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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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Möglichkeit, uns noch besser kennen zu lernen. Wir haben ja kaum Zeit miteinander verbracht. Komm schon!“
    „Ich weiß nicht … Ich muss das mit ihrem Vater besprechen. Aber am Ende ist es vielleicht gar keine so furchtbare Idee. So kann ich in Ruhe umziehen.“
    Wir hatten sie so gut wie rum. Wenigstens würde ich so nicht allein leben müssen. Iris wird den Juli und August hier verbringen, und bis dahin sollte ich eine neue Mitbewohnerin gefunden haben. Vielleicht habe ich bis dahin sogar schon einen festen Freund. Vielleicht sogar Andrew. Er könnte Anfang September einziehen …
    Zwei Tage später setze ich Iris am Flughafen ab und fahre danach direkt zu Andrew. Er weigert sich, am Telefon mit mir zu sprechen, gut, aber er wird mich kaum aus seiner Wohnung schmeißen, oder? Ich hoffe, er ist zu Hause. Was für eine Verschwendung, bis nach Cambridge zu fahren und zu merken, dass er nicht da ist.
    Ich parke den Wagen und klingele. Er öffnet die Tür in Jogginghose, einem weißen T-Shirt, Baseballcap und mit einem Blick, der mir sagt, dass er nicht besonders begeistert ist, mich zu sehen.
    „Hi“, begrüße ich ihn.
    „Was willst du hier?“
    „Ich möchte mit dir reden.“
    Er seufzt. „Komm rein.“
    Ich folge ihm in den Flur. Meinen Mantel lasse ich an, weil er mich nicht aufgefordert hat, ihn auszuziehen.
    „Setz dich.“ Er zeigt auf das Sofa.
    Ich setze mich und beschließe, direkt zur Sache zu kommen. „Es tut mir Leid. Du hattest Recht.“
    „Womit?“
    „Ich habe mich erbärmlich verhalten. Ich dachte, ich wollte Jeremy, aber das stimmt nicht. Ich habe es herausgefunden. Ich weiß jetzt, was ich will.“ Kein Vertun mehr. „Ich will dich.“
    „Nein, willst du nicht.“
    „Doch, will ich.“
    „Nein, willst du nicht. Du denkst, dass du mich willst, aber du tust es nicht.“
    Will er mich beleidigen? „Okay, Siegmund Freud, erklär’s mir. Was will ich?“
    „Du willst einen Freund.“
    „Und?“
    „Und ich möchte mit niemandem zusammen sein, der einen Freund will. Ich möchte mit jemandem zusammen sein, der
mich
meint.“
    Das macht keinen Sinn. „Aber ich will
dich
als meinen Freund.“
    „Noch mal, ich möchte nicht mit dir zusammen sein, nur weil du einen Freund willst. Welchen Teil des Satzes verstehst du nicht?“ Er nimmt die Kappe ab, fährt sich mit den Fingern durchs Haar und setzt sie dann wieder auf. „Ich mag dich. Ich mag dich sehr. Du bist klug, du bist hübsch, du bist witzig. Ich mag deine Art, und ich mag mich, wenn wir zusammen sind.“
    „Und ich mag
mich
, wenn wir zusammen sind.“ Wo ist das Problem? Das ist ja wie ein Wettkampf.
    „Aber ich weiß, wenn wir anfangen zu daten, werden wir’s versauen. Du bist noch nicht über Jeremy hinweg. Kannst du gar nicht.“
    „Ich weiß, dass ich nicht mit ihm zusammen sein will. Reicht das nicht?“
    „Nein. Ich will nicht das Sprungbrett sein.“
    „Aber das bist du nicht.“
    „Du musst eine Weile allein bleiben. Sollten wir jemals eine Beziehung führen, muss ich wissen, dass du dich wirklich an mich bindest. Und wie willst du das genau wissen, wenn du nie allein warst?“
    Ich glaube, er hat zu oft Oprah gesehen. Schlägt er vor, dass ich nach Thailand fahren und mich finden soll? Muss man sich doch anschauen, was aus Jer geworden ist: Er kam als Arschloch zurück. Andererseits, das war er auch schon vorher. Ich weiß, ich weiß. Andrew hat Recht. Ein Mensch kann schlecht von einer ernsthaften Beziehung in die nächste hüpfen. Aber allein sein? Ich hasse es, allein zu sein. Die ganze Geschichte dreht sich doch darum,
nicht
allein zu sein. „Wie lange?“
    „Das musst du selbst rausfinden.“
    „Ein Monat?“ Einen Monat halte ich aus.
    „Ich weiß es nicht, Jack.“
    „Zwei Monate?“ Zwei Monate halte ich auch aus.
    „Vielleicht ein Jahr.“
    Ein Jahr? Ist der auf Crack? Ein Jahr allein sein? Aus meinem Gesicht muss nach dieser Bemerkung alle Farbe gewichen sein, denn er lacht und legt eine Hand auf meine Schulter. „So lange ist das auch wieder nicht.“
    Ich schiebe ihn weg. „Was wirst du machen, wieder zu Jess zurückgehen?“
    „Nein, ich habe die Sache mit Jess beendet, weil es bei uns nicht funkt. Ich weiß auch nicht, warum, aber es funkt nicht. Bei dir und mir, da funkt es. Aber es ist nicht die richtige Zeit.“
    „Als Nihilist hast du mir besser gefallen.“
    Er zuckt die Schultern.
    „Ich sollte jetzt wohl fahren“, sage ich und gehe zur Tür. „Ich denke, wir hören uns dann so in
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