie nicht lieber etwas langsamer fahren?« versuchte Sheila den Lärmpegel zu übertönen. Der Motor heulte wie eine Turbine, die Paukenschläge aus dem CD-Player taten ihr übriges. Es klang beinahe, als säße das gesamte Orchester mit in dem Geländewagen. Sheila klammerte sich an den Griff über dem Beifahrersitz.
    Harlan gab keine Antwort. Er war voll konzentriert und ließ sich durch nichts ablenken. Bisher war er im großen und ganzen auf der Straße geblieben. Doch als er das Haus sah, verließ er die Auffahrt und raste über die Grünfläche. So konnte er den vielen Fußgängern ausweichen, die aus dem Gebäude kamen und im Gänsemarsch auf das Tor zuliefen. Etwa dreißig Meter vor der prächtigen, zur vorderen Veranda hinaufführenden Treppe legte Harlan einen niedrigeren Gang ein, obwohl der Drehzahlmesser sich bereits im roten Bereich befand. Der Wagen
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