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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree
Autoren: Mirinda Jarett
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Doch ehe ihr die Freude zu deutlich anzumerken war, zog er sie in einer rauhen Umarmung an sich.
    »Laß dich nicht gehen, Schwesterherz, oder es ist aus mit uns«, sagte er leise. »Du hast einen schlechten Platz für ein Familientreffen gewählt.«
    Sie klammerte sich an seine Schultern in dem Bemühen, die Vorstellung glaubhaft zu machen. »Wir? Wer ist noch da?«
    »Was glaubst du, wer dreist genug ist, den Franzosen eine Fregatte vor der Nase wegzustehlen?« Er tanzte mit ihr langsam auf den Gang zu, wo die beiden Musiker hockten. »Dein blonder Lord natürlich.«
    »Wo?« Ihr Kopf fuhr herum, und sie suchte nach Jack, bis Jeremiah sie an seine Brust zog.
    »Er ist hier, mach dir keine Gedanken«, sagte er grob. »Obwohl Gott allein weiß, was er tun wird, wenn er dich sieht.«
    »Jack ist gekommen«, sagte sie glücklich. »Ich dachte, ihm würde nicht genug an mir liegen, um das Lösegeld zu zahlen, und jetzt ist er selbst gekommen.«
    »Sei still, du Dummchen, nichts dergleichen hat er getan. Wir haben nie eine Lösegeldforderung bekommen, sonst wärest du schon längst bei uns gewesen. Wir dachten, du seist tot, zusammen mit Macaffery ertrunken.«
    Sie blickte auf. »Wie kann ich tot sein, wenn ich ...« Da erblickte sie über die Schulter ihres Bruders hinweg den Flötenspieler. Er trug einen langen Rock mit zerlumpten Ärmeln und halbabgerissenen Knöpfen, und der breitrandige Hut beschattete sein Gesicht. Doch Désirée hätte Jack überall erkannt, und es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, nicht seinen Namen zu rufen und zu ihm zu laufen.
    »Ah, du hast ihn also entdeckt«, sagte Jeremiah enttäuscht, als er sie ansah. »Mach nicht so ein dummes Gesicht und hör mir zu, Désirée, denn später haben wir keine Zeit für Erklärungen.«
    Doch ehe er fortfahren konnte, erklang der schrille Ton einer Pfeife vom Deck über ihnen. Unvermittelt brachen Jack und der Fiedler ihr Spiel ab, und während die Tänzer sich zu ihnen umdrehten, um sich zu beschweren, warfen die beiden Musiker ihre Instrumente weg und zogen breite Entermesser unter ihren Mänteln hervor. Auch andere Männer waren plötzlich bewaffnet, und während die Frauen kreischten und Betrunkene nach ihren Waffen suchten, ging der Kampf los. Blitzende Klingen durchschnitten die Tabakwolken. Zu Désirées Überraschung hielt auch Jeremiah jetzt einen Degen in der Hand. Er faßte sie um die Taille und hob sie zu Jack hinauf.
    Erst Schreck, dann Freude waren auf Jacks Gesicht zu lesen, als er erkannte, daß Désirée hier bei ihm war.
    »Désirée, du lebst«, keuchte er, und seine Worte gingen unter in dem tosenden Lärm um sie herum.
    Sie streckte die Arme nach ihm aus, und er schob sie zurück aus der Reichweite eines Franzosen, der das abgebrochene Ende einer Weinflasche schwang. Jacks Entermesser fuhr in die Brust des Mannes, und mit einem Schrei stürzte er zurück. Désirée war noch vor Entsetzen wie gelähmt, als Jack sie mit sich zu der Leiter zog, die auf das Oberdeck führte.
    Pistolenschüsse wurden abgefeuert, hallten über die Schreie und Rufe hinweg und waren in dem geschlossenen Raum zwischen den Decks zu hören. Pulvergeruch vermischte sich mit Tabakrauch. Désirée versuchte, ihren Bruder ausfindig zu machen, aber er war in dem Meer von kämpfenden, ineinander verschlungenen Leibern nicht zu entdecken. Sie trat auf etwas Weiches, das unter ihren Füßen nachgab, und merkte zu spät, daß es ein verwundeter Mann war.
    »Schnell, Désirée, beeil dich!« rief Jack, während er sie hinauf zum Oberdeck zog. An der Luke standen noch mehr Engländer, die ihre Kameraden zu sich hinaufließen und die Franzosen unbarmherzig mit Entermessern und Spießen niederkämpften. Dunkle, reglose Gestalten lagen auf dem Deck, die Leichen der französischen Wachen, die auf ihren Posten überrascht worden waren. Die Panthère bewegte sich langsam von der Werft weg, und als Désirée aufblickte, sah sie weitere Männer von der Besatzung der Aurora.
    Noch immer zog Jack sie mitleidlos hinter sich her und wollte sie auch nicht gehenlassen, als er den Gang zu den Kajüten entlangeilte. »Wir müssen Boucher finden«, sagte er. »Er muß in seinem Quartier sein.«
    »Er ist nicht hier«, rief Désirée atemlos. »Er ging zum Essen an Land.«
    Fluchend blieb Jack stehen, das blutverschmierte Entermesser noch immer in der Hand. Désirée hatte ihn noch nie zuvor so gesehen. Jeder Muskel und jeder Nerv waren angespannt von dem Kampf ums
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