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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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das Leben am Schopf … na ja, mehr muss ich wohl nicht sagen. Ich bin vierundzwanzig. Ich bin jung. Ich sehe es gar nicht ein, weiter rumzusitzen und zuzusehen, wie mein Hintern immer dicker wird, während Jeremy durch die Weltgeschichte tobt und es sich gut gehen lässt. Frauen warten immer darauf, dass der Mann zu ihnen kommt, dass der Mann sie um eine Verabredung bittet, dass der Mann sie küsst.
    Warten, warten, warten! Als ich das erste Mal auf einen Kuss wartete, war ich in der Mittelstufe. Mir schien, als ob jede andere schon französisch, also mit der Zunge geküsst worden wäre (ich stellte mir damals vor, dass Französinnen stets durch die Gegend liefen und jedermann ableckten), selbst Wendy, die auf dem Geburtstag ihrer Kusine Flaschendrehen gespielt hatte. Ted und ich waren schon seit zwei Tagen zusammen, als wir während einer Schulfeier draußen auf einer Bank saßen, über Belanglosigkeiten redeten (warm heute, nicht?) und ich mit feuchten Händen dieses Das-Herz-schlägt-unregelmäßig-was-ist-wenn-ich-ohn-mächtig-werde-ich-glaub-er-küsst-mich-jetzt-Gefühl hatte. Schließlich fiel sein Gesicht irgendwie auf meins, und da saßen wir … und küssten uns. Vielleicht nicht richtig küssen, da unsere Münder geschlossen blieben und unsere Lippen aufeinander prallten, als teilten wir in einer überfüllten ruckelnden U-Bahn lediglich dieselbe Stange. Dann aber küssten wir uns doch
richtig
. Wendys Anweisungen schossen mir durch den Kopf: einfach nur den Mund öffnen und die Zunge bewegen. Seine Zunge fühlte sich dick und weich an, und ich konnte sein Kaugummi schmecken.
    Das Warten wird nie einfacher. Nach dem ersten Kuss müssen Mädchen auf ihre erste Liebe warten, und dann warten sie darauf, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Oder sie haben keine Lust mehr zu warten und schlafen mit jemandem wie Rick dem Totenkopf, der jeden „Kumpel“ nannte und gebatikte Klamotten trug (wahrscheinlich noch trägt). O doch, so kann man es auch machen, so wie ich.
    Wisst ihr, was ich am Fernsehen und an Kinofilmen so furchtbar finde? Die Leute turteln nicht. Sie küssen sich, oder sie haben Sex. Der Typ fängt an, ihr die Knöpfe der Jeans aufzumachen, und sie sagt: „Ich bin noch nicht bereit dafür!“, und der Typ sagt okay, ihre Hosen bleiben an, und das war’s. Nie hört man von den Dingen, die alle durchmachen mussten, die ich kenne, bevor die Vorstellung,
es
zu tun, sie überhaupt beschlich. Und ich bin mir sicher,
dass
die Vorstellung sie irgendwann beschlich.
    Ich habe nicht gleich mit Rick geschlafen. Wir haben die grundlegenden Dinge gemacht, immer und immer wieder, bis ich am Ende meines ersten Jahres im College die Vorstellung
davon
leid war und es endlich tun wollte.
    Unser erstes Mal fiel auf einen Samstagabend. Wir lagen auf seinem engen Schlafsofa und hörten „Skeletons From The Closet“ auf seiner Anlage. Noch während „Truckin’“, das zweite Lied auf dem Album, lief, war alles vorbei. Wir saßen auf seinem Bett und rauchten eine Zigarette, und mein Körper fühlte sich an, als wäre er auseinandergerissen worden. Meine Hände rochen nach Gummi, und ich kann mich erinnern, dass ich mich fragte: Das ist alles?
    Mit Jeremy war dann plötzlich alles … anders. Seine Hände strichen meinen Rücken hinab, und meine Sinne verfolgten nichts anderes als seine Finger. Er hatte die perfekten Männerhände, die etwa doppelt so groß wie meine und nie schwitzig waren und auf eine gute Weise nach verbranntem Laub rochen. Er hielt auch nicht dauernd Händchen, aber er hatte stets seinen Arm um meine Schulter gelegt, oder um meinen Rücken.
    Genug davon. Ich muss den Schalter in meinem Kopf umstellen.
    JulieAndrewsJulieAndrewsJulieAndrews
.
    Chocolate Easter Bunnies
.
    Look at me, I’m Sandra Dee
.
    Nun, vielleicht nicht gerade Sandra Dee. Ich warte in einem kompletten Anmach-Outfit auf Natalie, als ich Sam und Marc zur Tür hereinkommen höre. Kichernd. Sie kichern immer. Sie gehören auch zu jenen Pärchen, die sich ständig anfassen und jedem um sie herum ein schlechtes Gefühl vermitteln.
    Als ich den Mietvertrag unterschrieb, war mich nicht klar, dass ich statt einer Mitbewohnerin zwei hatte.
    Sicher, ich muss dazu sagen, dass ich Marc so gut wie nie sehe. Sam hat einen eigenen Fernseher und ein Bad, und außerhalb lassen sie sich selten blicken. Sie haben einfach Sex. Viel. Und sie gucken „Law and Order“, was aus irgendeinem Grund etwa sechsmal täglich ausgestrahlt wird.
    Was mich
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