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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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Bittebittebittebitte?“
    „Na gut. Ich bin um 21:00 Uhr bei dir. Wir gehen ins ‚Orgasm‘.“
    „Orgasm“ ist eine totale In-Bar, vier Blocks von meinem Apartment entfernt. Die heißesten Typen gehen ins „Orgasm“.
    „Perfekt“, sage ich.
    „Stell den Wodka kalt. Ich weiß allerdings nicht, ob mir meine Klamotten heute Abend passen. Vielleicht muss ich etwas von dir leihen.“
    Hmm. Vielen Dank für das Kompliment.
    Helen schiebt den Kopf wieder über die Trennwand. „Jacquelyn …“
    „Prima, ich freu mich“, sage ich zu Natalie. Dann schaue ich zu Helen. „Es tut mir echt Leid, Helen. Ich bin heute etwas interpunktionsgeschädigt. Aber ich bin sicher, dass du dafür Verständnis hast. Bis später, Nat.“ Ich lege den Hörer auf, ohne noch einmal hochzublicken.
    Ich werde Verabredungen haben. Ich werde die Königin der Verabredungen sein. Ich werde Jer völlig vergessen. Ich werde auf Terrassen sitzen, mich in einem kleinen Sommerkleid und sexy Sandaletten sonnen, kühle Drinks schlürfen und mit meinem neuen Freund flirten. Nein – wir sprechen hier von einer Mehrzahl: mit meinen neuen Freunden flirten, muss es heißen. Jeremy wer?
    Jeremy, der Idiot, Jeremy, der in eine große langbeinige Blondine verliebt ist, die kurze enge Tops trägt, damit man ihren Bauchnabelring sieht. Sie ist wahrscheinlich hinreißend schön und intelligent, er schickt ihr Rosen und lässt kleine Liebesbriefchen für sie in der Jugendherberge zurück.
    Jackie? Jackie wer? Ach ja, stimmt, das andere Mädchen, mit der ich an der Uni befreundet war, bevor ich mich in meine langbeinige blonde, Bauchnabel-gepiercte Göttin verliebt habe.
    Sie muss aus Holland sein. Die Holländerinnen sehen alle fantastisch aus. Jer scheint es völlig egal zu sein, dass wir seit dem ersten Jahr an der Uni zusammen waren – wenn auch mit Unterbrechungen – und dass er bis vor ungefähr 16 Minuten der Mittelpunkt meines Lebens war. Ich habe so gehofft, dass er mich bitten würde, ihn zu begleiten, aber offensichtlich ist „sich selbst zu finden“ etwas, das ein Mann nur ohne seine Freundin bewerkstelligen kann. Selbst wenn es sich um eine Freundin handelt, die so in ihn verliebt ist, dass sie alles stehen und liegen lassen würde, um mit ihm in die Fremde zu gehen.
    Ich brauche einen neuen Freund. Irgendwo in Boston muss es einen Mann geben, der erkennt, wie wundervoll ich bin. Haufenweise Männer sind da draußen und warten auf ein Mädchen wie mich. Mindestens … nun … ich weiß nicht mal, wie viele Einwohner Boston hat.
    Glücklicherweise gibt es das Internet. Ja! Ein Projekt wartet! Wie viele allein stehende Männer gibt es in Boston? Hm. Oder besser: Wie viele allein stehende Männer gibt es in Boston zwischen 25 und 30? Eingabe: allein stehende Männer.
    Nach einer dreiviertel Stunde Surfen zu Websites, die nichts mit meinem Projekt zu tun haben – Übereinstimmung in der Liebe, Wie man einen sexy Single-Mann bekommt, Was Männer wirklich wollen –, finde ich die Angaben der letzten U.S.-Volkszählung. Noch eine Viertelstunde später bin ich bei den Angaben für Boston angelangt. Durchschnittliche Miete: $ 581. Was soll das – meinen die englische Pfund? Leben die Leute in Badezimmern?
    Boston hat fast drei Millionen Einwohner: 1.324.994 Männer, 1.450.376 Frauen. Mist. Frauenüberschuss.
    Okay, Altersgruppen … 18 bis 20. Zu jung.
    21 bis 24. Immer noch zu jung.
    24 bis 44. Bis 44? Das ist ja eine Riesenspanne! Ein 44-jähriger könnte fast mein Vater sein. Obwohl, eigentlich ist mein Vater 50 irgendetwas. Ich weiß es nicht. Ich kann mir schließlich nicht jede Kleinigkeit merken. Wenigstens haben 40-jährige Männer sich beruflich etabliert. Es gibt in Boston 210.732 Personen im Alter zwischen 24 und 44. Also ungefähr 100.000 Männer. Ich wünschte, Wendy wäre hier und würde mir eine schöne Grafik dazu zeichnen.
    100.000. Und dabei genügt mir einer völlig. Ein Mann, der attraktiv und intelligent ist, noch Haare auf dem Kopf hat (und sie nicht so scheitelt, dass sie die Teilglatze verdecken), der einen interessanten und viel versprechenden Beruf hat (auch ein interessantes und viel versprechendes Auto wäre nicht schlecht), der keine Akne auf dem Rücken hat, ein angenehmes Rasierwasser benutzt (gern mit Moschusduft), der nett zu seiner Mutter, aber trotzdem kein Muttersöhnchen ist, und der sensibel … nein, stark … nein, sensibel, unbedingt sensibel … aber nicht zu sensibel … könnte er in meiner Gegenwart
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