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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind
Autoren: K. H. Scheer
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daher unbemerkt durch Atom-U-Boote stattfinden. Die Art Ihrer Ankunft war unorthodox, gewissermaßen hochverräterisch. Wir mußten jedoch das Risiko einer zufälligen Ortung in Kauf nehmen.«
    »Mir wird Ihre Eile verständlich, Steamers.«
    Er nickte mir zu und deutete auf einen herbeirollenden Elektrowagen.
    »Bitte, nehmen Sie Platz. Sie werden wohl nicht meilenweit marschieren wollen. Natürlich fragen Sie sich, warum ich Ihnen trotz unserer offensichtlichen Zeitnot wortreiche Vorträge halte.«
    Wir schwiegen und kletterten in den flachen Wagen. Der Fahrer war ein aktiver GWA-Schatten in Zivilkleidung. Wir kannten ihn nicht. Er sprach kein Wort.
    Steamers setzte sich hinter uns und legte die Ellenbogen auf die Lehne des Doppelsitzes. Vor uns glitten stählerne Türen auseinander. Dahinter lag eine große Halle, in der zahlreiche Transportwagen, aber auch atomgetriebene Allzweckpanzer standen. SMARAGD wurde immer beeindruckender.
    »Die hiesigen Einrichtungen waren für den Ernstfall gedacht«, erklärte Steamers weiter. »Flugverbindungen waren niemals erlaubt, wenigstens nicht in einem ortungsträchtigen Umfang.«
    »Reden Sie nicht so geschwollen«, seufzte der Kleine. »Steamers, worum geht es? Die Großartigkeit des Stützpunkts, der in Wahrheit eine autarke Überlebensfestung für mindestens achttausend Mann sein dürfte, interessiert uns nur am Rande. Wir haben übrigens darauf verzichtet, Ihren Gedankeninhalt zu sondieren.«
    »Hm, es scheint so. Nein, nein – das war nicht diskriminierend gemeint.«
    »Ihr Glück. Also, was ist los? Es wird allmählich Zeit, daß wir …«
    »Deshalb habe ich Sie abgeholt«, unterbrach Steamers. »Wir rechnen stündlich mit der Einberufung einer außerordentlichen Sitzung der Internationalen Sicherheitskoalition. Moskau hat bereits einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Sie, meine Herren, dürften offiziell nach Genf befohlen werden, um sich dort vor den Mitgliedern der ISK zu verantworten.«
    Ich fuhr auf meinem Sitz herum, als hätte mich eine Natter gebissen.
    »Was sollen wir?« erkundigte ich mich verblüfft. »Verantworten?«
    Steamers blickte starr nach vorn. Der Wagen schwenkte auf eine Serpentinenstraße ein und summte tiefer in den Naturfels der Insel hinein.
    »Nicht nur verantworten, Konnat! Es ist sicher, daß der russische Geheimdienstchef Gregor Gorsskij eine handfeste Anklage gegen Sie erheben wird. Man wird Sie beschuldigen, die Gesundheit und den Fortbestand der Menschheit gefährdet zu haben. Man weiß, daß Sie und Utan in der Atlantischen Epoche die von den Marsianern seinerzeit abgeregneten Todesschläfer gewissermaßen im Griff gehabt haben. Diese aus dem Milchstraßenzentrum stammenden Erreger rufen bei entsprechender Bestrahlung die Gehirnpest hervor. Man glaubt, daß Sie für das Auftauchen frischer Bakterien in unserer Jetztzeit verantwortlich sind, denn Sie konnten mit dem Zeitdeformator die Epochen überspringen.«
    Steamers lächelte seltsam. Er wußte, welche Ungeheuerlichkeiten er ausgesprochen hatte. Deshalb fiel meine Antwort sachlich aus.
    »Sie wissen besser als wir, daß einige GWA-Wissenschaftler auf Anweisung des Chefs Todesschläferkulturen in unsere Jetztzeit mitgenommen haben mit dem Ziel, die voraussichtlichen Auswirkungen zu testen.«
    »Sie sagen es! Ich selbst habe einige Stahlbehälter befördert. Die Erreger wurden in den GWA-Labors jener Gravitationskonstante ausgesetzt, unter deren Einfluß sie wieder lebensfähig werden. Wir stellten fest, daß die sogenannte Langzeitwaffe des marsianischen Oberbefehlshabers Saghon nur auf die völlig andersartigen Gehirne denebischer Invasoren wirkt. Im diffizilen, hochempfindlichen Zellverbund eines nichtmenschlichen Denebers erzeugen die aktivierten Todesschläfer in der Tat ein Krankheitsbild, das man als unheilbare Gehirnpest bezeichnen könnte. Menschen werden jedoch nicht davon betroffen! Ein normaler Schnupfen schädigt einen Erdgeborenen mehr als die von marsianischen Bakteriologen entdeckten Erreger. Wir sahen demzufolge bis gestern nicht den geringsten Grund, die Existenz unserer Testkulturen zu verheimlichen oder sie unter Alpha-Verschluß zu nehmen. Zahlreiche Experten aus aller Welt erhielten schon vor drei Wochen Gelegenheit, sich nach eigenem Ermessen mit den Bakterien zu beschäftigen. Dies allerdings nur in unseren GWA-Labors.«
    Ich schaute ihn betroffen an. Hannibal schloß die Augen und atmete plötzlich schwerer.
    »Sie haben mich belauscht«, stellte Steamers
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