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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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der mit der Zahnspange hintergangen hat … ach ja, Putzhead.
    Ich finde die Liste in meiner Kramschublade zwischen einer Kassette zum Valentinstag mit Liedern wie „I Just Called To Say I Love You“, „Lost In Love“ und „Glory Of Love“ sowie zwei abgerissenen Eintrittskarten zum New-Kids-on-the-Block-Konzert. Wenn ich mich richtig erinnere, wollten wir sie damals der „Cosmo“ schicken. Die in lilafarbener Tinte geschriebene Liste riecht nach abgestandenem Aschenbecher. Wir befanden uns damals in der Phase der Möchtegern-Raucherinnen.
    Wie man mit einer Trennung fertig wird:
    1. Kniehohe Stiefel kaufen
    2. Neuen Haarschnitt machen lassen. Einen unglaublich hippen Friseur finden, wo einem der Kaffee gebracht wird und schwule Männer einem sagen, dass man die tollsten Haare hat, die sie je gesehen hätten
.
    3. Eine Freundin anrufen, der man sagen kann, wie sehr man seinen Ex vermisst, damit sie einen daran erinnert, wie oft er einen mies behandelt hat und dass sie ihn noch nie leiden konnte oder attraktiv gefunden hätte, dass man was viel Besseres verdient habe und dass er zu schlicht sei und nicht gut rieche. Dieser Schritt kann durch den Anruf bei einer weniger engen Freundin ergänzt werden, die mit der besten nichts zu tun hat, falls es zur Versöhnung mit dem Freund kommt
.
    4. Freunde anrufen, die einen daran erinnern, wie begehrenswert man ist. Mit denen aber bloß nicht das Flirten anfangen. Man braucht sie noch Monate nach der Trennung
.
    5. Eine Packung Schokoladenkekse und/oder eine Schachtel des teuersten Konfekts kaufen und alles auf einmal aufessen
.
    Erstaunlich! Fünf Jahre später, und die Schritte haben noch (fast) nichts von ihrer Gültigkeit verloren.
    1.
Stiefel
. Erledigt!
    2.
Haare
. Bevor ich diesen Schritte tu, muss ich mich erst gut umsehen. Nichts ist schlimmer, als wenn Schritt zwei in Tränen endet und ich mir die Red Sox Baseballkappe aufsetzen muss, die Jeremy mir geschenkt hat, damit ich wie ein Insider aussehe.
    3.
Anruf bei Freundin
. Erledigt. Gewissermaßen jedenfalls. In Anbetracht der Tatsache, dass Jeremy und ich uns in den vergangenen Jahren schon fünfmal getrennt haben, gibt es nicht mehr so viele mittelgute Freundinnen, und ich verkneife mir, eine von den besseren anzurufen, die mir noch geblieben sind.
    4.
Anruf bei Freund
. Dieser Punkt wirft gewisse Probleme auf, da ich während meiner Zeit mit Jeremy solche Freundschaften weder aufrechterhalten noch geknüpft habe.
    4.a.
Freunde suchen
.
    4.b.
Freunde anrufen
.
    5.
Schokolade
. Erledigt. Eine Notration Schokokekse im Kühlschrank zu haben ist genauso wichtig wie der letzte Zwanzig-Dollar-Schein im Portemonnaie. Nicht dass mir die Sache mit dem Geld immer gelänge. Aber erst vor kurzem habe ich Schritt fünf sowieso etwas abgeändert:
    Schokolade essen und dabei „Ally McBeal“ oder „Sex in the City“ ansehen, um mich daran zu erinnern, dass es da draußen noch mehr attraktive, erfolgreiche Singlefrauen gibt, die im Gegensatz zu mir bereits über dreißig sind
.
    Die Schritte eins bis fünf dürfen problemlos so oft wiederholt werden, bis man den Liebeskummer überwunden hat. Schritt eins und zwei sollten mit jeder Wiederholung leicht variiert werden, z.B. durch ein Paar sexy Sandaletten, enge Lederhosen, ein rückenfreies Top, Strähnchen usw. Ich glaube, die Idee ist klar.
    Heute jedenfalls stehen keine Kekse auf dem Programm.
    Ich gehe duschen, zur Abwechslung mal richtig heiß (benutze dabei sogar die lecker duftenden Seifenpröbchen, die ich extra für Jeremys Rückkehr aufgehoben habe, was zeigt, dass ich praktisch schon drüber weg bin), föhne meine Haare glatt (was ewig dauert und wobei ich mir dauernd fast die Finger verbrenne, aber das ist egal, denn es sieht cool aus), ziehe meinen schwarzen knielangen Rock an, der am Oberschenkel einen ausgesprochen lasziven Schlitz hat, dazu ein relativ neues rotes Top und meine neuen Stiefel, die in diesem Moment die 150 Dollar absolut wert scheinen, die ich nicht habe.
    Ja. Ich sehe scharf aus.
    Ich finde die Seite mit den Schminktipps in der „Cosmo“ und versuche den Anweisungen zu folgen, ohne mir ins Auge zu pieksen. Ich will Männer mit meinen braunen Augen verrückt machen, ich werde einen Konturenstift benutzen, um mein Lächeln zu untermalen, und ich will lächeln, um meine Grübchen zu zeigen.
    Ich trage sogar ein Glücksbändchen am Handgelenk.
    Denn ich habe es satt, darauf zu warten, dass etwas passiert. Es ist an der Zeit, rauszugehen und
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