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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind
Autoren: K. H. Scheer
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dem anderen, innerlich unterschied er sich von mir wie die Nacht vom Tage.
    Obwohl er länger als ein Jahr mit meiner Verhaltensweise vertraut gemacht worden war, unterliefen ihm immer wieder Fehler. Sie waren winzig und von Außenstehenden auf keinen Fall als solche zu erkennen, aber ich bemerkte sie.
    Als im Januar 2011 der atlantische Wissenschaftler Tafkar mit einem Zeitdeformator in die für ihn gültige Zukunft reiste und in unserem Jahrzehnt ankam, wurde Normans versehentlich an meiner Stelle entführt. Ich konnte mich noch lebhaft an Tafkars ironisches Lächeln erinnern, als er mir in der Mondfestung Zonta-City unterbreitete, weshalb er mein Double augenblicklich durchschaut hätte.
    Dieses Ereignis beunruhigte mich. Allerdings, ich traute keinem der in Genf anwesenden Delegierten zu, auch nur annähernd Tafkars einmalige Fähigkeiten zu besitzen.
    Es konnte also sein, daß Normans nicht einmal erfahrenen Männern wie dem russischen Geheimdienstchef Gregor Iwanowitsch Gorsskij oder dem Chinesen Huan-Ho Feng auffiel.
    Beide kannten mich persönlich, aber Normans war sicherlich in der Lage, diese Täuschung perfekt durchzuführen. Er wurde nur dann übermütig, wenn er sich zu sicher fühlte. Hannibals Doppelgänger, Leutnant Jaco M. Halferty, war seelisch ausgeglichener als Normans. Halferty würde seine Rolle besser darstellen können, als es mein Double konnte.
    Die Männer trugen keine durchschaubaren Masken, sondern waren unter einigen hunderttausend Menschen ausgesucht worden. Operative Veränderungen, die bis zur Kürzung der Ober- und Unterschenkelknochen reichten, hatte genaue Ebenbilder entstehen lassen. In der Hinsicht war kein Verrat zu befürchten.
    Wenn man allerdings eine Möglichkeit gefunden haben sollte, die Doubles parapsychisch zu testen, würde man feststellen können, daß sie keine Telepathen waren. Das hatten ihnen unsere Biochemiker und Transplantationschirurgen nicht mit auf den Weg geben können. Wir dachten nur an eine solche Testmöglichkeit; für wahrscheinlich hielten wir sie nicht!
    Der Alte hatte jedenfalls darauf bestanden, die beiden GWA-Schatten HC-9 und MA-23 nicht persönlich auftreten zu lassen. Warum er es nicht wollte, war uns auch ohne telepathische Gedankenspionage klar.
    Reling dachte an den rätselhaften Tod des Calthur-Wissenschaftlers Kharon Dalphere. Der Mann war mitten in einem russischen Geheimdienstzentrum ermordet worden. Womit, wußten wir noch nicht; über das Wie gab es keinen Zweifel.
    Er hatte sich plötzlich aufgebäumt und war an einem Gehirnschlag verstorben. Nach der Obduktion stand es fest, daß unsere Todesschläfer daran unschuldig gewesen waren, denn Dalpheres Gehirn war im Sinne des Wortes zu Asche verbrannt. Wir nah men an, daß es sich um eine Art von Selbstmord- oder Ritualwaf fe handelte, die entweder von Dalphere selbst oder von seinen Sek tenbrüdern gezündet worden war. Zweifellos hatte jemand verhindern wollen, daß man dieses geniale Gehirn näher untersuchte. Wir hätten uns ebensowenig davon abhalten lassen wie Gregor Gorsskij, denn jeder der Geheimdienstchefs hätte auf alle Fälle erfahren wollen, warum der Wissenschaftspriester des Sehenden Calthur vorübergehend an unseren Todesschläfern erkranken konnte.
    All das war aber kein plausibler Grund, Hannibal und mir die Reise zur Sondersitzung der Internationalen Abwehrkoalition zu verwehren. Wir waren nach Genf befohlen worden; und da wir daran gewöhnt waren, eine ordnungsgemäße und logisch begründete Anweisung zu befolgen, sahen wir eigentlich keine Veranlassung, unsere Doubles zu schicken. Für gefahrvolle Ersatzaufgaben waren sie ohnehin nicht geeignet.
    Als Reling keinen bestimmten Grund für die Abweichlösung nennen konnte, hatte ich ihn telepathisch sondiert. Zu meiner Verblüffung konnte er wirklich keine stichhaltigen Argumente anführen.
    Er folgte lediglich seinem Instinkt – seiner untrüglichen »Na se«, mit der er gewissermaßen die GWA gegründet und zur mächtig sten Geheimdienstorganisation der Welt aufgebaut hatte.
    Dagegen gab es keinerlei Einwände! Wenn sich der Alte auf seine »Nase« berief, dann hatte die Logik zu verstummen.
    Sein Instinkt war auch dafür verantwortlich, daß wir die Nordlandfestung SMARAGD bezogen und das HQ in Washington indirekt aufgegeben hatten.
    Es war durch unsere Elektroniken, an deren Spitze der positronisch-elektronische Rechengigant PLATO stand, zu einigen Fehlprognosen gekommen. Unter anderem hatte der bislang tadellos
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