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Grounded (German Edition)

Grounded (German Edition)

Titel: Grounded (German Edition)
Autoren: Wendy A. Luvers
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war das nun mal; die Braut war das leuchtende Zentrum jeder Hochzeit, um das alle anderen Elemente sich drehten wie die Sterne um die Sonne. Welcher Mann würde seiner Liebsten diesen Tag im Mittelpunkt allen Seins auch verwehren wollen?
    Dem Brautpaar stand das strahlende Lächeln der Frischverheirateten ins Gesicht geschrieben. Wie lange tanzten die beiden eigentlich schon? Seit zwei Stunden?
    Ich verkniff mir ein Grinsen, als ich bemerkte, dass Tante Hertha über ihren Rock gestolpert war und fuhr dann damit fort, die Menge nach Nathalie abzusuchen.
    Die Peinlichkeiten der Verwandtschaft würde ihr Onkel Robert gewissenhaft auf seiner Videokamera festhalten, die konnte ich mir später noch in aller Ruhe ansehen. Nun galt es erst einmal, meine Freundin wiederzufinden. Ich durchsuchte die Menschenmasse vor mir und um mich herum nun schon zum fünften Mal mit den Augen und konnte sie immer noch nicht entdecken. Ein Fluch stahl sich über meine Lippen.
    Wäre ich doch bloß nicht auf die Toilette g egangen, ich hatte gleich geahnt, dass das ein Fehler war! So schön Hochzeitsfeiern auch waren, bei dem Durcheinander war es nahezu unmöglich, jemanden aufzuspüren, den man suchte. Wo zum Teufel steckte Nathalie? Ohne meine Freundin fühlte ich mich hier ein wenig verloren.
    Von der obligatorischen Kindergarten- und Grundschulliebe abgesehen hatte ich mich lange Zeit sehr wenig für Mädchen interessiert. Die Nummer eins in meinem Leben waren Männer wie Guybrush Threepwood, Larry Laffer oder Pacman gewesen. Ich war vierzehn, als ich in einem Biologie-Nachhilfekurs, den ich einige Wochen besuchte, Diana kennenlernte.
    Sie wusste nicht nur mit den Namen Link, Cloud Strife oder Heihachi Mishima etwas anzufangen, sondern war ähnlich besessen von diesen Charakteren und den dazugehörigen Videospielen wie ich. Über diese Dinge überhaupt mit jemandem sprechen zu können, war für mich schon ein Geschenk des Himmels, dass es sich bei diesem Jemanden um ein Mädchen handelte, verlieh dem Ganzen ein zusätzliches Prickeln. Erst verbrachten wir gemeinsam viele Stunden und Wochenenden mit dem Controller in den Fingern, dann war es plötzlich spannender, an- als nebeneinander zu spielen. Das ging ein halbes Jahr lang gut, unsere Besessenheit für Spiele verschmolz mit der Besessenheit für den jeweils anderen. Dann machten wir Schluss. Warum, weiß ich heute nicht mehr. Vielleicht aus dem gleichen Grund, weshalb ich mich nach wenigen Wochen von den beiden Freundinnen trennte, die ich nach Diana hatte. Anfangs war alles ein aufregendes und spannendes Spiel, es gab neue Bereiche zu erforschen, neue Erfahrungen zu machen – doch irgendwann begann sich die Dynamik zu drehen, was vorher Spaß gemacht hatte, fühlte sich plötzlich sehr ernst an. Sehr real. So real wie das, was meine Eltern miteinander teilten, so real wie „bis dass der Tod uns scheidet“. So real wie diese Hochzeit. Ich wollte nichts Reales, scheute mich regelrecht vor dem engen Käfig, den nüchterne Fakten so mit sich bringen, und so verwandelte ich die Strukturen dessen, was Diana, Maria und Carina als „unsere Beziehung“ bezeichneten, in etwas, mit dem ich umgehen konnte, etwas, das ich verstand; ein abgeschlossenes Kapitel – ein durchgespieltes Level. Quasi.
    Mit Nathalie hatte ich höchstens halb so viel gemeinsam wie mit Diana, Nathalie war nicht annähernd so besessen von Sex wie Maria und auch nicht ganz so hübsch wie Carina und dennoch – sie war das Mädchen, das sich nicht wie ein Level anfühlte. Sie war das Spiel. Sie war mein World of Warcraft, mein Sims, sie war diejenige, von der ich nicht genug bekommen konnte, vielleicht nie genug bekommen würde. Und genau deswegen--
    „Na, Junge? Was stehst du denn so verlassen hier herum?“ Nathalies Großmutter Frieda riss mich aus meinen Gedanken. Sie war über siebzig und auf nervtötend-schrullige Art und Weise liebenswert. Offenbar war sie wild dazu entschlossen, mir den üblichen Smalltalk aufzudrängen. Vertraulich hakte sie sich bei mir unter. Ein wenig pikiert darüber, dass sie mich trotz meiner zwanzig Jahre „Junge“ nannte, setzte ich mich mit ihr an einen der wenigen leeren Tische, die am Rande des Saales aufgestellt waren, um dort das Pflichtgeplänkel möglichst rasch hinter mich zu bringen. Eher würde Oma Frieda ja doch keine Ruhe geben.
    „Und, Danny, wie läuft es mit deiner Ausbi ldung? Macht es dir Spaß?“, fragte sie mich eine ihrer beiden Standardfragen. „Gut“,
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