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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie
Autoren: Jack Vance
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der schlanke und muskulöse Akara ta Oma sein! Hastig wandte sich Inga ab, und kurz darauf erreichte er das Dorf. Vor einer nahen Hütte stand jemand, den er sofort wiedererkannte. »Takti-Tai!« rief er freudig.
    Takti-Tai nickte. »Rona ta Inga. Ich wußte, daß du bald kommen würdest.«
    »Ich bin ja so froh, dich zu sehen! Komm, verlassen wir diesen gräßlichen Ort! Laß uns zur Insel zurückkehren!«
    Takti-Tai deutete ein Lächeln an und schüttelte den Kopf.
    »Behaupte nur nicht, es gefiele dir in diesem schrecklichen Land!« platzte es erregt aus Inga heraus. »Komm! Mein Boot ist noch immer seetüchtig. Wenn es uns gelingt, damit die Brandungszone zu durchqueren und das offene Meer zu erreichen…«
    Der Wind heulte über die Berge, fauchte an den Bäumen entlang und riß die Worte von Ingas Lippen. Er nickte langsam: Es war völlig unmöglich, das Boot weit genug von der Küste zu entfernen.
    »Es ist nicht nur der Wind«, sagte Takti-Tai. »Wir könnten jetzt ohnehin nicht mehr zurück. Wir kennen das Geheimnis.«
    Inga starrte ihn verwundert an. »Das Geheimnis? Ich weiß nicht, was du meinst…«
    »Dann komm mit! Ich zeige es dir.«
    Takti-Tai führte ihn durch das Dorf auf ein steinernes Gebäude mit hoher Giebelfront zu. Das Dach war mit Schiefer gedeckt. »Tritt ein und erfahr, worin das Geheimnis besteht.«
    Zögernd kam Rona ta Inga der Aufforderung nach. Im Innern des Gebäudes fand er einen granitenen Tisch, und darauf lag eine reglose Gestalt, umgeben von sechs hohen und brennenden Kerzen. Inga starrte auf das eingefallene weiße Gesicht, auf das farblose Tuch, das die schmale Brust bedeckte. »Um wen handelt es sich? Einen Menschen? Wie dünn er ist! Schläft er? Und warum zeigst du ihn mir?«
    »Dies ist das Geheimnis«, antwortete Takti-Tai. »Es heißt ›Tod‹.«
    Originaltitel: »The Secret « Copyright © 1966 by Impulse (in »Impulse«, März 1966 ) Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhors t

Liane der Wanderer
    Durch den dichten Wald kam Liane der Wanderer, und tänzelnden Schritts überquerte er die Lichtungen. Er pfiff und sang, er sprang und hüpfte und war in bester Stimmung. Am einen Finger ließ er einen bronzenen Armreif hin und her baumeln – ein Schmuckstück, das kantige Zeichen aufwies, Symbole, die im Laufe der Zeit schwarz geworden waren.
    Allein durch Zufall hatte er den Reif gefunden, um die Wurzel einer alten Eibe geschlungen. Er grub sie aus dem Boden und betrachtete die Zeichen in der Innenfläche des metallenen Rings – tiefe Hieroglyphen, vielleicht Runen von besonderer Bedeutung… Und er beschloß, den Reif einem Magier zu zeigen und ihn auf Zauberei untersuchen zu lassen.
    Bei diesem Gedanken verzog Liane das Gesicht, denn es gab da einige Schwierigkeiten. Manchmal gewann er den Eindruck, als hätten sich alle lebenden Geschöpfe dazuverschworen, Ärger in ihm zu erwecken. Zum Beispiel der Gewürzhändler an diesem Morgen – was er doch für einen Aufruhr gemacht hatte! Wie unachtsam von ihm, Blut auf die prächtigen Stiefel Lianes tropfen zu lassen! Andererseits, so dachte er, wurden Unannehmlichkeiten in der Regel durch freudige Überraschungen ausgeglichen: Beim Ausheben des Grabes fand er den bronzenen Reif.
    Und als er sich daran erinnerte, juchzte Liane wieder, und er lachte glücklich. Er sprang, drehte sich um die eigene Achse, sang und tanzte. Hinter ihm flatterte der grüne Umhang wie eine Fahne, und die lange rote Feder an seinem Hut neigte sich auf und ab. Dennoch – Liane schritt langsamer aus – war er der Lösung des magischen Rätsels noch nicht näher gekommen.
    Vorausgesetzt natürlich, bei dem Reif handelte es sich
    tatsächlich um einen thaumaturgischen Gegenstand.
    Ein Experiment – warum denn nicht?
    Er blieb an einer Stelle stehen, an der das rubinrote Sonnenlicht, nicht von dichtem Blattwerk behindert, bis zum Boden herabreichte, und in diesem hellen Schein betrachtete er den Reif eingehend, strich mit den Fingerkuppen behutsam über die Hieroglyphen. Er hielt ihn hoch und blickte hindurch. Ein Schimmern und Flackern? Noch einmal sah er sich das metallene Schmuckstück genau an. Vielleicht stellte es eine Art Krone dar. Er nahm die Mütze ab und setzte den Reif so auf, daß die eine Seite seine Stirn berührte. Dann rollte er mit seinen großen, golden funkelnden Augen und reckte sich stolz… Seltsam. Der Reif glitt ihm vom Kopf, stieß ans Ohr und streifte das eine Auge. Finsternis. Erschrocken griff Liane danach und ließ
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