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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree
Autoren: Mirinda Jarett
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weder von Jack noch von ihrem Bruder, und jetzt war sie dazu verdammt, mit den Franzosen zu fahren.
    »Eine kleine Feier, Sie verstehen«, sagte Boucher. Verlegen räusperte er sich und streckte ihr ein zerknittertes Bündel blauer Seide entgegen. »Ich möchte Sie bitten, dies für mich zu tragen, mademoiselle.« Sein Blick glitt vielsagend über ihr zerlumptes Kleid. »Ihre eigene Kleidung ist nicht länger angemessen.«
    Mit beiden Händen breitete er die muffig riechende Seide vor sich aus und Désirée erkannte, daß es ein Kleid war, geschmacklos überladen und noch voller Flecken von der letzten Trägerin.
    Sie sah erst das Kleid an und dann Boucher. »Sie erwarten von mir, daß ich das anziehe und mit Ihnen gehe?«
    »Oui, oui, mademoiselle«, sagte er. »Ein Zeitvertreib, eine freundschaftliche Geste, mehr nicht. Ich dachte, Sie wären erfreut über etwas Abwechslung. Und leider, mademoiselle, werde ich morgen wieder in den Krieg zurückkehren.«
    Er seufzte betrübt und hätte damit vielleicht die Sympathien anderer mademoiselles gewonnen, bei Désirée erntete er jedoch nur Verachtung. »Gute Nacht, Kapitän«, sagte sie schroff. »Genießen Sie Ihre kleine Feier. Ich bin sicher, Sie werden an Land andere Frauen finden, die gefügiger sind als ich.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu. »Aber ich will keine anderen Frauen, mademoiselle. Ich will Sie, die eine, die gut genug für Herendon war!«
    Sie wich mit einem höhnischen Lachen zurück. »Ist es das?« fragte sie. »Sie wollen ihn durch mich verletzen? Wenn Sie glauben, daß ich gut genug für Jack Herendon bin, Kapitän Boucher, dann werden Sie verstehen, daß ich ihm lieber treu bleiben möchte.«
    »Sie sind zu stolz für mich, wie?« sagte er, und in seinen Augen funkelte es gefährlich, als er die Seide zusammenknüllte. »Eine amerikanische Schlampe, die sich für zu gut hält für Jean Boucher? Ich bitte Sie nicht um Ihre Gesellschaft, ma chère, ich habe auch meinen Stolz. Und was noch viel wichtiger ist, ich habe Sie. Aber lassen Sie mich Ihnen noch eines sagen, meine stolze mademoiselle. Der feine gentilhomme, auf den Sie all Ihre Hoffnung gesetzt hatten, hat Sie schon im Stich gelassen. Er kümmert sich nur um sich selbst, und er würde Sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zurücklassen. Und dann, mademoiselle, werden Sie wünschen, meine Freundschaft nicht zurückgewiesen zu haben.«
    Er schlug die Tür zu. Désirée blickte starr auf den schmalen Lichtstreifen, der die verschlossene Tür umrahmte. Bouchers Worte hallten noch in ihren Ohren. Der feine Herr, dem sie vertraut hatte, hatte sie schon im Stich gelassen. Er kümmerte sich nur um sich selbst, und er würde sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zurücklassen.
    Was könnte er anderes gemeint haben, als daß der feine Kapitän Lord John Herendon es abgelehnt hatte, ein Lösegeld für sie zu zahlen?
    Sie sank auf das schmutzige Stroh auf dem Boden und barg das Gesicht in den Händen. In den einsamen letzten Wochen hatte sie Gelegenheit gehabt, jeden Augenblick, den sie mit Jack verbracht hatte, noch einmal zu durchleben, von dem ersten Abend, an dem er im Salon in Providence auf sie gewartet hatte, bis zu ihrer letzen gemeinsamen Nacht in dem Haus auf Rosewell.
    Sie dachte an alles, was sie gemeinsam erlebt hatten.
    Freude und Trauer, Lachen und Weinen, vor allem aber an die Liebe und Leidenschaft, die er in ihr Leben gebracht hatte. Abgesehen von dem, was er ihr über Obadiahs Tod erzählt hatte, war er immer aufrichtig zu ihr gewesen. Er hatte ihren Erinnerungen an den Bruder zugehört, und er hatte an ihrem Bett gesessen, als der Kummer sie in Minnies Haus überwältigt hatte. Egal, was Macaffery ihr gesagt hatte, sie glaubte immer noch daran, daß Jack sich etwas aus ihr machte.
    Je mehr sie über das nachdachte, was er ihr über den Tod seiner Schwester erzählt hatte, desto besser verstand sie, warum die Marine ihm so viel bedeutete. Es war nicht der Ruhm, wie er ihr es einst erzählt hatte, und auch nicht das Blutvergießen, was sie einst befürchtet hatte. Tief in dem heldenhaften Kapitän Herendon steckte immer noch der kleine Junge, den man von zu Hause verbannt hatte. Und der kämpfte noch immer um Anerkennung und Respekt durch den Dienst in der Marine, die ihn aufnahm, als sein Vater ihn hinausgeworfen hatte.
    Nachdem ihr das klargeworden war, konnte sie auch verstehen, daß er keine andere Wahl gehabt hatte, als ihr diese Geschichte über Obadiah zu
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