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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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dass ich Jeremy kein Glück wünschte. Okay, ich wünschte ihm kein Glück. Mir ginge es besser, wenn ich mir vorstellte, dass er allein in seinem Apartment hockt und seine Kondome zählt. Obwohl das ja eher meine Rolle ist. Ich zähle die Kondome. Immerhin aber stelle ich mir nicht mehr vor, wie er einen qualvollen, langsamen Tod stirbt.
    Als ich nach Hause kam, habe ich Andrew angerufen. Es war gegen ein Uhr morgens, aber ich musste ihm sagen, dass ich fahre.
    Er nahm nach dem dritten Klingeln verschlafen ab. „Hallo?“
    Wow. Wenn sich meine verschlafene Stimme nur halb so sexy anhört.
    „Hi, ich bin’s.“
    „Jackie. Hi.“
    „Hi.“
    „Von dir habe ich ja schon eine ganze Weile nichts mehr gehört.“
    Einundvierzig Tage, aber wer zählt die schon?
    „Ich von dir auch nicht“, erwiderte ich. „Ich rufe auch nur an, um hallo zu sagen.“ Für einen kurzen Moment hatte ich ein Iris-Kyle-Déjà-vu. „Und um dir zu erzählen, dass ich morgen nach London fliege.“
    „Ach, echt? Urlaub oder Job?“
    „Urlaub. Ich treffe mich mit Wendy.“
    „Ich habe gehört, dass sie die Bank hingeschmissen hat. Ich kann es immer noch nicht fassen.“
    „Niemand kann das.“
    „Weiß sie wirklich noch nicht, wann sie zurückkommt?“
    „Richtig.“
    „Ich hoffe, sie findet, was sie sucht … Jack?“
    „Ja?“
    „Meld’ dich, wenn du zurück bist.“
    Sam und Marc haben mich zum Flughafen gebracht. Wir sind zwanzig Minuten zu spät losgefahren, weil ich meinen Pass einfach nicht finden konnte. Als ich dabei war, einen total hysterischen Anfall zu bekommen, hat Sam ihn unter meinem Bett entdeckt, was überhaupt keinen Sinn macht, denn wie kommt der Pass unter mein Bett? Aber so war es, und Sam hat ihn vergraben unter einem alten Sweatshirt neben meinem vermissten Portemonnaie gefunden. Und dann hat sie dafür gesorgt, dass Marc meinen Rucksack trägt, was sehr nett war, mir aber immer noch nicht die Frage beantwortet, wie ich das Ding schleppen soll, wenn wir durch die Lande touren.
    „Was ist das denn?“ fragte Marc und zeigte auf einen weißen Umschlag auf dem Boden unter dem Postschlitz. „Da steht dein Name drauf, Jackie.“
    Eine Rechnung? Eine Nachricht vom Vermieter? Ich stopfte ihn zu den Manuskripten, einem Paar Unterwäsche, Kontaktadressen, der Zahnbürste, einem Bikini, einem Sommerkleid, meinen neuen hochhackigen Stiefeln sowie den fabelhaften neuen Ich-mag-unter-den-Rucksack-touristen-zwar-zum-Fußvolk-gehören-aber-ich-bin-trotz-dem-ganz-schön-sexy-Sandaletten ins Handgepäck. Wahrscheinlich ist es für Sandaletten noch viel zu kalt, aber die sind so süß. Und dann sind wir in Marcs zweitürigem Civic zum Flughafen gerast.
    Eine halbe Stunde musste ich ertragen, wie Sammy-Bärchen Balu-Schätzchen über die geplanten Veränderungen in der Wohnung informierte, die mit ihrem Einzug anstünden.
    Oh. Ich muss aufs Klo. Wen bitte ich, mich rauszulassen? Die beiden Männer oder die Frau mit Kind? Egal. Die Schlange ist zu lang. Vielleicht sollte ich mit der Lektüre von „Die Frau des Scheichs“ anfangen. Ich greife in mein Handgepäck und ziehe das Manuskript zusammen mit fünf Umschlagentwürfen heraus.
    Der Scheich ist ziemlich stark. Gibt es Scheiche in Europa? Dieser Scheich sieht nämlich eher wie ein Italiener als wie ein Araber aus. Er sieht sehr nach einem Italiener aus. Ach du Scheiße. Er sieht aus wie Lorenzo. Es
ist
Lorenzo. Ein Schauspieler, Wahnsinn! Er modelt für Buchcover! Daher kenne ich ihn! Er ist auf dem Cover von der Hälfte meiner Bücher. Trotzdem sollte er sich wirklich die Zähne richten lassen. Vielleicht empfehle ich ihm Amber.
    Obwohl, vielleicht doch besser nicht. Ob mir erlaubt wird, zum Cover-Shooting zu gehen?
    Ich suche in meinem Kulturbeutel nach Ohrstöpseln. Huch, was ist das denn? Ich ziehe den weißen Umschlag raus. Er ist ein bisschen wulstig. Ist das die Art von Gepäck, auf die British Airways sich beim Sicherheitscheck bezieht, wenn sie fragen, ob einem jemand auf dem Flughafen ein undefinierbares Päckchen in die Hand gedrückt hat? Bin ich jetzt ein Terrorist?
    Ich öffne den Umschlag und ziehe etwas hervor, das sich als Valentinsgruß entpuppt. Auf der Karte ist eine riesige Erdbeere. Drinnen steht: „Hab’ einen beerigen Valentins-tag!“ Und mit blauem Stift ist geschrieben: „Ist das Jahr schon um? Komm bald wieder nach Hause. Love, Andrew“. Ein paar saure Drops sind der Grund für den Wulst.
    „Love, Andrew“? Unterschreibt er seine Karten
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