Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Titel: Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen
Autoren: Wolfgang Wissen
Vom Netzwerk:
erwähnte Stadt in direkter Nachbarschaft zu einer gewissen Landeshauptstadt liegt, von der behauptet wird, dass deren Einwohnern eine Currywurst nur mit ordentlich Blattgold drüber schmeckt und dass den Babys Swarovski-Steinchen auf den Schnuller getackert werden?
    Die Bewohner dieser Stadt lassen sich einteilen in „ carlsplatz-bodenständig“ und „kö-schickimicki“. In der ersten Kategorie heißt man gerne Heinz und Trudi Becker und isst sich „e Wöschke op dr Hand“ ( ein Würstchen to go ), in der zweiten heißt man Tussi Toll und Charly Chic – und isst eben lieber am Tod durch Ertrinken in Olivenöl dahin geschiedene Zucchinischeiben.
    Und weil in dieser Landeshauptstadt, die die Moderatoren eines Kölner Jugend -Radiosenders mit einem langgezogenen „üüüü“ hinter dem „D“ und vor dem „sseldorf“ aussprechen, immer weniger Platz ist, zieht es die Tussis und Charlies immer öfter ins Umland – und ihren Lieblingsitaliener bringen sie dummerweise dann gleich mit …
    Und so geht man durch die Straßen der mittelgroßen Kleinstadt und sieht alle hundert Meter ein rot-weiß-grün gestyltes Lokal, aus dem wahlweise „La donna e mobile“ oder „Ma ma ma Mamma Maria“ dröhnt. Und an dem liebevoll eingedeckten Tischchen, das davor auf dem Bürgersteig steht (für mehr als eins reicht die Konzession anscheinend nie), sitzen: der wartende Maestro de la Cucchina und die Kellnerin – weil drinnen gähnende Leere herrscht und beide herzlich wenig zu tun haben.
    Aber macht nix: Es gibt Gäste, die kommen garantiert regelmäßig – die Freunde aus Sizilien, die ihr „Taschengeld“ abholen kommen. (Warnung an la Famiglia: Bleibt mir wech, ich hab nix! Is‘ alles auf Zypern!)
     
    Apropos Gäste…
     

Sechstens
     
     

Von Fahrrädern, Bussen und Kaugummi
     
    Gäste hat man ja nicht nur gern zu Hause, die sieht man auch anderswo schon mal … aber das nicht immer gerne. Vor allem dann nicht, wenn man es mit einem Exemplar von Fahr gast zu tun hat, wie ich ihn häufiger in Bussen sehe, mit denen ich des Winters gezwungen bin zu fahren. Denn weil ich so nachtblind bin, dass ich bei Dunkelheit nur noch eindimensional sehe, würde ich mit dem Fahrrad, das ich von März bis September für den Weg zur Arbeit nutze, zum Kaninchenkiller werden. Oder zum Chihuahua-Mörder. Alles was kleiner ist als ein Elefant, das würde von den Reifen meines Rades gnadenlos zur Flunder gewalzt – es erscheint mir schlicht als platter, bunter Fleck auf grauem Straßenasphalt, über den ich tumb drüber rumpele. Leider trifft das auch auf nicht lebende Dinge zu. Wo ich denke, da ist eine abgesenkte Bordsteinkante, da ist oft eine, die genau das eben nicht ist – und ehrlich, es ist ein Scheißgefühl, wenn das Fahrrad abrupt stoppt und man selbst im hohen Bogen über den Lenker schießt…
    Aber ich schweife ab, denn das war ja gar nicht das Thema. Also zurück z um busfahrenden Radfahrer.
    Dummerweise erlaubt das hiesige Verkehrsunternehmen nämlich, das s man in Bussen sein Fahrrad mitnehmen darf, so es denn die Situation im Fahrzeug erlaubt.
    Natürlich erlaubt sie das immer … frei nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht.
    Da kann so ein Bus schon voll sein wie eine Tunfischdose – egal, das Rad muss mit rein! Die anderen Fahrgäste verdrehen maximal dezent die Augen, aber sagen tut keiner was – man ist ja in Deutschland, da hat man das Duckmäusertum in den letzten 70 Jahren bis zur Perfektion trainiert.
    Und was so ein richtig professioneller Busfahrer ist, der guckt in schwierigen Momenten eh konzentriert aus dem Fenster und kriegt nix mit von dem, was im Fahrzeug vor sich geht. Also immer rin in die gute Stube mit dem Drahtesel, auch wenn‘s Tote und Verletzte gibt…
    Und jener Herr, um den es hier gehen soll , der gehört zur besonders rabiaten Sorte. Nicht nur, dass sein Fahrrad mindestens 40-Zoll-Reifen haben muss, so viel Platz wie das wegnimmt, nein – der Herr selbst muss auch noch Platz finden. Nix mit stehen bleiben und aufpassen, dass das Gefährt nicht umkippt und im Fallen andere Fahrgäste mit zu Boden reißt – nööö, man nimmt noch ein bisschen Platz mehr weg, indem man einen dieser Sitze aufklappt, die für Mütter mit Kinderwagen (von denen, wenn man so richtig viel Glück hat, zeitgleich mit dem Rad auch noch zwei bis drei im Bus sind) gedacht sind und setzt sich bräsig drauf.
    Wer jetzt denkt, dass damit schon das ganze Repertoire an Egoismus verbraucht ist –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher