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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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bekommen. Um den zwölften Februar herum hat Jeremy sich immer als bewusster Verweigerer des Feiertagskonsumterrors inszeniert.
    Geizkragen.
    Ich bin mitten in einer Fünferreihe eingeklemmt. Zwei Geschäftsmänner in den Dreißigern sitzen links von mir und rechts eine Frau mit ihrem Kind. Zu schade, dass Wendy schon früher geflogen ist. Immerhin holt sie mich in Heath-row ab, sonst würde ich den Weg zu unserer Pension vermutlich nie finden. Irgendwo in der Tube würde ich verschütt gehen. Ich liebe dieses Wort. Tube, nicht Subway. Yeah! Ich fahre mit der Tube. Erst bleiben wir ein paar Tage in London, dann geht es weiter nach Paris und nach Südfrankreich, es folgen Florenz und Venedig. Oh, und Mailand nicht zu vergessen. Das Original von „Der Kuss“ hängt in Mailand, und es ist sicher ziemlich cool, es so aus der Nähe zu sehen. Aber zuerst muss ich die nächsten fünf Stunden noch totschlagen. Gott sei Dank habe ich mir jede Menge zu lesen mitgebracht, zehn mögliche Manuskripte für „Wahre Liebe“.
    Ich habe meinen gesamten Jahresurlaub genommen, aber ich denke, es ist die Sache wert. Ich fliege nach Europa!
    Die Entscheidung war richtig, glaube ich. Helen hat sich netterweise bereit erklärt zu bleiben, bis ich zurück bin. Ich liebe diese Helen. Sam ist total happy, dass ich nach Boston zurückkomme. Wo sie endlich eine richtige Freundin hat, will sie die auch nicht wieder verlieren. Ich habe ihr gesagt, dass sie ein paar Monate früher ausziehen kann, jetzt wo Iris den Sommer über bei mir ist und wir die Miete teilen. Und wer weiß, was dann ist. Ich könnte verheiratet sein, stimmt’s? Wenn nicht, ist da immer noch Natalie. Vielleicht zieht sie im Herbst bei mir ein.
    Vielleicht auch nicht. Es könnte mir gut tun, mal eine Weile allein zu wohnen, sofern ich mir das leisten kann. In meinem neuen Job verdiene ich etwas besser (juchu!), wenngleich ich auf Grund dieser Reise auch etwas mehr Schulden habe. Naja, dafür ist VISA schließlich da. Sie waren furchtbar nett zu mir, diese Menschen von VISA. Ihnen macht es gar nichts, mir Geld zu leihen. Wenngleich ich auch nicht den ganzen Trip mit dem Plastikgeld bezahle. Nur das Ticket. Mein Weihnachtsgeld und die Therapiereserven sorgen dafür, dass ich das europäische Essen und den Wein genießen kann.
    Und dann gibt es ja auch noch das Zuggeld. Da sie mir mein Gepäck nicht zurückgeben konnten, weil die Flammen es verschlungen haben, musste ich den kompletten Verlust angeben. Dummerweise, äh, waren meine beiden hochhackigen Paar Stiefel in der Tasche. Und, äh, eine Menge CDs, einschließlich der „Chicago Greatest Hits“, zwei „Air“-CDs, der Funky-Mix aus den Achtzigern, eine von „Pretty and Pink“ und eine von den „Spice Girls“. Das war alles wirklich ein unglücklicher Zufall.
    Nachdem ich ein paar Kompromisse eingegangen bin, hatte schließlich auch mein Dad nichts mehr gegen die Reise einzuwenden. So habe ich zum Beispiel erst erzählt, dass ich ganz nach Übersee ziehen werde, und er war sehr erleichtert, als ich ihm sagte, dass es doch nur für ein paar Wochen ist. Ich denke, alles hängt am Ende davon ab, welchen Rahmen man wählt. Meiner Stiefmutter habe ich erzählt, dass es, seufz, für mich an der Zeit wäre, seufz, meinen Geist zu stärken und die Seele auszugleichen. Und dafür scheint mir der Trip nach Europa der richtige Weg. Eine Ergänzung der Therapie. Sie und Oprah hielten das für eine geniale Idee.
    Die letzten Tage habe ich dann wie im Nebel verbracht. Gestern waren Sam, Nat und ich im „Orgasm“. Andrew war blöderweise nicht da. Sicher war es auch ganz nett, mal nur einen Mädelsabend zu haben, aber ich bin doch froh, Natalie eine Weile nicht zu sehen. Sie sagte Folgendes: „Jack, wenn Jeremy mit jemandem ausgeht, würdest du das wissen wollen?“
    Was war das denn für eine Frage? Natürlich würde ich es nicht wissen wollen! Ich will auch nicht, dass er mit jemandem ausgeht. Aber, logisch, wo Natalie die Möglichkeit schon in den Raum gestellt hat, musste ich es wissen. Ich würde explodieren, erführe ich es nicht in der Sekunde.
    „Keine Ahnung, ist mir egal“, sagte ich beiläufig.
    „Erinnerst du dich an meine Freundin Amber?“
    „Was? Er trifft sich mit Amber?“
    „Er
trifft
sie nicht richtig. Sie waren lediglich ein paarmal miteinander aus.“
    „Aber Jeremy hasst Zahnärzte!“
    Diese Information hinterließ einen ähnlich bitteren Nachgeschmack in meinem Mund wie eine Fluorbehandlung. Nicht
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