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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie
Autoren: Jack Vance
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ihn sinken. Ein bronzener Ring, der eine halbe Handbreite durchmaß… Wirklich sonderbar.
    Er versuchte es noch einmal. Der Reif glitt ihm über den Kopf und fiel ihm auf die Schulter. Und plötzlich reichte der Blick Lianes in die Dunkelheit einer ganz anderen Welt. Als er nach unten blickte, stellte er fest, daß der Rand der Finsternis das Licht auf der Lichtung verdrängte, während er das Schmuckstück sinken ließ.
    Ganz langsam… Die Schwärze kroch in Richtung seiner Fußknöchel, und Panik entstand in Liane. Hastig hob er den Reif hoch über den Kopf – und blinzelte im hellen Schein der Sonne.
    Kurz darauf sah er einen blau-und grünweißen Schemen im Blattwerk. Es war ein Twk-Mann, der auf einer Libelle ritt, und farbiges Licht reflektierte von den Flügeln des Insekts.
    »Hier!« rief Liane laut. »Hier, mein Herr!«
    Der Twk-Mann landete mit seiner Libelle auf einem Ast. »Nun, Liane, was hast du auf dem Herzen?«
    »Sieh genau hin und präg dir ein, was du siehst!« Liane hielt sich den Reif über den Kopf, ließ ihn zu Boden fallen, griff danach und hob ihn wieder hoch. Anschließend richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Twk-Mann, der an einem Blatt nagte. »Was hast du gesehen?«
    »Ich sah, wie Liane aus der Welt der Sterblichen verschwand
    – nur die roten runden Spitzen seiner Stiefel blieben von ihm zurück. Der Rest war nichts weiter als leere Luft.« »Ha!« entfuhr es Liane. »Denk nur! Hast du so etwas schon einmal erlebt?« Doch der Twk-Mann fragte nur im Plauderton: »Führst du Salz bei dir? Mit Salz schmecken die Blätter besser.« Liane wurde wieder ernst und musterte den Twk-Mann
    wachsam.
    »Welche Neuigkeiten bringst du?«
    »Drei Teufel haben Florejin den Traumbauer getötet und alle Blasen platzen lassen. Noch eine ganze Zeit lang schwebten gleißende Splitter über dem Haus.«
    »Ein Gramm.«
    »Lord Kandive der Goldene hat ein Schiff aus zugeschnittenem Moholz gebaut. Es ist zehn Längen hoch, schwimmt auf dem Scaumstrom und soll an der Regatta teilnehmen. Viele Schätze befinden sich an Bord.«
    »Zwei Gramm.«
    »Eine goldene Hexe namens Lith hat sich auf Thamberaue niedergelassen. Sie ist jung und schön.«
    »Drei Gramm.«
    »Das genügt«, sagte der Twk-Mann und beugte sich vor, als
    Liane das Salz mit einer kleinen Waage abwog. Er verstaute es in den beiden winzigen Beuteln, die an der rechten und linken Seite des gerippten Brustsegments hingen, und dann ließ er die Libelle aufsteigen und verschwand mit ihr im Zwielicht des Waldes.
    Erneut probierte Liane den bronzenen Reif aus, und diesmal strich er ihn ganz über die Füße, trat aus ihm heraus und befand sich in völliger Dunkelheit. Was für ein herrliches Refugium! Ein Schlupfwinkel, dessen Zugang in ihm selbst versteckt werden konnte! Und dann noch einmal hinein in den viel größeren Ring, ihn ganz hochziehen, auch die Arme und den Kopf hindurchstrecken… Daraufhin befand er sich wieder im Wald, und der große Ring wurde zu einem kleinen Reif.
    Ho! Und fort zur Thamberaue, um mit der schönen goldenen Hexe zu sprechen.
    Ihre Hütte bestand nur aus geflochtenem Bast – eine niedrige Halbkugel mit zwei runden Fenstern und einer kleinen Tür. Lith stand barfüßig am Teich, schritt langsam durchs Schilf und suchte offenbar nach Fröschen. Sie hatte ihr weißes Gewand bis zu den Oberschenkeln gehoben und blieb ganz still stehen; nur im Bereich ihrer schmalen Knie kräuselte sich das Wasser.
    Sie war noch schöner, als es Liane erwartet hatte – so als sei eine der prächtigen Blasen Florejins über dem Teich geplatzt. Ihre Haut schimmerte in einem satten cremefarbenen Ton, und das Haar schien aus goldenen Locken zu bestehen. Ihre Augen ähnelten denen Lianes, zwei gleißenden Juwelen, doch im Falle der Hexe waren sie etwas größer und ähnelten mehr einer Ellipse.
    Liane trat vor und näherte sich dem Ufer. Überrascht sah Lith auf, und ihre vollen Lippen zitterten ein wenig.
    »So vernimm meine Worte, goldene Hexe: Liane ist gekommen, um dich in Thamberaue willkommen zu heißen. Er bietet dir nicht nur Freundschaft an, sondern auch seine Liebe…«
    Lith bückte sich, ergriff eine Handvoll Schlamm und warf ihm die schmutzige Masse ins Gesicht.
    Liane fluchte hingebungsvoll und wischte sich den Schlick aus den Augen, doch die Tür der Hütte hatte sich bereits geschlossen.
    Liane schritt darauf zu und hieb einige Male mit der Faust aufs Holz.
    »Mach auf und zeige dein Hexengesicht – oder ich brenne die
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